Fritzchen

Jeden Tag sehne ich mich nach Dir. Ich schlafe nicht ohne Dich ein. Mir gefällt Deine Form, Deine Wärme, Deine Nähe. Du bist mir so vertraut. Du darfst mich begleiten, Du allein darfst nachts in meiner Nähe sein, Ich kann nicht ohne Dich leben - mit Dir werde ich alt! Mein geliebtes Kissen - Mein „FRITZCHEN“. © Christiane Rühmann

HONDI - seine Gedanken

HONDI ist das liebenswerteste und treueste Auto, dass Ihr Euch vorstellen könnt. Auto-Alter sind gleichzustellen mit ‚Hundejahren‘, na ja, so irgendwie, also sind sie leistungsmäßig gleichzustellen mit einem Welpen, wenn sie bereits 16 Jahre oder mehr auf dem Puckel haben. So ergeht es unserem HONDI, einem kleinen blauen Honda Civic mit 55 kw/79 PS und einem Benzinmotor, dem lange Jahre nichts fehlte. HONDI stand traurig bei einer Autowerkstatt und glaubte, dass sich niemand für ihn interessieren würde, bis eine alte lustige Witwe kam, und ihn gegen einen 6-Zylinder und 178 kw-starken MB eintauschte. Warum tat die Frau das? HONDI beäugte sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn die Frau nahm ihn zunächst zur ‚Probe‘ mit, mit einem roten Kenzeichen. Folgendes geht HONDI durch den Zylinderkopf: „Hurra, da ist ja jemand, der mich mag! Wie jetzt? Nur zur Probe? Oh, da muss ich mich ja anstrengen! Was, sie will mich eintauschen gegen einen 6-Zylinder? Kann ich kaum glauben! Hu, da muss ich mich ja anstrengen und mich von der besten Seite zeigen! Ich glaube jetzt nicht, was ich gerade vom Monteur gehört habe: „Der kleine Honda ist ja noch blutjung und hat erst 28 Tausend Kilometer gelaufen. Den Alten lassen wir über die Klippe springen!!!“ Hilfe! Für mich soll jemand sterben? Hm, ich verstehe es einfach nicht! Egal, Hauptsache, ich muss jetzt nicht mehr hier rumstehen und blöde grinsen, damit mich jemand kauft. Ist ja eh schon so anstrengend, sich ständig der Sonne auszusetzen. Ich bin blau und kann stehen, stehen und stehen und werde trotzdem nicht braun! …War ein Scherz… Aber mal echt, ich würde schon wieder gerne mal auf die Piste gehen… Oh, da kommt die Frau und holt mich ab, das ist fein! Auaaaa, was machen die denn da? Achso, die schrauben das komische rote Kennzeichen an… Uuups, hat sie mich abgewürgt? Aber sie scheint ganz nett zu sein! Ich helfe ihr auf die Sprünge! Na, siehste, geht doch!!! WOW, cooles Feeling!! Sie kann ja fahren und hat wirklich was drauf! Ich komme zu dem Entschluss, dass sie schon sehr zu mir passen würde! Ob sie auch so denkt? Oooh, ich beginne langsam zu schwitzen… „Huhuuuu, Du, Frau, gefalle ich Dir?“ Merkwürdig, ich kann Frau’s Gedanken hören: „He HONDI, hast Du zu mir gesprochen?“ „…äähh, ja, das habe ich. Kannst Du mich etwa verstehen? Wieso? Ich rede sonst immer nur mit Metall, Alu und normalem Blech. Du bist aber doch so ein Teil, was wir unter unseren Kreisen „Weichei“ nennen. Wieso kannst Du „autoisch‘‘ sprechen und verstehen?“ „Ach weißt Du HONDI, das ist wie bei uns Menschen. Man muss nur zuhören und verstehen! Ich habe Dich und Deine Gedanken verstanden. Mach Dir keine Sorgen. Du bist ein prima Kerl und Du gefällst mir! Du bist jung, dynamisch und hast noch nicht sehr viele Kilometer gelaufen. Du siehst chic aus und passt wohl in meine Geldbörse.“ „Wie jetzt? Willst Du mich wirklich haben? Du kennst mich doch gar nicht!“ „Stimmt. Darum nehme ich Dich ja auch nur zur Probe mit.