Puck war ein kleiner aufgeweckter Waldhase. Er lebte mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern in einem schönen Bau, tief inmitten des Waldes. Seine Hasengeschwister und Eltern trauerten noch um einen weiteren Bruder, der während einer Treibjagd abgeschossen wurde.
Auch Puck war zum Zeitpunkt der Jagd im Wald unterwegs gewesen. Als er aber das Geknalle der Büchsen und die Rufe der Treiber hörte, zog er es vor, ganz schnell nach Hause in den sicheren Bau zu laufen.
Gott sei Dank waren seine anderen Geschwister auch schon da. Nur Ricky hatte es nicht mehr geschafft. Fast täglich besuchte Puck die Stelle, an der man Ricky erschossen hatte. Das Laub und das Moos rochen noch nach ihm.
Puck seufzte: „Ach, wenn ich doch nur Geld hätte, um für Ricky einen Gedenkstein kaufen zu können. Den würde ich dann hier aufstellen, damit wir hier immer an ihn denken können. Ich bin zu klein und zu schwach, um selbst einen hier aufzustellen. Was soll ich nur tun?“
Er merkte gar nicht, wie müde er war, und dass ihm ganz langsam die Augen zu fielen. Sein kleiner Körper legte sich in Gedanken versunken hin und so schlief er auf dem weichen Moos ein. Er hatte einen wunderschönen Traum.
Puck und seine Geschwister-Rasselbande waren im gesamten Wald bekannt. Alle Tiere mochten die lustig umher tollenden Häschen. Alle haben vor allem Ricky geschätzt, der auf seinen Streifzügen durch das Unterholz einmal eine Schlingenfalle entdeckt hatte, und seine Freunde davor bewahrt hatte, in diese hinein zu tapsen, indem er sie vorher gewarnt hatte. Bekanntlich sind Fuchs und Hase ja nicht wirklich die allerbesten Freunde, aber hier in diesem Wald war das anders. Selbst die Igel, die Rehe, Hirsche und alle anderen Tiere schmunzelten, wenn sie Ricky und seine Geschwister mit den Fuchs-Geschwistern gemeinsam spielen sahen.
Die Familie Fuchs hatte ebenfalls Nachwuchs, der oftmals weit von ihrem Bau entfernt, ebenso wie die Hasenkinder, herumtollte. Ricky hatte unter den kleinen Füchsen einen Freund. Sein Name war Foxy. Stundenlang konnten sie sich jagen, verstecken, finden und waren ständig in Bewegung. Papa Fuchs hatte einmal gesagt, dass Ricky es nicht wert sei, von seiner Familie gefressen zu werden, denn an ihm sei ja nichts dran. Er hatte dabei gelächelt, nachdem ihn Foxy empört und mit grossen Augen erschrocken angesehen hatte.
Nun, nach Rickys Tod, waren es die anderen Hasengeschwister, die mit Foxy herumtobten, aber das war nicht dasselbe. Puck hatte sich am meisten mit Foxy angefreundet und ihm anvertraut, dass er gerne für seinen toten Bruder einen Gedenkstein an dem Tatort aufstellen würde, und dass er nur noch nicht wisse, wie er das anstellen sollte.
Puck lächelte im Schlaf, als er sich vorstellte, dass sein Traum eines Tages in Erfüllung gehen könnte und zuckte dabei mit seinen Hinterläufen, gerade so, als hätte ihn jemand dort gekitzelt.
Haaach, das war ein schöner Traum……. Er sah, wie in einer großen Blase, all seine Freunde und Geschwister, wie sie einen grossen wunderschönen Stein anschleppten, auf dem jeder einen Pfotenabdruck gepresst hatte. Ja, das würde Ricky gefallen!
Wieder war Puck so, als würde ihn jemand unter den Pfoten kitzeln und gaaanz entfernt hörte er auch Stimmen, die immer näher zu kommen schienen. Was war das? Er wurde wach und sprang sogleich in die Stellung, aus der er am besten flüchten konnte, falls ihm Gefahr drohen sollte.
Erschrocken schaute er sich um und hörte lautes Lachen. Alle seine Freunde und auch alle Eltern standen um ihn herum und machten sich über ihn lustig.
„Ihr seid gemein“, schimpfte der Kleine und wollte beleidigt fortlaufen, als ihn seine Mama festhielt und ihm sagte:
„Nun schau Dich doch erstmal um.“
Die zahlreich erschienen Freunde machten einer nach dem anderen Platz und mehr und mehr kam ein grosser Stein zum Vorschein. Ein grosser Stein, mit allen Pfotenabdrücken von Rickys Freunden.
Ein Wunder war geschehen!
Puck konnte vor lauter Freude darüber seine Tränen nicht unterdrücken und knuddelte einen jeden Einzelnen von Ihnen. Es war ein mächtiges Aufgebot an Waldtieren hier versammelt und so musste der kleine Puck ganz schön lange knuddeln, bis er wirklich niemanden vergessen hatte.
Selbst die Rehe waren zugegen. Die starken Rehböcke hatten mit ihren kräftigen Gehörnen geholfen, den „Ricky-Gedenkstein“ hierher zu rollen und so aufzustellen, wie es sich der kleine Puck vorgestellt hatte.
Er hatte also doch nicht geträumt! Und das schönste war, das alle nun einen Ort hatten, um den sie um den armen Ricky trauern konnten.
Von da an lagen täglich frische Blumen, auch welche, die Puck nicht gepflückt hatte, vor dem Gedenkstein.
Es ist einfach schön, wenn man Freunde hat, die für einen da sind und sich mit einem engagieren und mit denen man so wundervoll feiern konnte. Niemals im Leben wollten sie aus diesem Wald ausziehen und für immer hier glücklich und zufrieden leben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.....
(c) Christiane Rühmann
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