METTWURST........

Dass Mettwurst nicht gleich Mettwurst ist, lässt zunächst mal nicht ganz verstehen.

Also, das war so:
Paul aus Schleswig-Holstein, belieferte seit Jahren mehrmals wöchentlich einen großen Fleisch verarbeitenden Betrieb im Bergischen Land, mit Schweinehälften. Oft, wenn noch ein oder zwei LKW vor ihm die Laderampen belagerten, stellte er seinen Truck ab und nutzte die Zeit, um ein Nickerchen zu machen.

In einer Nacht, als er wieder lieferte, verspürte Paul einen großen Hunger. Ihm war auf einmal bewusst geworden, dass er den ganzen Tag noch nichts handfestes gegessen hatte. So beschloss er, wenn der Metzgermeister ihn weckte, diesen zu fragen, ob er ihm nicht ein “Frühstückchen” ins Führerhaus reichen könne. Schon bei dem Gedanken alleine, lief ihm das Wasser im Mund zusammen.

Meister Rainer schlug nach etwa einer Stunde mit der flachen, tellergroßen Hand, mehrmals kräftig auf die Fahrertür des Trucks, so dass Paul verschlafen aufschreckte und sich kräftig den Kopf an der über ihm angebrachten Koje stieß.

“Mensch! Bist Du verrückt?”, machte er den Fleischer an. “Ich hätte fast eine Herzattacke bekommen. “ Meister Reiner zog schmunzelnd sein Auslösemesser aus dem Schaft und meinte mit einer drohenden Gebärde: “Los, beweg Dich, gleich ist es hell und ich will nach Hause!”

Paul fragte ihn lachend, ob Rainer ihm nicht eine Mettwurst spendieren könne, er habe den ganzen Tag noch nichts gegessen und sei sehr hungrig, er könne kaum noch das Lenkrad festhalten, geschweige denn, den LKW an die Laderampe setzen.

Der Meister verstand nicht ganz, runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und zog aber los, um die gewünschte Mettwurst zu holen. In diesem Betrieb war es üblich, dass die anliefernden Fernfahrer ein “Frühstück” erhielten. Vorsichtshalber packte Reiner jedoch drei Mettwürste ein und reichte das kleine Päckchen zu Paul durch das geöffnete Fenster der Fahrertür.

Paul zog seine Augenbrauen runter, wie man es macht, wenn einem etwas nicht klar ist, und schob den Kopf in den Nacken.
“Willst Du mich auf den Arm nehmen?” fragte er den Fleischer. “Ich hätte gerne eine Mettwurst gehabt!”

“Ja, und jetzt haste drei”, meinte Rainer.

“Das sind doch keine Mettwürste, das sind Kohlwürste!”

“Nee, mein Lieber, Du bist hier im Rheinland, hier heißen Deine Kohlwürste Mettwürste!”

Ach Du dickes Ei. Nun schien sich das Mißverständnis langsam aufzuklären. Die Mettwurst, die Paul meinte, war ca. 2,5 kg schwer und wird hier, in NRW, als Dauerwurst bezeichnet.

Der Wurstkrieg hatte sich somit also gutartig aufgelklärt, nachdem Rainer Paul eine große Mettwurst, also eine Dauerwurst, nachreichte.

Sie vollzogen aus Spaß an der Freud, dieses Spiel noch Jahre lang und tauschten Mettwurst gegen Mettwurst, die Paul dann ab und zu aus Norddeutschland nach “Holsteiner Art” für Rainer mitbrachte.

Aus welchem Bundesland Du kommst, der, der Du diese Geschichte liest, ich bin sicher, dass Dir ein ähnliches Mißverständnis auch schon untergekommen ist………

CR

GROSSMUTTER........

Als ich noch klein war, so etwa 5 oder 6 Jahre, lebte meine Großmutter noch. Sie war die Mutter meiner Mutti und wohnte etwa 6 km von uns entfernt auf dem Gehöft meines Onkels in einer kleinen Wohnung unter dem Dach. Die Mutter meines Vaters nannten wir Oma. Zu ihr fuhren wir jeden Mittwoch hin, um sauber zu machen, Einkäufe zu tätigen usw.

