Wegen meiner “irritierten Gesundheit” lag ich mal wieder zu Untersuchungszwecken in der Uniklinik. Geduldig liess ich die entsprechenden Untersuchungen über mich ergehen. Da ich den Kliniktermin kurzfristig bekommen hatte, war es mir kaum möglich, mich von meinen Freunden und Familie zu verabschieden. Aber wir leben ja im 21. Jahrhundert und daher nutzte ich die Technik und versendete eine SMS an alle, die über meinen Aufenthalt im Krankenhaus Bescheid wissen sollten.
Da mir am nächsten Tag eine Hirnwasser-Untersuchung bevor stand, teilte ich dies auch kurz in meinem SMS-Rundschlag mit. Das hatte ich bei einem Cappuccino in der Cafeteria erledigt.
Noch während ich dort saß, erreichte mich ein Anruf auf meinem Handy von einer Frau, die ich nicht kannte. Sie erklärte mir, dass sie von mir eine Nachricht erhalten hätte, dass ich morgen ………
Ich staunte nicht schlecht. Ich kannte sie nicht und sollte ihr eine SMS geschickt haben? Merkwürdig. Wir tauschten uns eine Weile aus und sie verabschiedete sich nach einigen Minuten mit den besten Wünschen für die bevorstehende Untersuchung. Ich dachte noch etwa eine halbe Stunde über dieses Telefonat nach. Zur Sicherheit hatte ich mir noch ihre Rufnummer aus der Anrufliste auf meine vor mir liegende Illustrierte notiert, um dann im Anschluss meine Kontakte nach dieser Nummer zu durchsuchen. So lange ich auch blätterte, diese Nummer war in meinem Telefonregister nicht vorhanden….!
Als ich mein Zimmer wieder betrat und mich dann auf den sonnigen Platz am Fenster setzte, erreichte mich ein weiterer Anruf. Es war wieder diese fremde Frau. Sie entschuldigte sich dafür, dass sie mich nochmals belästigte um mir mitzuteilen, dass sie mit ihrer 15-jährigen Tochter über diese merkwürdige Begebenheit gesprochen habe. Diese habe dann gemeint, dass sie mich unbedingt nochmals anrufen solle, um mir doch nochmals ausdrücklich alles Gute für diese Untersuchung zu wünschen. Schliesslich habe es ja seine Ursache, warum ich das über mich ergehen lassen müsse. Wieder staunte ich nicht schlecht.
Bereitwillig erklärte ich dann, dass ich an Krebs erkrankt gewesen sei und seither unter starken Schmerzen im gesamten Skelett leide. Die Dame fragte mich vorsichtig, ob sie denn nähere Einzelheiten erfragen dürfe. Das stellte für mich überhaupt kein Problem dar, und so begann sie nach einigen Antworten meinerseits von sich selbst zu berichten. Sie sei ebenfalls an Krebs erkrankt, nachdem sie sich von ihrem Mann vor einigen Jahren getrennt habe. Ihre Tochter sei noch klein gewesen und aus Sorge um die Zukunft, sowie der gesundheitlichen Ungewissheit, habe sie eine harte Zeit hinter sich. Ausserdem habe sie durch die Krankheit ihren Job verloren und stünde nun mit ihrem Existenzminimum kurz vor der Resignation. Bewundernd lauschte ich ihren Worten. Ich konnte ihr einigen Mut machen und hatte den Eindruck, dass sie froh war, mit jemandem über ihre Probleme sprechen zu können. Ich versprach ihr, mich noch mal bei ihr telefonisch zu melden, wenn ich aus der Klinik entlassen würde.
Nach einigen Wochen habe ich dann ihre Nummer gewählt, konnte sie jedoch zunächst nicht erreichen. Etwa nach drei Versuchen gelang es mir, sie zu sprechen. Sie war hoch erfreut, dass bei mir alles gut verlaufen war, und ich guter Dinge war. Nun begann sie, mir mehr Privates aus ihrem Leben zu berichten. Ich hörte aufmerksam zu und bemerkte, wie sehr sie auch diesmal jemanden zum reden brauchte. Dieses Gespräch dauerte weit über eine Stunde.
Ich hätte sie gerne noch mal wieder gesprochen. Leider hat die Technik mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Software meines Mobiltelefons war abgestürzt. Alle gespeicherten Daten sind abhanden gekommen und waren nicht mehr zu retten. Daher war auch ihre Nummer gelöscht. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört, was ich außerordentlich bedauere.
Ich bin jedoch sicher, dass ich ihr einige Hoffnung und Mut zusprechen konnte. Wie auch immer meine SMS an diese fremde Frau gelangen konnte, ist mir bis heute noch ein Rätsel. Da ich nicht an Zufälle glaube, war es für mich geistige Fügung………..
CR