Gebet eines Obdachlosen zu Weihnachten



Wie kalt ist diese Heilige Nacht.
Wie müde ist mein Leib.
Hast Du denn nicht an mich gedacht?
Hab kein Heim, kein Weib,
an dem ich mich wärmen kann.
Hätte gern ein wärmend Bad,
würde auch so ab und an
wechseln meine Kleider.

Doch fehlt die Kraft, es fehlt das Geld,
hab nichts zum leben, leider.
Halte ich bittend die Hände auf,
um Almosen zu erhoffen,
gehen alle Menschen ihren Lauf,
denken, ich sei besoffen.

Herr, hilf mir in meiner Not,
schenk mir heut Nacht ein Dach,
sonst bin ich sicher bald schon tot,
warum ist mir das angedacht?

Hab ich mich nicht immer gut betragen,
perfekt erledigt meinen Beruf?
Bis man mein Weib zu Grabe getragen.
Ab da folgte ich der Straße Ruf.
Verfehlt habe ich des Lebens Ziel,
bereue es jetzt zutiefst.
Wäre es denn jetzt zu viel,
wenn Du mich einfach riefst?

Ich will keine Feier, keinen Stein,
ich will nur in den Himmel.
Nur etwas, das wäre fein:
Hol mich auf einem prächtigen Schimmel.

Lieber Gott, bitte hab Erbarmen
und hole mich in dieser Heiligen Nacht.
Ich wäre Dir unendlich dankbar.

Amen

© Christiane Rühmann

Weihnachten - der Sinn



So innig das Gefühl zu diesem Feste,
so stark der Wunsch, zu geben nur das Beste,
so stark mein Wille, alle zu erfreuen,
so arg mein Wunsch, es würde schneien,
so tief ist meine Neigung zur ‚Heiligen Nacht‘.
Haben wir begriffen, den tiefen Sinn
oder geben wir uns nur dem Konsumwunsche hin?
Haben wir überhaupt jemals verstanden
oder ist uns alles gekommen abhanden,
was der Sinn des Festes ist?
Ich liebe es jedoch so wie es ist,
lasse Erinnerungen schweifen,
die meine Seele gerührt streifen.
Denk an die Zeit, die ich erlebt,
als das Christkind über mir schwebt
und mit frohem Engelsgesang
die Kindheit in mir lebte,
mein Herz vor lauter Freude bebte,
in Erwartung auf das Fest.
Ein Gefühl mich jetzt begreifen lässt,
dass jedes Weihnachten ein Fest war,
voller Besonnenheit und Liebe gar.
Bemerke still und heimlich –
und es ist mir nicht mal peinlich,
dass eine Träne rinnt über mein Gesicht.
Schönere Weihnachten gibt es nicht,
als die, die ich erlebte,
als ich noch in der Kindheit lebte.
Drum gilt heute mein Bemühen,
gleiches Empfinden zu versprühen,
meiner eigenen Familie anzutun,
in selbiger Erinnerung aus zu ruhn,
wenn sie einmal sind wie ich,
alternd und gebrechlich.
Ich bitte Euch – vergesst mich nicht!
Tragt doch auch des Festes Schein
weiter in die Welt hinein.
Gedenkt Meiner und meinen Reimen,
möge das Gute in Euch keimen…
© Christiane Rühmann

Ich bin ein Mensch



Ich bin ein Mensch mit vielen Fehlern.
Ich bin ein Mensch mit viel Gefühl.
Ich bin ein Mensch mit Nachsicht.
Ich bin ein Mensch mit Vorsicht.
Ich bin ein Mensch voller Leben.
Ich bin ein Mensch mit Schwächen.
Ich bin ein Mensch voller Liebe.
Ich bin ein Mensch mit Einsicht.
Ich bin ein Mensch voller Lebenslust.
Ich bin ein Mensch voller Lebensldurst.
Ich bin ein Mensch.

© Christiane Rühmann

Lachen


Das Schönste im Leben von Eltern
ist gesundes Kinderlachen.
Da gefällt es noch den “ÄLTEREN”,
wenn Kinder Blödsinn machen.

Das lässt im Lauf´´ der Jahre nach,
dann nennt man es auch “albern”.
Man trägt es lange denen nach,
wenn sie im Alter noch “kalbern”.

Nimm Dir das Recht
und bewahr Dir Deine Freud´.
Die Welt ist doch so schlecht
und nur geprägt von Leid.

Oft hilft ein fröhliches Lachen
Dir über vieles hinweg.
Du mußt nur den Anfang machen,
behalt es nicht versteckt!

Ein Lachen kann vieles erreichen,
steckt Andere gar an,
kann viele schlechte Laune begleichen,
was niemand erklären kann.

Für´s Gemüt ist´s auch noch gesund,
wenn lachend Du durchs Leben gehst.
Drum verzieh nur Deinen Mund,
bevor Du Dir auf der Lippe stehst.

Auch wenn Dich niemand verstehen kann,
halt´ mit dem Lachen niemals an!

© Christiane Rühmann

Intelligenz



Ich verfüge über eine gewisse Intelligenz.
Nur reicht sie oftmals nicht dazu,
alle Menschen zu verstehen.

© Christiane Rühmann

Video zu meiner zweiten Buchvorstellung 'Seelenblick und Lebenslust'

Hier ist also das neue Video zu meiner zweiten Buchvorstellung Schaut mal rein.

Über ein nettes 'Mag ich' bei youtube würde ich mich sehr freuen.

http://youtu.be/sE54zMZmPP4

Eure Chris

Lebensberatung


„Lebensberatung Christiane Rühmann“

Ich leite eine Agentur für Fragen und Antworten in jeder Lebenssituation.

Ihr glaubt ja gar nicht, was einen da so erwartet.

Die Menschen haben wohl keine andere Aufgabe im Leben, als sich nur durch Ratschläge durchs Leben bringen zu lassen.

Mein Telefon steht nicht still:

„Hallo, ich heisse Elisabeth Kramer, ich habe einen Hund, der nicht mehr vor die Türe will. Das Wort ‚Gassi‘ kann ihn nicht mehr reizen. Was soll ich denn nur tun?“

„Wie alt ist Ihr ‚Kö..‘…ääähh Hund, wie heisst er denn gleich, denn?“

„Struppi ist 17 Jahre alt und recht mollig. Wissen Sie, ich bin auch nicht mehr die Jüngste, bin jetzt 83 und es fällt uns beiden immer schwerer, unsere täglichen Spaziergänge zu machen…. Was raten Sie uns denn?“

Mir stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Was soll ich ihr raten? Ich überlege kurz und frage sie, wie groß denn ihre Wohnung sei. Sie antwortet wie aus der Pistole geschossen:

„Wir besitzen ein Haus mit einem Garten von 700 qm!“

„Wo, liebe Frau …äähh, Kramer, liegt denn Ihr Problem bitteschön? Sie haben doch auch sicher einen Gehilfen, der Ihr Grundstück pflegt, oder?“

„Ja, das habe ich, aber was hat er damit zu tun?“

„Ganz einfach: Ihr Struppi kann doch in den Garten, oder? Die kleinen Geschäfte fallen eh nicht auf und die größeren müssen Sie auf der Straße ja auch wegmachen. Wenn Sie Struppi jetzt in den Garten gehen  und seine Geschäfte machen lassen, bekommt der Gärtner die kleineren Erledigungen sowieso nicht mit und für die geschäftsmäßig grßeren Objekte zahlen Sie ihm einfach 10 € mehr, damit er die ‚Häufigkeiten‘ entsorgt. Was halten Sie davon?“

„Oh, Frau Rühmann, Sie sind genial, das ist eine tolle Idee. So werde ich es machen. Vielen Dank. Bitte teilen Sie mir noch Ihre Kontonummer mit, damit ich Ihnen Ihre Empfehlung bezahlen kann.“

Das hörte ich gerne. Das Telefon klingelt erneut.