Jeden Donnerstag Nachmittag gingen Mutti und ich zu Fuß zu Großmutter, weil meine Mutti auch bei ihr noch sauber machte.

Mmmhh, dann gab es immer Tee oder Kakao und Schwarzbrot mit Tomate und Schnittlauch drauf. Großmutter wusste genau, dass ich das gerne aß. Immer war es sehr gemütlich bei ihr. Es gab dort keine Zentralheizung, sondern wenn es kalt war, wurde ein Kohle- und Holzherd angefacht, auf dem sie auch ihre kargen Mahlzeiten zubereitete. Es war immer schnuckelig warm bei ihr. Damit meine ich nicht nur die räumliche, sondern auch die menschliche Temperatur. Sie nahm mich auf den Schoß und erzählte mir Geschichten. Booaah, war das schön! Sie trug nur schwarze Kleidung mit Schürzen, die meist weiße Punkte hatten, und an den Schultern mit Rüschen bestückt waren.

Ich mochte, wie sie roch, ich mochte ihre zermürbten, knochigen und von Gicht gezeichneten Hände, die mir zärtlich über mein lockiges, zu Zöpfen geflochtenes Haar, streichelten. Ich kuschelte mich an sie an und lauschte ihren Worten. Oft frisierte sie mein Haar und gestaltete mir einen so genannten “Dutt” oder sie flocht mir einen Bauernzopf. Wenn sie dann einmal ihren “Großmutterstuhl” verließ, stand ich staunend vor ihr und konnte nicht begreifen, warum sie “Großmutter” genannt wurde, wo sie ja gerade mal 2 - 5 cm größer war als ich.
Ich habe mich jedoch niemals getraut, danach zu fragen, ich liebte sie zu sehr!

Dann kam die Zeit, in der es meiner Großmutter gesundheitlich nicht sehr gut ging. Ihre chronische Bronchitis machte ihr doch mehr zu schaffen, als wir alle gedacht hatten. Dann war es auch die Kraft, die sie verließ. Immerhin war sie bereits 87 Jahre alt und noch immer geistig voll beschlagen.

Es war sehr schwer für mich, als sie uns für immer verlassen hatte.

Mutti hat mir erklärt, dass Großmutter jetzt im Himmel sei, und dass sie von dort aus auf uns nieder sehen würde.

Dann wurde Großmutter aufgebahrt, in einem Sarg, in ihrem Wohnzimmer, wo alle noch mal Abschied von ihr nehmen konnten. Wir waren eine sehr große Familie. Ich sehe sie da noch liegen, mit schwarzer Kleidung, zusammen gefalteten Händen, in die eine Rose eingelegt war.

Ich weiß nicht mehr, ob ich damals geweint habe, aber heute mache ich das manchmal. Viel zu kostbar war die Zeit mir ihr! Ich werde diese liebevolle Person niemals in meinem Leben vergessen. Ihre liebevolle, großmütige und warmherzige Art hatte sie auf ihre Kinder, also meine Tanten und Onkel übertragen. Sie hatte elf Kinder zur Welt gebracht: Sieben Mädel und vier Buben. Ein Mädchen starb im Kindsbett an Lungenentzündung und drei ihrer Söhne blieben im Krieg. Trotzdem war sie immer ehrfürchtig und gläubig zu Gott und hat ihre Liebe an alle weiter gegeben.

Heute weiß ich nur, dass ich es niemals verstehen konnte, warum man sie “GROSSMUTTER” genannt hat, weil sie zu Lebzeiten, als ich sie noch kannte, nicht sehr viel größer als eine Parkuhr war…....

(c) Christiane Rühmann

DU..........


Du bist der Wind,
der meine Segel füllt,
Du bist der,
der meine Sehnsucht stillt.

Du tröstest, wenn ich mal
traurig bin.
Du nimmst selbst meine
Launen hin.

Du steuerst als mein
sicheres Schiff,
mein Leben
um manch´ arges Riff.

Du hältst mich fest,
wenn ich mal weine.
Du hilfst mir immer
auf die Beine.