“ „Heißt das, ich darf mir Hoffnung machen, dass ich bei Dir bleiben darf…schnief?“ „Ja HONDI, das heißt es. Wenn Du meinen Anforderungen entsprichst, darfst Du bei mir bleiben.“ So hatte die Frau damals gesprochen. Oh, hatte ich mich in sie seit dem ersten Date verliebt!!! Sie war so zärtlich, sportlich, energisch, geschickt und liebevoll!!! Ich mochte sie gleich und sie…??? Wir verbrachten 5 tolle und wirre Tage. Noch war nicht klar, ob wir ein Paar werden würden. Ich bekam immer nur am Rande mit, dass ich ‚eingetauscht‘ werden sollte, gegen den starken Typen. Man war sich wohl lediglich über den Preis nicht einig. So wartete ich. Ich wartete und hoffte. Meine sonst so niedlichen Scheinwerfer verzerrten sich zur Nacht oftmals traurig. Ich mochte die Frau, die mich gefahren hatte. Warum holte sie mich nicht? War ich nicht nett genug zu ihr? Ich habe mich doch so angestrengt! Ich ging wieder traurig schlafen und glaubte nicht mehr daran, dass ich diese nette Frau jemals wiedersehen würde, doch dann stand sie plötzlich vor mir: „He, HONDI. Kennst Du mich noch?“ Mir begann das Füllwasser aus der Scheibenwaschanlage zu laufen. „Chris, bist Du es wirklich? Ich dachte, Du kommst nie mehr!“ Chris hatte sich für mich entschieden und nahm Platz auf ihrem Sitz. Sie kraulte mich unter meinem Lenkrad, streichelte meine Armaturen und meinte zärtlich wispernd: „Jetzt gehörst Du mir, Kleiner!“ Wäre ich nicht von Natur aus blau gewesen, wäre ich vermutlich ganz „schamviolett“ geworden. Das verkniff ich mir jedoch. Sie zuppelte mir kraulend unter dem Lenkrad rum, streichelte mir über meine Armaturen und sprach zu mir. Wie könnte ich sie jemals im Stich lassen? Ich war damals 28.000 Kilometer jung. Ich träume heute noch von unseren Anfangszeiten… Heute, nach annähernd 12 Jahren wilder Ehe, blicke ich auf eine wilde Zeit zurück. Wie oft habe ich mit ihr am Abgrund gestanden? Ich meine das jetzt echt! Wir haben in den Alpen Wege erklommen, auf denen es keine Wendemöglichkeit mehr gab. Mir war schon ganz schwindelig, aber sie hat es immer wieder geschafft, mich auf einer ‚Bierdeckel‘ gleichenden Fläche umzudrehen, mir die Schönheiten der Natur zu zeigen, mich stark fühlen zu lassen und zu zeigen, dass sie mich wirklich lieb hat, dass ich HONDI bin. Dafür habe ich ihr gezeigt, dass ich für die zahlreichen Umzüge ihrer Ableger Platz bieten kann, welchen niemand hinter meiner smarten Fassade vermutet. Ich bin irgendwie sehr stolz auf mich! „Das kannst Du auch, mein treuer HONDI“! „Wie jetzt? Hast Du mich schon wieder verstanden?“ „Ja, das habe ich und werde es auch immer tun!“ Ich traue jetzt gerade mal wieder meinen Zylindern nicht! Sie versteht mich tatsächlich! Sie versorgt mich mit Öl und Benzin, wie eine Mutter ihr Baby mit Milch! Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Ich habe jetzt in den vergangenen, fast 12 Jahren, für sie 305 Tausend Kilometer geleistet, also insgesamt 333.000 und sie wird einfach nicht müde! Dann werde ich es auch nicht!!! „Danke HONDI, das habe ich gehört! Ich werde wirklich nicht müde, meine Zeit mit Dir zu verbringen. Ich liebe Dich!!!“ Haaaach, ist das schöön. Ich war noch nie so verliebt! Psst, unter uns gesagt, ich glaube, sie war es auch noch nie so sehr, wie in mich, und ich bin HONDI… © Christiane Rühmann