„Christiane Rühmann, Lebensberatung zu allen Fragen.“

„Schröder, Marcel Schröder. Ich bin der Lebensgefährte von Ihrer Freundin Marions Schwägerin Nicole. Marion hat gemeint, Sie könnten mir evtl. einen Rat geben. Ich glaube, Nic hat einen Lover und darüber bin ich total unglücklich. Ich kann machen was ich will, alles ist falsch! Sie ist launisch und ärgert sich, wenn ich nicht so spure, wie wir es in der Zeit, also in den letzten 6 Jahren, wo wir zusammen sind, gehandhabt haben. Neuerdings ist alles falsch, was ich tue. Haben Sie einen Rat?“

„Marcel, ich darf Dich doch Marcel nennen? Seit wann geht das denn so?“

„Etwa seit 8 Wochen. Ich habe keine Erklärung dazu. Sie benimmt sich total bescheuert. Das ist nicht meine Nicole. Manchmal verschwindet sie sogar ins Bad…..“

„Ach Marcel, das ist immer so bei Mädels, die schwanger sind. Die Hormone spielen verrückt, Schweiß bricht aus, Streit häuft sich und die Gänge ins Badezimmer häufen sich…“

„Was willst Du damit sagen Chris? Denkst Du sie ist…., wir sind…, ich meine sie könnte schwanger sein?“

„Ja Marcel, frage sie. Geht zum Arzt. Die Symptome sind eindeutig. Viel Erfolg!“

„Yippieeh!!! ….Äaahh, die Überweisung erfolgt in den nächsten Tagen…! Ciao Chris und danke…!“

Ich grinse. Ist das nicht schöööön? Es klingelt erneut:

„Lebensberatung Christiane Rühmann, was kann ich für Sie tun?“

„Hier ist Leoni. Du kannst Du zu mir sagen. Ich bin 11 Jahre.“

„Hallo Leoni. Was kann ich denn für Dich tun?“

„Ich habe einen kleinen Bruder, Kevin. Er ist krank. Kevin hat keine Haare mehr. Er hat Krebs. Du kennst uns doch aus dem Park. Da gehst Du immer mit „Balto“, Deinem kleinen schwarzen süßen Hund spazieren. Kevin und ich haben ihm auch schon Stöckchen werfen dürfen. Erinnerst Du Dich?“

„…bist Du das kleine Mädchen, das seinen Bruder immer im Rollstuhl schiebt?“

Mein Gedächtnis begann zu arbeiten. Ich erinnerte mich an die Kinder. Ich war ihnen oft begegnet im Park. Normalerweise mag Balto keine Kinder. Hier hatte er aber merkwürdigerweise anders reagiert. Er hatte sich an den Rollstuhl des kleinen Jungen herangeschlichen,mit dem Schwanz gewedelt,  geschnuppert und sich plötzlich auf die Hinterpfoten aufgestellt, um dem Jungen seine Hände zu lecken.

Mir kamen damals Tränen in die Augen. Da Balto aber nur wochenweise bei mir lebt, habe ich das bald vergessen, denn seit meiner eigenen ‚irritierten Gesundheit‘ beschäftigten mich andere Dinge, wobei Balto doch eher als Therapie für mich selbst diente.

Nun wurde ich also wieder an das Geschwisterpaar erinnert und auf die traurigen Umstände aufmerksam gemacht, als die zaghafte Stimme am Telefon meinte:

„Kannst Du uns helfen? Kevin will doch nur einmal noch, bevor er stirbt, ein eigenes Feuerwerk haben. Nur für sich, auch wenn nicht Silvester oder so was ist….“

Ich fingerte nach einem Taschentuch, ließ mir jedoch meine Emotion nicht anmerken.

„Leoni, kann ich vielleicht darüber auch mit Deiner Mutter sprechen?“

„Nein, nein, das möchte ich nicht! Bitte, Mama ist sowieso so traurig, seit Papa uns verlassen hat. Es soll eine Überraschung sein – für Kevin! Deine Telefonnummer habe ich von unserer Nachbarin bekommen, Du weißt schon, Baltos Freundin, die Tina, mit der er immer herumtollt. Ihr Frauchen hat gesagt, dass Du immer Rat weißt. Kannst Du ein Feuerwerk machen, ein richtig schönes? Kevin wird seinen Geburtstag, an dem er 6 würde,  in 3 Monaten nicht mehr erleben….“

Feinspührig, wie Kinder sind, bemerkte Leoni, dass ich weinte. Ich konnte es nicht verbergen.

„He“, meinte sie, „Du sollst nicht auch noch traurig sein. Wirst Du uns helfen?“

Ich raffte meine Kraft zusammen:

„Ja Leoni. Das mache ich. Versprochen!“

Ich habe viele Internetfreunde und/oder –Bekanntschaften. Ich startete einen Aufruf – auch wenn es für viele Net-Benutzer verpönt ist, es gibt auch GUTE unter den Usern.

Bald schon, genau genommen nach 20 Stunden, erhielt ich eine Antwort von einem Pyrotechniker. Er hatte meine Anfrage und deren Grund gelesen. Telefonisch hatten wir uns abgesprochen und seine Firma hatte sich entschlossen, ein kleines Feuerwerk zu sponsorn. Ausübendes Organ war der Mensch, der meinen Hilferuf ernst genommen und sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte.

Wir besprachen alle Details und mit Leonis Hilfe das entsprechende Datum, an dem das Himmelsfeuer stattfinden sollte.

Kevins und Leonis Mama konnte es nicht fassen.

„Hab ich doch gesagt,“  jubelte Leoni, „die Christiane vom Balto hilft uns!!“

Kevins müde und trübe Augen leuchteten ein letztes Mal auf. Sein Wunsch war ihm erfüllt worden – das Feuerwerk für Kevin. Seine Buchstaben hatten am Himmel gestanden „ K E V I N .“

Ich konnte nur einen kleinen Beitrag dazu leisten, einen kleinen Jungen, kurz vor seinem Tod, glücklich zu machen.

Könnt Ihr das auch?

Kevin ist leider 1 ½ Jahre nach dem tollen Feuerwerk verstorben. Es gab keine Rettung mehr. Aber es gibt Hoffnung: Menschen, wie Du und ich können helfen, Wünsche zu realisieren…

© Christiane Rühmann (Dank an den Pyrotechniker, der nicht genannt werden will)

Weihnachten


Nehmt die Anfangsbuchstaben der fett gedruckten Worte, bringt sie in die richtige Reihenfolge und Ihr werdet als Lösungswort erhalten, was uns bald allen bevorsteht:


Weihnachten

In mir lebt die Erinnerung
an eine wunderbare Zeit,
als Häuser und auch die Natur,
waren eiskalt eingeschneit.

Aus der Küche drang dann Keksgeruch,
wenn meine Mutter Plätzchen backte.
Davon bekam ich nie genug,
bis ich vor Bauchweh oftmals  klagte.

Ich spüre noch jetzt ihre wohlige Nähe.
Kribbeln macht sich in mir breit.
Es ist, als ob ich sie vor mir sähe.
zu jeder Weihnachtszeit.

Wir schauen durch die Fensterscheibe,
sie hält mich fest in ihrem Arm,
während ich an den Eisblumen reibe,
hält sie mich wohlig warm.

Vermiss die Innigkeit, die ich gewohnt.
An meine Heimat denke ich jetzt.
Blicke versonnen zum Horizont,
fühl mich in die Kindheit versetzt.

In Trauer denke ich an sie zurück,
vernehme engelhaften Chorgesang.
Plötzlich empfinde ich wieder Glück
sage der Vergangenheit Dank.

Die Erlebnisse nähren meinen Geist,
an die Zeit, die ich  besessen,
was für mich „Glücksmomente“ heisst.
Ich werde sie nie vergessen.

© Christiane Rühmann

Worte



Worte sind Gedanken.
Worte sind vielseitig:
Sie sind beleidigend,
…tröstend,
…überheblich,
…schmerzhaft,
…betörend,
…vielversprechend,
…schleimend,
…verletzend,
…vertraulich,
…sinnvoll,
…grausam,
…erzählend,
…ausdrucksvoll,
…vielseitig,
…fordernd,
…bestimmend,
…zweifelnd,
…gebend.


Worte sind unser Lebensinhalt.
Benutzen wir sie also.