Du bist für mich
wie täglich Brot.
Du bist mein Retter
in der Not.

Du läßt mich keiner
Zeit im Stich.
Du bist der beste Freund
für mich.

Du nimmst Dir Zeit,
wenn ich dich frage.
Du hast stets Rat
für jede Lage.

Für mich gibt´s niemand,
den ich lieber sähe.
Ich hab Dich gern
in meiner Nähe.

C.R.

Bestätigung aus dem Jenseits.........

An einem Donnerstag im Januar 2008 war ich mit einigen Freunden in einem Bus unterwegs. Auf der Rückfahrt am Abend erreichte mich auf meinem Mobiltelefon ein Anruf von dem Sohn des Trauzeugen von mir und meinem verstorbenen Mann.

Kurt, bei dem Anruf war er bereits seit drei Tagen verstorben, war bereits seit Jahren an Krebs erkrankt, hatte viele Chemotherapien und Bestrahlungen hinter sich. Genau genommen wartete er nur auf eine sanfte Erlösung von seinem doch mittlerweile schwer gewordenen Dasein.

Als ich selbst vor Jahren an Krebs erkrankt war, fragte er häufig besorgt nach und ließ auch verlauten, dass er mich und meine tapfere Einstellung zu dieser “irritierten Gesundheit” bewunderte.

Nachdem er dann ebenfalls diese finstere Diagnose erhalten hatte, rief er mich erneut mehrfach an und wollte bei mir erfragen, wie ich diese Therapien denn verkraftet habe, er glaube, er könne dies nicht durchhalten.

Ich gab ihm gerne und bereitwillig Auskunft, weil ich beschlossen hatte “mit” dem Krebs zu leben und mit ihm alt werden zu wollen. Auch blieb ich aktiv im Leben. - Sicher, das hat er auch getan; aber der Wille hat wohl doch nicht ausgereicht. Ich bin mir sicher, dass er gerne noch viele weitere Jahre gelebt hätte, allerdings nicht unter diesen Bedingungen.

Als ich also von seinem Tod erfahren hatte, und mir auch gesagt wurde, dass die Beisetzung nur im aller engsten Familienkreis stattfinden solle, beschloss ich, mich auf der Stelle in Gedanken von ihm zu verabschieden.

Im Bus war es ruhig und ich konnte mich gedanklich von ihm distanzieren. Ich ließ die letzten 28 Jahre, in denen ich ihn kannte, noch einmal in meinem Geist Revue passieren und bat ihn so, falls er meine Gedanken wahrnehmen würde, mir doch drei Zeichen zu senden, damit ich wusste, dass meine Abschiedsgrüsse ihn erreicht hatten. So bin ich nun mal! Wenn man bereits mehrfach dem Tod in die Augen geschaut hat, wird man feinfühliger, hellhöriger und nimmt Dinge wahr, die anderen Menschen verborgen bleiben.

Kaum hatte ich meine Gedanken abgeschlossen, erhielt ich das erste Zeichen und kurz darauf gleich das zweite. Als Punkt hinter meinem Ersuchen erhielt ich dann auch sofort das dritte Zeichen, was das Pünktchen auf dem “i” war - man spielte im Radio seinen absoluten Favoriten aus der Musikwelt: “Spiel noch einmal für mich Habanero…..” von Catarina Valente.

Er hatte also verstanden - und ich hatte es auch…………

Meine Gedanken kreisten während der gesamten mehrstündigen Rückfahrt nur um ihn und die Erlebnisse unserer Vergangenheit.

Alles Gute Kurt........

CR

musik, kunst, lyrik, satire

Nette Sheriffs..........

Anfang der 70-er Jahre, während meiner Ausbildung zur Justizangestellten beim Amtsgericht, ergaben sich auf Grund meiner guten Leistungen für mich Möglichkeiten, aus dem tristen Justizalltag mehr zu machen. So wurde ich z.B. auserwählt, Protokolle während Abschiebungs-Sitzungen zu schreiben. Das geschah immer dann, wenn die Polizei unangekündigt illegale Ausländerunterkünfte aufsuchte und die dabei ohne gültige Aufenthaltspapiere ertappten Personen in ihre Heimat abschieben musste. Auch zu einer Leichenöffnung habe ich mich freiwillig gemeldet, um einfach n i c h t s versäumt zu haben. Ausserdem gab es hierfür zusätzlich Geld für den Friseur und die Kleiderreinigung, da man den Geruch nach einer Sizierung nur sehr schwer los werden kann.

