Handy - meine Idee


Sommer, Schulferien, Hitze, Freibad !!!!

Wir schreiben das Jahr 1965.

Ich ging bereits am Vormittag mit einer Wolldecke und einem großen Badehandtuch, sowie mit 1,00 DM ausgestattet ins unser 3 km entferntes so genannten “Strandbad”.

Am Vormittag bekam man dort noch die besten Liegeplätze.

Wie in jedem Jahr, hatten meine Eltern auch jetzt wieder für meine vier Brüder und mich eine Familien-Jahreskarte gekauft.

Der Bademeister am Eingang kannte jedes Kind aus unserem Dorf mit Vor- und Nachnamen. Mich hatte er wohl besonders gut in seinem Gedächtnis, weil ich immer irgendwie ´negativ´ aufgefallen bin.

Mal hatte ich ein anderes Kind vom Beckenrand ins Wasser geschubst, mal habe ich in den Umkleidekabinen Kaugummi ins Schlüsselloch gesteckt oder die mit Kreide beschriebene Warntafel -aus Versehen natürlich- ausgewischt. Manchmal habe ich auch Handtücher vertauscht oder Stöpsel aus fremden Luftmatratzen rausgezogen……… An Ideen hat es mir nie gefehlt!!

Eine andere Idee hatte ich, als ich an diesem Tag in der Sonne auf meinem Badetuch lag: Ich blickte hinauf zu den Wolken und versank in Gedanken. Wir hatten zu Hause noch seit nicht all zu langer Zeit ein Telefon. Ich wusste, dass meine Mutti etwa einmal monatlich ihre Schwester - meine Tante Irene- in Vancouver anrief.

Es faszinierte mich, dass die Worte der Gespräche einfach so durch ein dünnes Kabel geschickt wurden.

Über den Wolken sah ich hin und wieder ein Flugzeug fliegen.

Ich dachte, wie klasse es doch wäre, wenn ich einfach von hier aus, von meinem Badehandtuch, nach Canada anrufen könnte, einfach nur den Hörer in der Hand, überall hin telefonieren !!

Die Idee fand ich einfach genial und so träumte ich das, was ich mir gerade vorgestellt hatte, einfach weiter. In Gedanken sprach ich mit meinen beiden Vettern, die ebenfalls in Canada lebten und die ich noch nie im Leben gesehen hatte. Da es auf einem Badehandtuch im Freibad kein Telefonkabel gab, stellte ich mir vor, dass eine Verbindung auch so gehen solle. Nur hatte ich keine Vorstellung, wie das gehen könnte. Darüber wollte ich mir morgen Gedanken machen.

Also hatte ICH 1965 bereits die Idee von einem Handy.

Leider war ich viel zu klein und zu jung, um die Idee umzusetzen, und somit war “morgen” zu spät. Außerdem habe ich damals niemandem von meinen Hirngespinsten erzählt, weil mich alle nur ausgelacht und verspottet hätten ……………..!!

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben eben…..

CR

Das Sprungbrett

Ein Mensch, den es nach Ruhm gelüstet,
besteigt mit grossem Mut gerüstet ein Sprungbrett
und man denkt er liefe nun vor
und spränge in die Tiefe,
mit Doppelsalto und dergleichen,
der Menge Beifall zu erreichen.

Doch lässt er, angestaunt von vielen,
zuerst einmal die Muskeln spielen,
um dann erhaben vorzutreten,
als gälts, die Sonne anzubeten.

Ergriffen schweigt das Publikum,
doch er dreht sich gelassen um und steigt
man möchte fast sagen heiter
und voll befriedigt von der Leiter.

Denn wenn auch scheinbar nur entschlossen,
hat er doch sehr viel Ruhm genossen.
Genau genommen schon den meisten,
was soll er da noch etwas leisten?

(Eugen Roth)

Arbeitsaufteilung

Das ist die kleine Geschichte über vier Kollegen namens JEDER, JEMAND, IRGENDJEMAND und NIEMAND.

Es ging darum, eine wichtige Arbeit zu erledigen und Jeder war sicher, dass sich Jemand darum kümmert. Irgendjemand hätte es tun können, aber Niemand tat es.

Jemand wurde wütend, weil es Jeder´s Arbeit war. Jeder dachte, Irgendjemand könnte es machen, aber Niemand wusste, dass Jeder es nicht tun würde.

Schliesslich beschuldigte Jeder Jemand, weil Niemand tat, was Irgendjemand hätte tun können.

(Diese Geschichte habe ich in einem Amtszimmer gefunden, ohne Angabe des Verfassers)

Krisen

Krisen sind Angebote des Lebens, sich zu verändern.

Man braucht noch gar nicht zu wissen, was neu werden soll, man muss nur bereit und zuversichtlich sein.

Comeback eines Auswanderers

Deutschland, in den 60-ern:

Wir waren noch alle sehr jung und besuchten alle die 9. Klasse der Volksschule.
Es kam mir damals vor, als seien die “Jungens” reifer gewesen als wir “Mädchen”.