© Christiane Rühmann

Der Hund, der nicht mehr bellen wollte



Kira war eine Mischlingshündin, die in Spanien das Licht der Welt erblickte. Es war kein schönes Licht, wie sie feststellen musste. Ihre Eltern waren Strassenhunde verschiedener Rassen. Es hatte kaum Jemand Notiz von ihnen genommen. Sie wurden ge- und verjagt, wo immer sie auftauchten, erhielten Tritte und wurden mit Steinen beworfen, aber sie hatten sich lieb. Sogar, als Kiras Mama ihre Babys erwartete, war ihr Vater da. Er liess sie alle nicht im Stich.

Sie hatten kein schönes Leben. Ihr Futter besorgten sie sich aus Mülltonnen, die prall gefüllt mit entsorgten Lebensmitteln waren. Da gab es niemanden, der ihnen eine Streicheleinheit gab. Sie hörten nur die Worte: „Hau ab, Du blöder Köter…“ und verschwanden mit eingezogenen Schwänzen unter den drohenden Gebärden der Menschen.

Zum Glück gab es da doch noch einige Menschen, die sich um solche gebeutelten Kreaturen bemühten und versuchten, ihnen ein schöneres und angenehmeres Leben zu bieten. Als Welpen-Hündin hat man ja auch keine Ahnung, wie grausam oder angenehm das Leben sein kann.

Kira kannte beide Seiten: Die Liebe ihrer Eltern und die Fusstritte der Menschen. Sie hatte doch keine Ahnung vom Leben und war oft sehr traurig, wenn man sie verjagt hatte. Wie oft war sie mit traurigen Augen und eingekniffenem Schwanz irgendwo untergeschlüpft, ganz alleine, um sich vor Regen oder bei Gewitter zu schützen, gleichzeitig auch einen Rückzug vor den unbarmherzigen Menschen zu finden.

Als Kira krank wurde, streckten sich ihr Hände entgegen, die sie aufnehmen wollten. Kraftlos und ängstlich liess sie dies über sich ergehen. Man nahm sie mit in eine ‚Tier-Auffang-Station‘, gab ihr zu essen und zu trinken. Sie wurde von einem Tierarzt untersucht und mit pieksigen Nadeln gestochen, deren Inhalt sie wieder aufpäppeln sollten.

‚Impfung‘ nannten es die Menschen. Sie wurde gewogen, gemessen, genauestens untersucht und erhielt so etwas wie einen Reisepass. Reisepass? Aber wofür denn?

Kira wusste nicht, wie ihr geschah, als man sie in eine vergitterte Box sperrte und auf einen LKW lud, der sie geradewegs zum Flughafen transportierte. Alles erschien ihr so fremd, laut und ungewiss. Jedoch war sie nicht alleine. Viele Hunde wurden in den gleichen Boxen mit ihr gemeinsam in ein riesiges Loch, was sich am Heck des Transportflugzeugs befand, hineingebracht, die Boxen aufeinander gestapelt und mit Futter und Wasser versorgt. Immerhin, das war doch was – fast wie in einem Hotel. Ungewiss, was mit ihnen geschah und wohin die Reise ging, unterhielten sie sich auf ‚hundisch‘.

Nero, dessen Käfig sich unter Kiras befand, erklärte sich zum Chef der kläffenden Bande und meinte: „Wuff, habt keine Angst Mädels und Jungs, schlimmer, als wir es hatten, kann es nicht werden.“
Recht sollte er behalten. Der Transport endete auf einem riesigen Flughafen in Deutschland. Eine Person, die mächtig viele Papiere mit sich führte, kontrollierte genauestens die Unterlagen und ordnete jedem Käfig einen Reisepass zu.

Nun wurden sie alle wieder getrennt, denn viele Menschen warteten auf sie, die jedoch nur jeweils einige der Käfige mit sich mitnahmen. In Transportern ging es denn in alle möglichen Richtungen.
Kira war verängstigt, allerdings auch froh, dass Nero zu der Gruppe gehörte, in der sie sich jetzt befand. Es war noch früh am Tag, als der Sprinter auf einem Hof zum Stehen kam. Die Hecktüren wurden geöffnet, es wurde Käfig für Käfig aus dem Wageninneren entladen und auf den Hof gestellt. Vorsichtig und liebevoll reichte man ihnen erneut Futter und Wasser durch die Käfigklappe. Damit wollte man wohl Vertrauen zu den verängstigten Gestalten gewinnen. Eine ganze Nacht sollten sie hier noch verbringen.

Am anderen Morgen öffneten sich dann die Gitter, um einem Hund nach dem anderen die Gelegenheit zu geben, sich ihre neue Umgebung anzuschauen und sich einzugewöhnen.

„Nero, wo sind wir hier?“

„Wuff, ich weiss es nicht. Aber hier ist es doch sehr angenehm, oder…?“

„Ja, finde ich auch. Was wird mit uns?“

„Ich weiss es nicht.“

„Die sprechen ja auch so komisch. Kannst Du sie verstehen Nero?“

„Nein, wuff, ich kann sie nicht verstehen, ich kann aber ihre Gesten verstehen. Sie sind nicht böse, ich glaube, wir können ihnen vertrauen, wuffwuff…“

Zaghaft verliess Hund um Hund seinen Käfig. Sie begannen, sich zu beschnuppern und zu belecken, als hätten sie sich ewig nicht gesehen.

Eine freundliche Frau ging in die Hocke und meinte zu Kira: „Komm her, kleines Mädchen, ich tue Dir nichts….“

„Neroooooo, was meinst Du, kann ich ihr vertrauen?“

„Ich denke schon, versuche es doch.“

Kira stappste zögernd Schritt für Schritt auf die Frau zu. Sie merkte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Sollte sie der Frau vertrauen? Würde sie keinen Fusstritt erhalten? Kira nahm ihren ganzen Mut zusammen und liess sich von der Frau berühren, streicheln, und wagte es sogar, eine Köstlichkeit aus ihrer Hand entgegen zu nehmen. Mmmmhhh, wie lecker das schmeckte. In Gedanken sagte sie: ‚Hast Du noch so was?‘
Kira beobachtete, wie auch ihre Freunde von der Frau und ihrem Mann in gleicher Weise wie sie, behandelt wurden. Es war fast, wie im Traum.

Die Käfige wurden urplötzlich eingesammelt und in einer Scheune aufgestapelt. Es war kaum zu fassen, aber alle Hunde konnten sich hier frei bewegen und umhertollen, ohne, dass ihnen ein Leid geschah. Sie befanden sich auf einem Grundstück von etwa 1.500 qm, das zwar eingezäunt war, aber es machte Spass, hier herumzutollen. Oh, was war das denn? Es gab ja hier kleine Häuser – extra für Hunde! Was für ein Luxus!
Kira, Nero und ihre Freunde bemerkten bald, dass es ihnen hier gut gehen sollte. Jeder Hund fand seine Hütte und machte es sich bequem. Alle fühlten sich wohl und verlebten die erste Nacht in ihrer neuen Heimat.

Am anderen Morgen kam der Mann und befüllte die Näpfe mit Hundefutter, die vor jedem ‚Hundewohnhaus‘ standen. Dann wurde Wasser aufgefüllt. So ging es nun tagein und tagaus. Mittlerweile hatten sich alle an die lieben Menschen gewöhnt. Vor ein paar Tagen bekam sogar jedes Hundehäuschen sogar ein Namensschild. Da Hunde ja bekanntlich nicht lesen können, war es wohl nur ein Hilfsmittel für die Menschen, die Tiere namentlich auseinander zu halten und um sie bei Bedarf mit ihrem Namen rufen zu können.

„Toll, Nero, ich kann sie langsam verstehen!“

„Wuff, ja ich auch!“

Dann kam ein Tag, an dem sich ganz viele Menschen auf dem Gelände tummelten. Familien mit Kindern. Sie schauten sich alle Hunde zunächst aus der Ferne an, und nachdem sie scheinbar entschlossen waren, holte man einen nach dem anderen aus dem Gehege, legte ihnen Halsbänder oder Geschirre an, um eine Weile mit ihnen spazieren zu gehen. Nach einer guten Stunde kamen dann alle wieder zum Hof zurück. Die Menschen plauderten miteinander und nach und nach verschwand ein Hund nach dem anderen vom neu gewonnen Heim, um wiederum ein neues zu Hause zu finden.

