Meine Mutter war bereits 82 Jahre alt, als ich sie abholte, um meine Tante in einem Krankenhaus in der nächsten Großstadt zu besuchen. Mutti freute sich ständig, wenn solch kleine Ausflüge ihrem Tagesablauf eine Abwechslung bescherten. Ständig wurden es schöne Ausflüge, mal in den Zoo, mal zum nur spazieren gehen, mal zum Familie besuchen oder um außerhalb Kaffee zu trinken.
Ich hatte mir aus beruflichen Gründen selbst zu Weihnachten ein Navigationsgerät geschenkt, welches mir behilflich sein sollte, die vielen Adressen, die ich täglich anfuhr, schnell und sicher zu finden.
Da ich keine Ahnung hatte, wo das Krankenhaus war, gab ich die Adresse, bereits wie selbstverständlich, in das Navi ein. Wir fuhren also bei meiner Mutter vor der Haustür los und bereits nach wenigen hundert Metern sagte die sprechende Navigatorin: “Nach zweihundert Metern bitte links abbiegen, danach sofort rechts abbiegen und dem Straßenverlauf weiter folgen”.
Ich bemerkte, dass sich meine Mutter verstohlen umschaute. Sie sagte jedoch nichts. Ich begann zu begreifen, dass sie nicht wissen konnte, wer da sprach. Nach einer Weile der nächste Hinweis aus dem Lautsprecher: “An der nächsten Kreuzung bitte geradeaus fahren…” etwas später: “….den Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt verlassen…”
Jetzt wurde es meiner Mutter zu bunt. Sie neigte sich dem Radiogerät entgegen und meinte aufgeregt: “Das machen wir doch die ganze Zeit! Halten Sie doch den Mund!” Sie blickte mich mit erstaunten Augen an und fragte ganz aufgeregt: “Woher weiss die Frau im Radio überhaupt, wo wir hin wollen?”
Da konnte ich mir das lachen nicht mehr verkneifen. Auch wenn ich ihr ausführlich zu erklären versuchte, wie so etwas funktioniert, hatte sie es wohl doch nicht verstanden.
Aber von diesem Tag an antwortete sie der navigierenden Stimme immer höflich: “Jaja, danke für den Hinweis…..”
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