Na ja, ab und zu riskierte ich mal einen Blick auf die hübschesten Jungen aus meiner Klasse, hatte aber das Gefühl, als würde sich niemals jemand von denen mit mir abgeben, d.h. auch, mit mir erzählen oder gar auf irgendeine Fete gehen, die jetzt mehr und mehr in Mode kamen. Ich fand einfach, dass ich nicht zu ihnen passte, ich meine …von meinem Outfit her... und so. Ich wirkte zu konservativ. Ich trug mit 14 Jahren noch lange geflochtene Zöpfe, Kniestrümpfe und selbst gestrickte Wolljacken oder Pullis. Man konnte mich, glaubte ich damals, nur zum Fußballspielen gebrauchen.

Ich mußte also etwas an mir verändern, damit sich was veränderte!

Ich beschloss, meine Haare abschneiden zu lassen. Diese Entscheidung gab ein Mordstheater mit meinen Eltern. Schließlich ließen sie sich dann doch erweichen.

Als dann die nächste Fete stieg, war ich auch eingeladen, hatte allerdings immer noch das Gefühl, nicht so richtig beachtet zu werden, ……weil ich halt jemand war, mit dem man Fußball spielen aber nicht knutschen konnte.!”!

Ich sah mir die anderen Mädels an und stellte fest, dass sie keine Kniestrümpfe mehr trugen.Stattdessen hatten sie Lidschatten auf den Augenlidern und getuschte Wimpern.

JA, das wollte ich auch!!

Ich fragte meine Freundin, ob sie mich denn auch mal schminken würde, denn ich hätte ja keine Ahnung davon und außerdem würde ich ja “so was” auch nicht besitzen.

Schmunzelnd schminkte sie mich und befand, dass ich gut aussähe.
Als wir von der Toilette kamen, war gerade Tanzpause. Wir mischten uns unter die Menge, um uns zu unterhalten.Plötzlich sah mich ein Junge an und meinte: "Höööö, Du siehst aber gut aus.”

PENG!!!!!! Da war es passiert!!
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss! Mannomann, war das peinlich….!!!!
Nun sah mich auf einmal JEDER an! …..nix wie durch!

Seltsam, von da an wurde ich auf einmal eingeladen auf jede Party, ja, ich wurde zum tanzen aufgefordert!
Aber was war das?? Da sehe ich Ulla mit Gunther knutschen!!
Rainer - wo war Rainer?
Ach da,…… ich sehe ihn….. Und wie: knutschend mit Giesela!!!!!!!

Ach Du Schande!! Iiihh, Zungenküsse… würg..!!!
Anscheinend musste ich noch viel lernen.

Es war Kartoffelerntezeit und ich bewarb mich jeden Tag in die Erntetruppe hinein.
Von dem so erarbeiteten Geld kaufte ich mir eine “knallgelbe” Hüft-Cordhose. Wow, die war ein richtiger Hingucker!! Dazu trug ich einen schwarzen, bauchfreien Polopulli.

Haa!!!!! Der erste Tanz auf der nächsten Feier war MEINER!!!!!!!!!!!!

Tatsächlich!!

Rainer forderte mich auf und hielt mich fast den ganzen Abend irgendwie ....fest.
Ich ging extra nicht auf´s Klo, weil ich Angst hatte, er würde sich dann eine Andere nehmen.

Meine Güte, sah der Typ gut aus! Und er roch auch noch so gut! Ein wenig rasieren musste er sich zu der Zeit auch schon.
Und der coole Typ wollte mich nun nach Hause bringen??!!
Ich konnte es kaum fassen! Mann, war das schön ….., die ersten Schmetterlinge im Bauch!!! Noch nie war mir mein Heimweg soooo kurz vorgekommen.
Und als wir dann vor meiner Haustüre angekommen waren und mehr oder weniger verlegen von einem Fuß auf den anderen stelzten, nahm er mich auf einmal in den Arm und küßte mich!!!

“ER” küßte mich!!!!!!!!!!!….. Wo ich das doch immer so “iiiihhhhh” fand!
Mmmhh - eigentlich gar nicht so übel!!

Zum Schluss fragte er mich dann noch, ob ich mit ihm “gehen” wolle.Da war ich total happy und alle anderen Mädchen beneideten mich.

Wir hatten eine sehr schöne Zeit - auch noch nach dem Schulabschluss.
Rainer begann eine Ausbildung als Elektriker und ich als Justizangestellte auf dem Amtsgericht. Wir gingen am Wochenende oft aus.Irgendwann begann unsere Beziehung dann zu kränkeln. Rainer wirkte so bedrückt!!
Heute weiß ich warum: Wir hatten einige Wochen oder sogar Monate keinen Kontakt.

Dann erreichte mich ein Brief aus Canada. Er war von ihm:
“Meine Liebe………..
Es tut mir leid, dass ich Dich so plötzlich verlassen musste. Mein Bruder lebt ja bereits mehrere Jahre hier und hat sich ein gut florierendes Geschäft aufgebaut. Ich soll ihm eine gewisse Zeit helfen und komme dann nach Deutschland zurück.
Bitte sei nicht traurig. Ich weiß, dass wir gute Freunde bleiben, und dass wir uns nicht aus den Augen verlieren werden.
Irgendwann werden wir mein Comeback riesig feiern, ich freue mich schon drauf!!!!

Liebe Grüße
Dein Rainer ……………..


Wir schrieben uns noch einige Male hin und her.
Dann erfuhr ich von seinen Eltern, dass er bald käme, allerdings nicht so, wie ich es erwartete, sondern in …………..einem SARG…..

So hatten wir uns sein “Comeback” nicht vorgestellt…………

(c) Christiane Rühmann