Auch Nero konnte vermittelt werden und wurde einfach mitgenommen. Er drehte sich nochmal um und wimmerte: ‚Kira, Kiiiiraaaa….“

Kira begann zu weinen und rief ihm traurig wimmernd hinterher: „Alles Gute Nero! Ich habe Dich sooo lieb. Du bist mein bester Freund!“

Nero verschwand aus ihrer Sicht und Kira fühlte sich nun sehr alleine. Wollte sie denn niemand haben? War sie nicht hübsch genug? Lag es an ihrem ein klein wenig verkrüppelten Beinchen? Sie war in der Tat der einzige Hund, der nicht vermittelt wurde. Sie entschloss, nicht mehr zu bellen und überhaupt keinen Laut mehr von sich zu geben. Am liebsten wäre sie mit Nero gegangen, aber der war ja jetzt weg – einfach weg - aus ihrem Leben verschwunden. Auch wollte sie nicht mehr fressen. Die freundlichen Menschen, bei denen sie leben durfte, versuchten alles, um sie zu trösten und ihr das Dasein so angenehm wie möglich, zu gestalten. Ihnen war auch nicht entgangen, dass Kira eine gewisse Zuneigung zu Nero gehabt hatte.
Machtlos mussten sie mit ansehen, wie Kira Tag für Tag an Substanz verlor. Sie begann zu schwächeln, bekam Husten, war einfach nur hinfällig und traurig.

Als Kira nach etwa 4 Wochen bedrohlich erkrankte, hatten ihre Gastgeber wohl die rettende Idee gehabt, und die neuen ‚Besitzer‘ von Nero kontaktiert, die Situation geschildert und gebeten, Kira doch mit Nero besuchen zu kommen. Man verabredete sich für das folgende Wochenende. Nero wurde toll herausgeputzt und sollte Kira wiedersehen, was er jedoch nicht ahnte. Man lud ihn in seine Box in dem grossen Kombi und machte sich mit ihm auf den Weg zur Hunde-Auffang-Station. Bereits Kilometer vorher begann Nero zu wimmern und aufgeregt in seinem Käfig hin und her zu tänzeln.

Kira lag unterdessen verkümmert und traurig in ihrem Häuschen, als sie mit einem Mal ihren Kopf erhob, als hätte ihr ein GPS mitgeteilt, dass es heute ein schöner Tag für sie werden würde.

Der Kombi rollte auf den Hof. Nero tobte fast in seinem Käfig. Die Kinder öffneten die Heckklappe, die Käfigtür und liessen Nero laufen. Der spritzte gleich los und übersprang –fast unmöglich- den Zaun, um zu seiner geliebten kleinen Kira zu gelangen, die ihn natürlich auch gleich gewittert hatte.

„Neeeroooo…!!!!“

„Kiiiiraaaaaa!!!“

Die beiden Hunde begrüssten sich übermässig glücklich, tollten herum und Kira bellte, als hätte sie gerade einen Sechser in der Hundelotterie gewonnen. Liebevoller konnte keine Begegnung sein.

Die Hofbesitzer und Neros neue Familie beobachteten dieses Zusammentreffen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie sollte es gehen, wenn Nero erneut nach Hause fuhr? Wie würde Kira erneut leiden?

Da Kinder bei der Tierhaltung bekanntlich auch ein Wörtchen mitzureden haben, hatte sich das Problem bald gelöst.

„Mama, Papa, wie wäre es denn, wenn wir Kira auch zu uns nähmen? Bitte! Sie ist doch so alleine! Stellt Euch vor, Jana und ich würden getrennt, das könnten wir auch nicht verkraften, Ihr auch nicht !!!“

Die Eltern schauten sich an und bemerkten selbst, dass sie beiden Tieren ein gutes Zu Hause bieten  – damit bleide glücklich machen könnten. Man besprach sich mit den Hofeltern und wurde sich einig.

Kira hatte nun gemeinsam mit Nero ein prachtvolles zu Hause gefunden und lebte von da an glücklich und zufrieden. Übrigens haben es beide geschafft, der Deutschen Sprache Herr zu werden und gehorchen aus lauter Dankbarkeit aufs Wort….

© Christiane Rühmann

Rauchen



Auch, wenn es Dir nicht pass(ff)t,
ist mir das Rauchen nicht verhasst.
Es gibt mir Freude, Lebenslust und –Qualität.

Nichts, was ich lieber tät,
als nach vollbrachtem Sex oder bei ´ner Tasse Kaffee,
zu genießen eine Zigarette.

Soll doch jeder selbst entscheiden!
Du musst doch nicht darunter leiden!!!
Wobei das Rauchen ist kein Leid!

Vielmehr ist es ein Genuss,
für den Jeder selbst Sorge tragen muss.

© Christiane Rühmann


Offene Arme



Nicht nur mit zwei Armen
kann ich offen empfangen…

© Christiane Rühmann

Brunnen



Ich ging so lange zum Brunnen,
bis ich brach.
Jetzt kommt der Brunnen zu mir
und bricht….

© Christiane Rühmann

Schwach

Ich bin zwar schwächlich,
aber ich bin nicht schwach.....

© Christiane Rühmann

Präsenz



Man muss nicht präsent sein mit dem, was man hat,
sondern mit dem was man ist.

© Christiane Rühmann

U(h)rschlag



Ein U(h)rschlag ist etwas,
was es seit ewigen Zeiten gibt.
Nur Mancher scheint es immer noch
nicht mitbekommen zu haben….

© Christiane Rühmann

Glücksgefühle


„Glücksgefühle und Glücksmomente sind Hormonspritzen,
die erneute Glücksgefühle beflügeln,
Glücksmomente zu sein.“


© Christiane Rühmann

EGO


Das EGO sprach zum Deprimierten:

„Darf es etwas mehr sein?“

„Von was denn wohl“?, der Deprimierte.

„Von Egoismus natürlich,
sei nicht so genierlich und nehme Dir,
was Dir gebührt,
dann wirste auch nicht abgeschmiert.“

„Woher soll ich so viel Kraft nur nehmen?
Ist abhanden gekommen in meinem Leben.“

„Raff Dich zusammen, lass Dich nicht hängen,
durch dumme Gedanken Dich bedrängen.
Du bist im Leben der Leuchtturm,
führst doch andere sicher durch den Sturm.
Zeige aller Welt Dein gleitend leuchtendes Licht,
denn verstecken musst Du es nicht!“

Der Deprimierte nachdenklich sich in den Sessel lehnte.
Ist was dran, was das EGO soeben erwähnte?
Sollte er egoistischer reagieren,
um wieder ‚sich‘ zu delegieren?
Sollte er einen neuen Anfang wagen,
nicht mehr über Dinge klagen,
die ihn bedrücken von Tag zu Tag?
Einfach nur tun, was er selbst mag?

Nach nächtelangen Überlegungen
hat er sich selbst dazu gezwungen,
loszulassen, was ihn so quält.

Den Schritt hat er jetzt selbst gewählt
um zurückzufinden zu seinem Egoismus.

Das ist, was ein jeder tun muss,
um zu leben, nicht zu sterben,
denn sonst bleiben da nur Scherben.

© Christiane Rühmann
l

Haargeflüster (Teamwork)


Es sprach die Locke ‚Dunkelgrau‘
zu der Strähne nebenan:
„Wie siehst Du denn aus, Du alte Sau?
Pass Dich mal dem Styling an!“

Doch die Strähne‘ bunt und blau‘:
„Was willst Du nur, Du dumme Matte,
kennst nicht die Zeit, die ich mal hatte,
als ich war im Rockpalast?
Alle sahen dort aus wie ich,
hatten ´nen leichten bunten Stich,
waren nicht grau, gebogen und so blass.
Das waren einstmals coole Zeiten!
Doch darüber lässt sich ja wohl streiten!“

Die Locke überlegte der Strähne Sätze,
auch, wie sie sie nicht verletze
und antwortet sehr diplomatisch:
„Eigentlich bist Du ja symphatisch.
Versetz Dich mal in meine Lage.
Drum hab´ ich an Dich ´ne Frage:
Wollen wir nicht gemeinsam leben,
ein neues ‚Lookout‘ anstreben?
Du wirst lockig und ich werd´ grässlich,
dann ist es für jeden pässlich.“

Die Strähne überlegt nicht ewig,
ist über diesen Vorschlag seelig.