Um zu den entsprechenden Örtlichkeiten zu gelangen, wurden stets Polizeifahrzeuge geordert, die einen Richter, und oder einen Rechtspfleger, sowie auch meine Wenigkeit samt Schreibmaschine und benötigtem Equipment von A nach B zu bewegen. Abschiebungen fanden grundsätzlich nur abends statt. Da zu meinem Heimatort jedoch der letzte Bus am Abend bereits um 20.30 Uhr fuhr, hatte das Gericht dafür Sorge zu tragen, dass ich ordentlich nach Hause kam. Oft dauerten die Unternehmungen bis 22.00 oder 23.00 Uhr.

Oftmals waren es die selben Beamten, die mich heimwärts begleiteten oder auch zu anderen Ortsterminen chauffierten.
So entstand im Laufe der Jahre zwischen manchen von ihnen und mir eine gewisse Freundschaft. Man unterhielt sich logischerweise auch über private Dinge. Ausserdem blieb mir damals auch nicht verborgen, dass mancher junge Polizist an mir ein persönliches Interesse hatte, was ich natürlich überaus genoss, zumal die Herren in Uniform recht schneidig aussahen.

So ergab es sich, dass ich gefragt wurde, ob ich schon mal eine Waffe in der Hand und auch damit geschossen hätte. Ausser einem Luftgewehr, mit dem wir in unserem Garten auf lästige Spatzen und mit Diabolos geschossen hatten, hatte ich natürlich noch keine Waffe in den Händen gehalten. Neugierig war ich schon, wie es sich anfühlen würde, eine “echte” Waffe auszutesten.

So wurde ich also eingeladen, einige junge Sheriffs zu ihrem Schiessstand zu begleiten, um dort meine Fähigkeiten einmal zu prüfen. Natürlich war dies nicht offiziell erlaubt, aber gerade das machte für mich das Angebot so reizvoll.

Es war irre! Ich durfte schiessen! Ohne Jagd-, Waffen- oder Schiesserlaubnis!

Aber das war ja noch nicht alles. Da ich beabsichtigte, mit 17 Jahren mit meinem Führerschein zu beginnen, meinten die jungen Herren, dass ich ja schon mal üben könne, quasi unter Polizeischutz. Hhmm, heikles Angebot, aber es gab nichts, was ich nicht getan hätte, um mir nicht irgendwann einmal vorzuwerfen, dass ich es nicht getan hätte. ….

Sie staunten aber nicht schlecht, als sie bemerkten, dass Auto fahren für mich nichts Neues war. Perfekt legte ich den Gang ein und fuhr los, schaltete um und wurde immer schneller. “Aha”, meinten sie: “Ok, dann eben jetzt mal mit Blaulicht”.
Boah, das hat Spass gemacht, ich sag´ es Euch. Natürlich wollten sie wissen, woher ich denn so gut fahren könne, wo ich doch noch nicht einmal 17 war. Ich erzählte, dass ich vier ältere Brüder hätte und dass jeder von ihnen immer von mir das Auto geputzt haben wollte. Als Gegenleistung dafür durfte ich dann immer eine Runde mit deren Autos fahren, und das bereits seit meiner frühesten Jugend.

Als ich knapp ein Jahr später mit 17 meinen Führerschein machte, meinte auch mein Fahrlehrer zu mir: “Alter Schwarzfahrer……” . Die sechste Fahrstunde war gleichzeitig meine Prüfungsstunde, obwohl ich in Theorie eine Ehrenrunde drehen durfte.

Dies kann ich heute alles ohne Angst vor strafrechtlicher Verfolgung erzählen, da diese Abenteuer längst verjährt sind. Nur meine Erinnerungen daran sind noch so lebendig wie eh und je……

CR

Hier spricht Andy