Der kleine Osterhase

So, mein Sohn, jetzt ist es bald soweit. Ostern steht vor der Tür und wir haben eine große Aufgabe. Wir werden viele Kinder glücklich machen, mit unseren Ostereiern. Du bist jetzt fast ein Jahr und nun darfst Du helfen, unsere bunten Ostereier zu verteilen. Muckel war unsicher, traute sich jedoch nicht, seinen dominanten Vater nach weiteren Details zu fragen. Er, Muckel, hatte seine Lebenszeit mit herumtollen und Spielen mit seinen Kameraden verbracht. Das, was seine Mum und sein Pa immer um dieselbe Jahreszeit gestalteten, war bisher an ihm vorüber gegangen. Er hatte registriert, dass sie unglaublich viele Hühnereier bemalten. Manche Eier waren ein wirkliches Wunderwerk. Muckel seufzte. Was sollte er wohl dazu beitragen, um den Eltern zu helfen? Er begab sich mit Papa und Mama in die Osterwerkstatt. Bislang hatte ihn das alles nicht interessiert, was sich in ihr befand, doch diesmal wurde sein Interesse geweckt. „Papa, was sind das alles für Stöcke mit den Borsten oben dran?“ „Das sind Pinsel, mein Junge“. „Pinsel? Wozu braucht man sie denn? Sie sind ja auch noch unterschiedlich dick. Was hat das auf sich?“ „Weißt Du Muckel, Ostern ist ein großes Fest. Dazu benötigen die Zweibeiner bunte Eier, die wir bemalen und ausliefern. Je bunter und kreativer ein Ei bemalt ist, desto lieber haben es die Menschenkinder. Sie werden in Gärten unter Blumen, Sträuchern und Bäumen versteckt, damit die Menschenkinder sie suchen sollen. Mit diesen unterschiedlich starken Borstenpinseln können wir die schönsten Dinge auf ein Ei malen. Willst Du es mal ausprobieren?“ Muckel war beeindruckt. Noch nie hatte er bemerkt, wie wichtig der Beruf seines Dad´s als Eiermaler war. Die Kunstwerke dann auch noch ausliefern zu dürfen, war wohl das Größte, was im Leben eines Hasen passieren konnte. Er müpfelte begeistert mit seiner Hasenschnute, nochmal und nochmal. „Du meinst, ich darf auch ein Ei bemalen? Ja denkst Du denn, dass ich das kann?“ „Sicher kannst Du, Du bist ja schließlich mein Sohn!“ Vater Hase lachte laut. Muckel begann, einen dünnen Pinsel in die vielfältigen Farben zu tauchen. Vorsichtig streifte er die überflüssige Farbe ab. Er begann, eine Kontur auf ein Ei zu malen. Mit hochrotem Kopf stellte er fest, dass sein erster Versuch gar nicht mal so schlecht war. Es machte ihm jetzt Spaß und so begann er, als die Konturen getrocknet waren, diese farbig auszumalen. Er war eifrig bei der Sache und seine kleine Hasenzunge glitt langsam über seine kleinen Hasenlippen hin und her. Sorgfältig mischte er die Farben, um einen natürlichen Effekt zu erhalten. Papa Hase beobachtete ihn genau bei seiner Tätigkeit und blinzelte ab und zu über seine Brille hinweg zu seinem tüchtigen Sohn. Er erkannte sehr bald, dass Muckel Talent hatte. „Zeigst Du mir Dein Ei, wenn Du fertig bist, Muckel?“ „Ja, Papa. Ich bin schon so weit. Komm schauen, ich bin ganz stolz!“ Papa Hase erhob sich von seinem Hocker und ging zu Muckels Arbeitsplatz. Er stieß einen Schrei aus, so laut, dass Muckel erschrak. „Muckel, das ist ja ein wahres Kunstwerk! Du bist ja richtig begabt! Damit wirst Du den Junior-Eier-Malwettbewerb gewinnen! Großartig!“ Von seinem Geschrei aufgeschreckt, kam Muckels Mama aus der Küche gestürmt: „Was ist denn hier für ein Lärm?“ „Schau mal, was mein Sohn hier für ein wunderbares Ei kreiert hat! Er ist ein wahrer Künstler!“ „Wow, das ist ja wirklich ein Kunstwerk! Aber wieso eigentlich DEIN Sohn, häh? Muckel ist MEIN Sohn! Das Kreative hat er von MIR!“ „Mama, Papa, hört auf zu streiten! Gefällt es Euch wirklich so sehr?“ Ja, das tat es. Überwältigt und stolz nahmen sich die Eltern bei den Händen und tanzten durch die Wohnung. Muckel verstand seine ausgeflippten Eltern nicht mehr so wirklich. „Könnte mir bitte mal jemand erklären…..“, begann er zu fragen, als seine Eltern ihm den Wert seines allein kreierten Ei´s erklärten. Muckels Ei wurde beim Eier-Mal-Wettbewerb ausgestellt – und gewann!! Warum, wurde ihm erst viel später bewusst. Er hatte ein Ei kreiert, an dessen Bild sich bereits viele Hasen vorher probiert hatten. Niemand war es gelungen, ein EI DES KOLUMBUS zu gestalten. Muckel hatte es geschafft! Er schuf Amerika mit winzig schmalen Strichen auf einem kleinen Hühnerei, Schiffe, die den Ozean überquerten und einen überglücklichen Kapitän, der die Arme zum Himmel streckte, als er den amerikanischen Boden betrat. Er hatte Koordinaten gezeichnet und eine Weltgeschichte dargestellt, die kaum jemand vor ihm auf ein Papier, geschweige denn, auf ein Hühnerei gezeichnet hatte. Es war das schönste Ei der Saison geworden. Mit dem Erlös aus dem Sieg dieses Malwettbewerbes, machte sich Muckel ein Jahr später selbstständig. Er eröffnete eine Künstler-Ei-Werkstatt und beschäftigte viele Junghasen. Sie konnten bei und von ihm lernen. Die Kreationen seiner Werkstatt sind mittlerweile auf der ganzen Welt berühmt und geschätzt. „Muckels Werkstatt“ stellt die schönsten und kreativsten Eier der Welt her. Wenn Du ein wunderschönes Ei zu Ostern findest, ist es sicherlich von ihm… © Christiane Rühmann (Kindergeschichte April 2014)