Mittlerweile ist das Locken-Strähnen-Paar,
ein sehr angesagtes Team sogar……

© Christiane Rühmann

Argumente



Argumentationen sind keine Widersprüche,
sondern Meinungen,
die den Argumenten widersprechen.

© Christiane Rühmann

Freude und Unzufriedenheit


Egal, was Du auch tust,
tue es mit Freuden.
Dann musst Du unter Unzufriedenheit
Im Leben niemals leiden!

© Christiane Rühmann

Flexibel



Wer nicht flexibel genug ist, sein Leben zu gestalten,
ist zu bequem, sich neuen Herausforderungen zu stellen!

© Christiane Rühmann

Ende




Ende ist erst dann,
wenn nichts mehr geht!

© Christiane Rühmann

Trauscheine



Trauscheine sind die offizielle Erlaubnis dafür,
ohne Gewerbeschein Scheidungsanwälte
und Scheidungsrichter zu beschäftigen.

© Christiane Rühmann

Gewürz des Lebens


 
Heute bin ich stolz auf mich.
Ich habe widersprochen.
Bin stark geblieben,
habe meinen Willen nicht brechen lassen.

Es hat mich Tränen gekostet, sehr viele.
Aber mein Rückrat hat es erhalten,
mein Ego bestärkt.
Ich bin stolz auf mich!

Ich war es gewohnt, zu funktionieren.
Jetzt denke ich an mich,
setze Prioritäten - und leide.
Vorrübergehend, nehme ich mir vor.

Zunächst müssen andere leiden,
die stets auf mich bauen,
die mich lieben oder nicht,
mich zu jeder Zeit ausnutzten.

Ich bleibe mir jetzt treu,
werde mich nicht mehr biegen lassen.
Einen Hauch von Diplomatie gebe ich hinzu.
Das ist das Gewürz des Lebens.

Die richtige Dosierung macht das Leben schmackhaft.

Ich bin stolz auf mich!

© Christiane Rühmann

Teststreifen

Sabine saß im grünen Gras und las.

Dabei der Wind durch ihre Locken wehte,
bis sie ihren Kopf umdrehte,
um zu schauen, wer noch so hier.
Da saß der Schneider mit ´nem Bier,
und Siegbert Müller, das Gerippe
saß auf der Bank, zog an ´ner Kippe.

Frau Müller aus dem Nachbarhaus
führte ihren Dackel aus.
Professor Siebel, der Gescheite,
sich in die Bekanntenkette reihte.

Da war da noch der Opa Schindelkern,
spielt Ball mit seinen Enkelkindern.

Doch was ist das? Ein fremder Mann!
Schau sich einer dieses Prachtstück an!
Gegelte lange Powerlocken,
stylisch gefasstes Sonnenglas,
begann er sich hinzuhocken,
um wohl seinen Schuh zu binden,
konnte doch offensichtlich den Senkel nicht finden.

Nun merkte sie, er ging am Stab,
den es für Blinde als Hilfe gab.
Er tastet ab den offenen Schuh
und band sich diesen schließlich zu.
Er erhob sich, ging gelassen weiter.

Sabine dabei jedoch entdeckte,
dass das Handy, was in seiner Tasche steckte,
ihm aus seiner Jacke war entgleitet,
was sie daraufhin verleitet,
aufzustehn, es aufzuheben,
um es ihm zurück zu geben.

Gesagt getan.
Sie spricht den Fremden an,
der sie, als sie es ihm in die Hand drückte,
sie mit einem Lächeln beglückte.
Bedankt sich bei ihr mit Händedruck,
dabei nicht mehr seine Brille trug.

Sabine war jetzt recht erstaunt,
er eine Entschuldigung raunt,
ihr dabei dann offen verkündet,
dass sie sich jetzt im Film befindet,
dass sie jetzt ein Filmstar sei,
gedreht für „Vorsicht Kamera“,
und dies ein „Teststreifen“ war.

Wie, das alles war also getürkt?
Sabines Speichel sie jetzt würgt.
Doch bestanden hat sie diese Probe,
erhielt dafür mächtig Lobe
von allen anwesenden Statisten,
die das Klatschen nicht mehr liessen.

Ab da war ihr deutlich klar,
dass ein guter Mensch sie war.

© Christiane Rühmann

Mein Video von meiner Lesung am 07.09.12



http://www.youtube.com/watch?v=YXzUH9HGO20&feature=colike

Wenn Euch mein Video gefällt, dann wäre ich Euch sehr dankbar, wenn Ihr mir einen Kommentar auf Youtube hinterlasst und/oder ein freundliches 'gefällt mir' zu hinterlassen.

Viel Freude beim Anschauen des Videos

Eure Chris

Der Besuch


Hab selten so herzlich gelacht,
wie vorhin, als ich an Hubert gedacht.

Ich sah ihn vor mir, auf dem Traktor,
bemerkte dann, als ich ihm folgte,
dass er zur Seite fahren wollte,
um Platz zu schaffen für mein Auto.
Doch Hubert hat sich wohl verschätzt,
fühlte sich durch mich gehetzt
und schoss zur Seite, wie ein Pfeil,
mit dem PS-starken Teil.

Der Blick zurück über die Schulter,
wurde ihm zum Verhängnis.
Er kam mächtig in Bedrängnis,
lenkte sein Gefährt in den Gänseteich
und wurde dabei leichenbleich.
Bis zum Sitz war er abgesunken,
hatt´ noch ein wenig Teich getrunken,
als er sein Gefährt verliess,
sich dabei noch die Rübe stiess,
um das Ufer zu erlangen.

Er wollte mich für den Schaden belangen,
den er sich selbst hat beigebracht.
Er gab sich seinen Flüchen hin
und meinte unter lautem Motzen,
es sei doch alles nur zum kotzen.

Ich bot ihm meine Hilfe an
und seilte nach ´ner Weile dann,
das abgesoffene Objekt,
das übelst in dem Tümpel steckt,
an meinen Abschlepphaken an.

Nun, aus dem Wasserloch gezogen,
glätteten sich die Zornes-Wogen
und Hubert machte sich bekannt,
was ich mächtig lustig fand,
weil ich ihn doch bereits schon kannte,
denn schliesslich waren wir Verwandte.

Er war ein Motzer – aber ein netter,
mein leicht verpeilter alter Vetter,
den ich nur mal besuchen wollte.
Wenn auch nicht auf diese Weise,
...aber trotzdem lache ich noch leise.

Und die Moral von der Geschicht:
Verliert Euch aus den Augen nicht.
Jedenfalls nicht für lange Jahre.
Sonst ist es wie bei mir und Hubert,
auch wenn es den Spaß war wert.

Dass alles so gekommen war,
findet Hubert heute wunderbar.

© Christiane Rühmann

(Un)geliebtes Nass




Sanft fallen die Tropfen.
Ich schaue zu, bin fasziniert,
bedenkt man, dass ohne deren Klopfen,
die Welt ihr Leben verliert.

Wir schmollen, wenn es uns zu nass,
verlassen kaum das Haus.
Doch verstehen, dass ganz ohne Nass,
unsere Erde steht vor dem AUS.

Wir begreifen und haben registriert,
dass unsere Welt nur dadurch lebt,
sie ihr Dasein gänzlich verliert,
wenn man diesen Segen behebt.

Viel zu leisten ist der Mensch im Stande,
doch Segen entspringt des Universums Natur.
Drum erfreue ich mich hierzulande
des Regens – geniesse den Segen pur!

© Christiane Rühmann

Ich kenne Dich nicht



Ich kenne Dich nicht,
und doch bist Du mir vertraut.
Deine Handlungen, Dein Gesicht,
Deine Reden, Deine Gesten,
als seiest Du ein Teil von mir.

Kann es sein, dass wir uns begegnet sind,
irgendwann, in früherer Zeit?
Kann es sein, dass sich unsere Seelen trafen,
als wir noch unbedarft und unwissend waren?
Wie hast Du mich erkannt?

Eine Antwort darauf, werden wir nicht erfahren.
Wir nehmen an, teilen,  und lassen uns treiben.
Müssig ist, die Begebenheit nicht zu geniessen,
ohne jeglichen gegenseitigen Anspruch.

Neben Liebe gibt es weitere Schlüsselworte:
Vertrauen, Gönnen, Toleranz.
Gebündelt ist jede Beziehung unschlagbar.

© Christiane Rühmann

Ehe


Wenn überhaupt, von Gedankenzellen angeregt,
ein Mann sich in die Bresche legt,
und dann nur für eine weibliche Figur.

Doch woher kommt dieses Leiden nur,
dem er erlegen ist?
Er mit sich selbst nicht zufrieden ist,
weil sein Bauch zu rundlich,
deshalb die Seele zu verwundlich,
und sein Haarwuchs nicht sehr prächtig,
er seiner Sinne nicht mehr mächtig?

Erreicht ihn jetzt die Midlife-Krisis,
die ihn vergessen liess,
dass auch er nicht mehr so toll?
Hat er seine Nase voll
vom Lauf des allgemeinen Daseins?
Gedächtnis hat er jetzt mehr keins?

Ich finde es beachtenswert,
wenn sich keiner um sein Leiden schert,
und ihn sich überlässt dem Leiden.
Hier sich Spreu und Weizen scheiden.
'In guten, wie in schlechten Tagen',
wagte er einstmals auszusagen,
'wollen wir treu uns sein im Leben.
Es wird nie eine Andere geben,
der ich jemals hörig bin'.

Was macht ein Ehe also für einen Sinn,
wenn der Bauch wird fetter und fetter,
sein Verhalten immer netter
gegenüber jüngeren Figuren,
die ihn einmal bringen auf Touren?
Will er denn nur einmal huren?

Geheuchelt also jedes Wort?
Frau nimmt es hin, erleidet es schweigend,
denkt dabei schon an Mord,
schwer in ihrer Seele leidend,
erkennt sie doch, dass dies Verhalten,
gehört zu Männern, die schnell altern.

Gemeinsam mit des Lebens Tanz,
erhöht sie ihre Toleranz.
Sie wird – manch Eine wäre neidig,
ganz locker und bleibt geschmeidig.

Das Leben gab ihr Zuversicht,
dass ihr ‚Ja-Wort‘ nicht einfach bricht.
Drum hat sie sich vorgenommen,
dem Alternden entgegen zu kommen
und stylt sich richtig mächtig auf.

Diese Ehe nimmt nicht ihren Lauf
und durch das neue Out und Fit,
der Mann fast einen Schock erlitt,
als offenherzig seine Frau, die Alte,
liess sich füllen jede Falte.

Erstaunlich, wie des Mannes Trieb,
ihn wieder in ihre Arme trieb.
Doch es war nicht nur die Faltenspritze,
sondern letztendlich ihrer Liebe Hitze.

Sie waren gegangen durch Dick und Dünn.
Das schmeisst man nicht so einfach hin.
Man(n) springt auch mal über seinen Schatten,
hat Nachsicht mit dem alten Gatten…..

© Christiane Rühmann

Schoppen


Puuh, war das heute wieder ein Tag. Anne hat Geburtstag und ich habe ihr versprochen, beim Catering zu helfen. Ich freue mich jedesmal, dass meine Salate so gut ankommen.

Der Grundplan stand. Es sollte gegrillt werden, schliesslich hatten wir endlich ein regenfreies Wochenende zu erwarten. Zum Grillen gehören halt einfach Salate. Also dann, los zum einkaufen.

Als Erstes habe ich ein wenig geLIDLt. Schliesslich hatte ich die Angebote im Radio gehört und wollte davon profitieren. Nachdem ich hier jedoch nicht alles kaufen konnte, was sonst noch so auf meinem Einkaufszettel stand, beschloss ich AL(l)DI anderen Sachen beim nächsten Discounter zu erwerben. Mann, war das voll hier! Das ist ja schrecklich. Für zwei Artikel sollte ich 10 Minuten an der Kasse stehen? Näh, nichts wie raus hier und zum nächsten Schuppen.

Da ich auf jeden PENNY achten musste, war ich natürlich auch darauf erpicht, sparsam einzukaufen. Ich schlenderte hier durch die Gänge und stellte entsetzt fest, dass es in der Gefriertruhe nicht die Dill-Kräuterpakete gab, die ich für meinen Gurkensalat benötigte.

Was blieb mir also anderes übrig, als weiterzuziehen. Wegen so einem geringen KAUF PARKen, wo die Parkdecks immer so überfüllt sind? Das musste ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen. Was blieb mir denn sonst auch noch anderes übrig? Ich überprüfte meine Einkaufsliste.

Ach ja, ich könnte, um NETTO, also unter dem Strich doch noch gut wegzukommen, mal versuchen, ob ich da die offenen Posten meines Zettels abdecken konnte. Oh, ich war überrascht. Hier gab es interessante Angebote. Das konnte ich noch gebrauchen, und Jenes auch.

Ich hatte meinen Einkaufskorb schon wieder halb gefüllt, konnte jedoch keinen Dill finden. Mal ehrlich: Gurkensalat ohne Dill geht ja gar nicht!

SPAR  Dir also Dein weiteres Suchen und versuche es mal im Einzelhandel‘, dachte ich und machte mich erneut auf den Weg. Diesmal hatte ich Glück. Von der Kassiererin an der Kasse musste ich mich jedoch blöd anblaffen lassen: „Na, Grosseinkauf gemacht?“

Als wenn ein TK-Paket Dill nichts kosten würde! Was bildete sie sich ein? Anständig, wie ich aber nun mal bin, wünschte ich ihr höflich ein schönes Wochenende und verliess den Laden.

‚Da war doch noch was….‘, dachte ich, und überprüfte erneut meine Liste. Mensch, das Wichtigste hätte ich ja fast vergessen! Das Geschenk für Anne. Ich wollte ihr doch für einige TAKKOs einen Gutschein kaufen. Den kann man immer gebrauchen. Genau, da KIcK ick mol in.

O.k., das sollte aber das Letzte sein, was ich an diesem wuscheligen Samstag Vormittag erledigen wollte. Der Blick auf meine Liste gab mir Recht.

Allerdings war mein Auto da anderer Meinung. Ich hatte ja TOTAL vergessen zu tanken. So fuhr ich zum Schluss noch runter von der Piste und befüllte meine alte Kiste.

© Christiane Rühmann

Eigenarten


„Peeeetäär, kannst Du mal bitte kommen?“

„Was ist denn schon wieder, und wo bist Du?“

„Ich bin im Bad, beeil Dich!“

Katja war etwas leicht angesäuert, weil Peter die dumme Angewohnheit besass, die Zahncremetube immer von oben her auszudrücken. Ständig musste sie von unten beginnen, den Inhalt der Tube nach oben hin, zum Ausgang, hochzuschieben. Dabei wurden dann auch entsprechende Streifen, die man extra eingebaut hatte, durcheinander gebracht. Dadurch gab es nur noch, statt rot/weiss, grün/weiss oder blau/weiss, irgendein Durcheinander, was ihr persönlich zu unappetitlich erschien. Auch glaubte sie, dass die Zahncreme dadurch nicht mehr die gewünschte Wirkung hervorbringen würde.

„Was ist denn“, wollte Peter wissen.

„Mensch, kannst Du nicht mal endlich die Zahncreme von unten nach oben ausdrücken? Das geht mir so auf den Keks! Jeden Morgen und Abend muss ich die Tube richten. Weisst Du überhaupt, wie die Streifen in die Tube gelangen und wozu sie dienen? Das habe ich mal in der Sendung mit der Maus gesehen. „

„Ja klar weiss ich das. Aber dass Du Dich so darüber aufregen kannst?! Ist doch egal, in welcher Konstellation die Masse aus der Tube kommt, sie erfüllt auf jeden Fall ihren Zweck.“

Peter grinste und kicherte in sich hinein, weil sich Katja so über sein Verhalten aufregte.

„Aber, wo wir gerade mal dabei sind“, meinte er:

 „Mich regt total auf, dass Du Deine Schmutzwäsche immer auf den Boden wirfst, statt sie in den Wäschebehälter im Badezimmer zu werfen. Das regt mich auf! Und, dass Du immer alles auf Links ausziehst!“

„Wieso, ich muss sie doch sowieso waschen und sortieren. Lass das mal meine Sorge sein!“

Katja konnte seine Empörung absolut nicht verstehen. Schliesslich war das Wäsche waschen ihre Aufgabe, während Peter lediglich seine eigene Wäsche bügeln musste, und sie die ihre. Wo war also das Problem? Warum regte er sich darüber so auf?

„Und wozu, bitteschön, haben wir dann einen Wäschepuff?“

Peter spürte mittlerweile seine Halsschlagader pochen. Wozu denn die ganzen Anschaffungen, wenn sie doch nicht sinngemäss benutzt wurden?

„Lass mich doch in Ruhe und sieh zu, dass Du künftig Deine Zahncreme vernünftig ausdrückst!“

Auch Katja verspürte einen gewissen Zorn in sich hochsteigen. Sie hatte sich sogar so sehr ereifert, dass sie auf dem Badewannenrand Platz nehmen musste, um nicht zu entgleisen und erstmal wieder ‚runter zu kommen‘.

Das gab Peter dann doch zu denken.

„Schatz, geht es Dir nicht gut?“

Peter geriet nun doch leicht in Sorge, als er Katja so aufgewühlt auf dem Wannenrand sitzen sah.

„Danke, geht schon wieder. Sag mal, können wir uns nicht arrangieren? Können wir nicht ganz einfach das akzeptieren, was der Eine an dem Anderen auszusetzen hat? Wir sind doch beide erwachsen und können miteinander reden. Also ich verspreche Dir, meine Wäsche künftig in den Wäschekorb abzulegen. Sortieren muss ich die Kleider eh. Und Du – könntest Du nicht versuchen…….“

„Ja, Schatz, versprochen, ich werde meine Zahncreme künftig von unten her ausdrücken und auf meine Zahnbürste aufbringen.“

Er nahm sie zärtlich in den Arm und kredenzte ihr einen zärtlichen Kuss auf ihre, vor Eifer doch recht feucht gewordene, Stirn.

Liebevoll schmiegte sich Katja an die ‚Liebe ihres Lebens‘, ihren Peter.

Ihre gemeinsame Zukunft gestaltete sich von diesem Zeitpunkt an, wesentlich harmonischer.

Ich könnte neidisch werden auf die beiden, wenn – ja wenn es da Jemanden geben würde, der sich mit mir über meine Eigenarten zanken würde.

Wer weiss, wozu es alles ist, wie es ist……

© Christiane Rühmann

Schöne Momente



Ruhe suchend – Ruhe findend.-
Unschlagbare Momente.

Schönheit, Anmut, unglaubliche Gebilde
der Wolken, des Universums,
in dem unglaublich weiten Gefilde.

Wolken, in Gestalt von Meeres Woogen,
meine Sinne berühren.
Des Dichters Worte – nicht gelogen,
mich in Träume entführen.

Wo kann ich jemals so sicher sein,
wo, ausser in der Natur,
wo mag ich denn lieber sein,
losgelöst, ganz ich sein, nur.

Farben, Gebilde, auch Gestalten,
der kreativen Wolken,
lassen mein ICH-SEIN erhalten,
was für mich wichtig im Leben,
wollen neue Kraft mir geben.

Geatmet, aufgetankt von dieser Sicht,
sich jetzt die Sonne im Dunkel bricht.
Doch hat sie ihre Energie gegeben,
um mir neue Kraft zu geben.

Getrost, während sich der Abendnebel erhebt,
schöpfe ich diese neue Kraft.
Diesen Tag habe ich bewusst erlebt.

Ich liebe diese klaren Momente,
zu stärken meinen Sinn,
und sie geben, dank der klaren Elemente,
meinem Morgen neuen Sinn.





                                                              © Christiane Rühmann

Kaffeefahrt


Auf Kaffeefahrt macht sich Else Biestich,
mit ihren Freundinnen in die Eifel.
Noch hatte jeder keine Zweifel,
ob er erhalten werde, was versprochen:
In einem Block ein Messerset,
was wohl jeder gerne hätt,
und für den Körper eine Creme,
die auch Prominenz gern nehme,
dazu noch Kaffe und auch Kuchen.
Sie wollten es halt mal versuchen.

Angereist vor dem Lokal, aus dem Bus sie steigen.
Sich reckend und streckend jedoch sie zeigen,
dass ihre Körper nicht mehr ganz so frisch.
Sie gehen also ins Lokal, durch, bis hin zum grossen Saal,
zogen ihre Mäntel aus und suchten sich ´nen netten Tisch,
um ganz nah am Geschehen zu sein,
wie konnte es auch anders sein.

Mathilde kreist den Kopf, um sich einzurenken,
Doris kann vor Schmerz im Knie kaum denken
und Else schaut sich zaghaft um, bemerkt dann,
dass alle Teilnehmer in die Runde stierten
und wie sie, auf die Geschenke gierten,
mit denen man alle angelockt.

Jetzt, wo jeder auf seinem Stühlchen hockt,
kommt so´n geschniekelter Mikro-Fritze,
reisst zur Begrüssung erstmal Witze,
schaut prüfend in die Kaffeerunde,
wünscht allen, dass es ihnen munde
und bittet dann ernsthaft um Gehör,
falls es niemanden weiter stör.

„Frau Schmitz“, meint er, „ich hab entdeckt,
dass Sie ein Zipperleinchen neckt.
Dagegen gibt es hier bei uns,
das weiss sogar schon Hinz und Kunz,
eine tolle magnetische Decke,
gestärkt mit 50.000 Gauss,
das hält kein Schmerzerreger aus.

Frau Meier, die ich jetzt begrüsse,
braucht einen Lammfellsack, für die Füsse.
Auch den kann man bei uns bestellen,
Sie werden dann schon sehn,
gut geht´s, vom Kopf bis zu den Zehen.“

Bald hat er alles vorgestellt,
was zu erwerben für teures Geld.
Schon sieht man die Alten von den Plätzen schiessen,
um einen Kaufvertrag abzuschliessen.
Nach einer weiteren guten Stunde,
löst er auf die Kaffeerunde.

Jedoch sind jetzt laute Stimmen zu vernehmen,
die Präsente mitzunehmen, die man versprochen hat.
Das macht den Moderatoren platt,
der jetzt versucht, sich rauszuwinden,
Ausflüchte zu erfinden, um die Meute still zu halten.
„Muss erstmal alles verwalten,
um zu sehen, was noch machbar bleibt,
Sie erhalten dann von mir Bescheid.“

Verschwindet schnell im Nebenraum,
manche Leute bemerken es kaum,
lässt er stehen die dumme Kaufnation,
steigt in sein Nobelauto schon,
um sich schnell dadurch zu tun.

Wie dumm hatte er sie behandelt,
alle hinter´s Licht geführt
und sie eiskalt abserviert,
obwohl sie doch irgendwie mit ihm verbandelt.
Ob es sich um einen Betrüger handelt?

Der Busfahrer ruft zur Heimfahrt auf
und lässt dem Schicksal seinen Lauf.
Es steigt eine geprellte Meute in den warmen Bus.
Manch Jemand die Tour bereute und hielt in seiner Hand,
den Zettel auf dem stand:
Für Ihr Dasein erhalten Sie als Präsent……

Gibt es einen Leser (Hörer), der das auch schon kennt?

Else Biestichs Truppe löffelt noch heute an der Suppe,
die sie sich selbst eingeschenkt.
Und doch, wenn man so überdenkt,
geniesst lange noch die ganze Truppe,
die mit Gauss durchzogene Sofadecke
und den Lammfellsack, in den man die Füsse stecke.
Schliesslich gab es ja auch Kaffee und Kuchen,
was soll man da noch lange fluchen……..
© Christiane Rühmann 

Tränen



Sie erinnerte sich an eine Frau, die sie auf einer Schulung für Kosmetikerinnen kennen gelernt hatte.

Karin war im Grunde genommen sehr sensibel und einfühlsam. Allerdings hatten sie die Lebensumstände abstumpfen lassen. Weinen war ihr fremd geworden und zählte für sie als Schwäche.

Diese Frau, die in bereits fortgeschrittenem Alter ihre Ausbildung zur Kosmetikerin in Permanent-make-up absolvierte, übte auf Karin eine magische Empfindung aus.

Karin arbeitete stundenweise bei dem Ausbilder im Büro. Während der Schulungen, die die Absolventinnen wahrnehmen mussten, kam sie auch den Schülerinnen näher. In der Regel handelte es sich bei den Schülerinnen um junge Frauen, die bereits im Kosmetikbereich selbständig waren, oder vor hatten, sich im Kosmetikbereich selbständig zu machen. Man ging vor die Türe, um gemeinsam eine Zigarette zu rauchen und ein paar private Worte zu wechseln, eine Tasse Kaffee oder Tee zu trinken.

Karin fühlte sich in deren Gegenwart nie so recht wohl. Viel zu schmal war ihr finanzielles Budget, um sich annähernd so stylisch zu kleiden, wie es die jungen Leute taten. Diese Frau jedoch, die sie bereits aus vorangegangenen Schulungen kannte, machte auf sie einen relativ unkomplizierten Eindruck und war ihr auch sympathisch. Stets brachte sie irgendwelche Geschenke in Form von selbst gemachter Marmelade oder Konfitüre mit, von der auch Karin jeweils etwas abbekam.

An einem dieser Schulungstage schaute diese Frau in Karins Augen und meinte:

„Sie müssen weinen. Sie müssen viel mehr weinen.“

„Wieso“, wollte Karin wissen, „warum sollte ich das tun?“

„Weil sie ein Problem haben, dessen Sie sich entledigen sollten. Fressen Sie nicht alles in sich hinein. Weinen hilft und durch die Tränen werden negative Gedanken aus Ihrem Körper ausgespült. Ihr Gesicht wird sich noch mehr verschönen und Sie werden sich wieder wohl fühlen.“

„Wie kommen Sie darauf, dass ich mich nicht wohl fühle, und woher wollen Sie wissen, dass ich nicht weine?“, interessierte sich Karin.

„Sie sind schlau, aber Sie sind unglücklich“, antwortete die Frau.

Karin wurde unwohl. Es war so. Die Frau hatte Recht. Immer dann, wenn es krass wurde, beschwor sich Karin, nicht weinen zu wollen, um sich ihre eigene innere Stärke zu beweisen. Grund zum Weinen hatte sie ja genug in ihrem Leben, vor allen Dingen in den letzten Jahren gehabt. Immer bemühte sie sich, negative Dinge und Schicksalsschläge zu überwinden, indem sie nicht weinte, immer die Starke zu mimen. Woher erkannte diese Frau, die ihr vollkommen fremd war, was ihr fehlte?

„Woher wollen Sie denn wissen, ob ich unglücklich bin?“, fragte Karin provokant die Mittsechzigerin.

Diese lächelte Karin nur an und meinte:

„Denken Sie mal an meine Worte, wenn Sie Zeit für sich haben. Lassen Sie Ihren Tränen freien Lauf, weinen sich alles von der Seele, bedauern sich, lieben sich, pflegen sich und geben Sie sich selbst eine Chance, wieder in Ihr Gleichgewicht zu kommen. Sie werden bemerken, dass es Ihnen danach besser geht.“

Karin verblüffte diese Aussage und sie bemerkte, wie es ihr unangenehm wurde, dieser Frau gegenüber zu treten. Röte trat in ihr Gesicht, fast schon Scham.

Aber warum war es ihr unangenehm? Hatte sie letztendlich Recht, hatte sie die richtige Diagnose getroffen? Ihr war auf einmal nicht mehr wohl und sie sehnte sich dem Feierabend entgegen. Grübelnd hatte sie sich von der Truppe verabschiedet, ging zu ihrem Fahrzeug und fuhr nachdenklich nach Hause.

Noch am selben Abend überkam sie der Gedanke an ihr gebeuteltes und hartes Leben. Nie hatte sie wirklich darüber nachgedacht. Im Gegenteil, stets wollte sie alles meistern und hatte sich selbst dabei aus den Augen verloren, aber auch alles gemeistert.

Als sie zu Bett gehen wollte,  im Bad stand, und sich der Pflege hingab, fiel ihr ein Spiegel zu Boden, der in hunderte von Splittern zerbarst. Niemals zuvor hatte sich Karin darüber geärgert oder gewundert. Allzeit hatte sie es so hingenommen. Heute war es anders.

„Mist“, sagte sie lautstark zu sich selbst, weil sie sich ärgerte, so ungeschickt gewesen zu sein, den Kosmetikspiegel fallen gelassen zu haben.

Plötzlich begann sie zu weinen. Ihre Tränen wollten nicht mehr aufhören, über ihr Gesicht zu rinnen. Wieder war sie in Versuchung, sich zu zwingen, nicht zu weinen, doch dann erinnerte sie sich an die Worte der Frau:

„Sie weinen zu wenig.“

Karin konnte sich nicht erklären, warum sie es jetzt tat. Sie weinte, fast unaufhörlich, etwa zehn Minuten lang. Schluchzend saß sie auf dem Badezimmerteppich und ließ den Tränen ihren Lauf.

Lange Momente, in denen ihre negativen Erlebnisse vor ihren Augen einen Film bildeten, der niemals enden wollte. Hatte das einen Sinn? Tränen?

Karin beruhigte sich allmählich wieder, und die Frau fiel ihr ein, der sie morgen wieder gegenüber stehen würde. Würde diese das bemerken?

Irgendwie erleichtert erhob sie sich, ordnete noch kurz ihr Haar, sammelte die Spiegelscherben auf, warf diese in den Mülleimer, und ging ins Bett.

‚Habe ich da jetzt etwas weggeworfen, was mich belastet hat?‘, dachte sie, als sie langsam dem Schlaf verfiel.

Am anderen Morgen ging sie wieder ihrer Bürotätigkeit nach. Die Schülerinnen waren bereits eifrig damit beschäftigt, ihrer Ausbildung nachzugehen, als diese ältere Frau auf Karin zutrat, ihr in die Augen schaute und meinte:

„Hat gut getan, oder? Weiter so, es wird Ihr Leben erleichtern…“

Merkwürdig. Sie lächelte die Frau an und streckte ihr ihre Hand entgegen, die behutsam angenommen und von der anderen umschlungen, irgendwie liebevoll, gedrückt wurde.

Karin begegnete dieser Frau nie wieder. In ihrem Küchenschrank befanden sich jedoch noch fünf  Gläser mit selbstgemachter Marmelade, die ihr diese Person eigens mitgebracht hatte.

Seither wird Karin bei jedem Frühstücksbrot daran erinnert, dass auch Tränen sich sehr hilfreich auf gebeutelte Seelen auswirken können……

© Christiane Rühmann

Wirst Du sie noch lieben.....?


Wirst Du sie noch lieben…..?

-        wenn sie ihren geraden Weg verlässt,

-        wenn sie gebrechlich wird,

-        wenn ihre Haare weiss werden,

-        wenn ihr Geist andere Wege geht,

-        wenn ihre Knochen sich verbiegen,

-        wenn sich Vorwürfe gegen Dich häufen,

-        wenn sie dem Weltlichen nicht widerstehen kann,

-        wenn ihr ein anderer Mann mehr gefällt, als Du,

-        wenn sie pflegebedürftig wird,

-        wenn ihr hübsches Gesicht altert,

-        wenn sie ihr Wort bricht,

-        wenn ihr Körper seine Funktion versagt?

Wirst Du sie dann noch lieben……..?

© Christiane Rühmann