Fremde Zuwendung…

Ihr kennt alle das Problem, von irgendwelchen Callcentern mit Anrufen belästigt zu werden. Mal hast Du eine Reise nach Malle gewonnen oder mal eine Spiele-Gewinn-Zusage. Aber immer ist es mit einem berühmten „Deutschen Haken“ verbunden. Was wäre denn auch ein Deutscher ohne Haken? Etwa so, wie ein Holländer ohne Wohnwagen oder Thule-Box, oder?

Also, mich erreichte eines Tages, etwa vor 5 Jahren, ein solcher Anruf. Am anderen Ende der Leitung sprach ich mit einer sehr netten jungen Frau. Sie leierte mir ihr Anliegen herunter, glich nochmals meine Daten mit den ihr vorliegenden ab und rückte dann mit dem „Haken“ raus. In ihrem bescheuerten Fall sollte es ein Zeitschriften-Abo sein. Für mich stand fest, die Typen sind alle gleich, werden nach Abschluss bezahlt, sind selbst Hartz IV-Empfänger, allein erziehend und müssen sich ein Zubrot verdienen, um monatlich über die Runden zu kommen. Zu ihren 400 € erhalten sie pro Abschluss eine gewisse Summe X, die sie dann vom Arbeitsamt im Endeffekt wieder abgezogen bekommen. Also, dafür würde ich meinen Hintern nicht aus dem Bett heben und mir noch Knöpfe an die Backe labern lassen von Leuten, die erbost oder so Qerulanten sind, wie ich einer bin.

Nun, die freundliche Dame schien der Stimme nach nicht älter als Ende 20 zu sein. Als sie zu ihrem Anliegen kam, nachdem ich alles bestätigt hatte, was sie über mich wusste, habe ich sie gefragt, ob ich nun auch mal erzählen dürfe.

Sie bat darum, und hörte mir brav zu.

Ich erklärte ihr, dass ich mehrfach Krebs erkrankt sei, und dass zwei Jahre zuvor mein Mann, ebenfalls an Krebs, verstorben sei. Meine Kinder seien nun erst 11 und 17 Jahre alt, und vor einem Jahr habe meine Firma wegen Betriebsschliessung, meinen Job gekündigt. Seit meiner „irritierten Gesundheit“ und auf Grund der geschilderten Tatsachen, wäre mein Einkommen natürlich auch entsprechend geschmolzen. Meinen Mercedes habe ich verkaufen müssen und meine Träume und Ziele haben sich weit von mir entfernt.

Sie hörte mir sehr aufmerksam zu. Ich musste sogar nachfragen: „Hallo, sind Sie noch dran?“

Ich vernahm einen tiefen Seufzer. „Das tut mir sehr leid, Frau Rühmann. Ich verstehe, dass da eine zusätzliche finanzielle Belastung nicht machbar ist. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie belästigt habe. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Mut, das alles durchzustehen.“

„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Schliesslich konnten Sie meine Situation ja nicht kennen.“

„Aber Sie klingen so tapfer! Halten Sie durch! Ich wünsche Ihnen alles Gute, und dass Sie das, was Sie gerade durchleben, erfolgreich überstehen. „

„Danke, junge Frau. Wie war doch noch gleich Ihr Name?“

„Schneider, Iris Schneider.“

„Sie machen doch auch nur Ihren Job, aus welchen Gründen auch immer.“

Wir verabschiedeten uns sehr höflich von einander, und ich dachte über diese junge Frau nach. Wie lieb sie doch gewesen war. Wenn sie ein Call-Center als Job gewählt hatte, musste sie doch ziemlich verzweifelt gewesen sein.

Ich schlief über meinen Gedanken ein. Mein Körper war sehr schwach.

Nach etwa 14 Tagen erhielt ich einen Brief. Ich öffnete ihn, weil ich gespannt war, was darin enthalten war. Den Absender kannte ich nicht – oder doch?

Er stammte von der jungen Frau, mit der ich lange gesprochen hatte, etwa vor zwei Wochen, die aus dem Call-Center. Ich war erfreut und erstaunt zugleich. So etwas war mir noch nicht passiert. Sie schrieb:

„Sehr geehrte Frau Rühmann, ich habe mir sehr lange Gedanken gemacht, was man Ihnen schreiben könnte. Ich habe mir gedacht, dass Schweigen manchmal wirklich Gold ist und mich für ein Gedicht entschieden. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute und eine schnelle Genesung! Mit freundlichen Grüssen, Iris Schneider.“

Es wurde mir warm und mir stiegen Tränen in die Augen. Sie hatte in einer speziellen Schrift und auf Urkundenpapier in Flyer-Grösse ein Gedicht beigelegt. Ich nahm es gesondert zur Hand und las es:

„Sterne und Träume

Weisst Du noch, wie ich Dir die Sterne vom Himmel holen wollte, um uns einen Traum zu erfüllen? Aber Du meintest, sie hingen viel zu hoch…! Gestern streckte ich mich zufällig dem Himmel entgegen, und ein Stern fiel in meine Hand hinein. Er war noch warm und zeigte mir, dass Träume vielleicht nicht sofort in Erfüllung gehen; … aber irgendwann…..! (Markus Bomhard)“

Die Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich freute mich und war gerührt zugleich. Was hatte diese junge Frau dazu bewogen, mir dies zukommen zu lassen? Anbei war noch eine Visitenkarte von ihr. Sie machte Finanz Beratungsdienst in Deutschland (Vertrieb).

Wir haben einige e-mail-Kontakte gehabt, bis mein Rechner gestorben war. Selbst er hatte mich verlassen! Er hatte mich aber auch ermutigt, mir mit allen Mitteln einen Nachfolger zu verschaffen, damit ich wieder texten konnte, unter anderem mit dieser netten Frau. Sie schickte mir irgendwann nocheinmal Fotos von ihrer Hochzeit, und dann brach der Kontakt ab….

Vorhin, im Rausch meiner Einsamkeit, habe ich nochmal alte Papiere durchgearbeitet und fand ihren Brief, mit seinen Anhängen. Ich werde jetzt versuchen, über ihre Visitenkarte erneut Kontakt zu ihr aufzunehmen.

Das Fazit, was ich aus diesem damaligen Telefonat gezogen habe, ist, dass man sie nicht alle über einen Kamm scheren sollte. Oftmals helfen ehrliche Worte, um einen neuen Freund zu gewinnen…

(c) Christiane Rühmann

Ungeduld und Geduld

Du spürst sie ab und zu
und willst sie von Dir streichen.
“Laß Dir doch Zeit!” - doch Du
willst schnell Dein Ziel erreichen.

“GUT DING BRAUCHT WEIL”,
das ist Dir wohl bekannt;
doch Du willst - immer nur in Eil,
sofort mit dem Kopf durch die Wand.

Geduld ist eine Tugend,
entgegen von Ungeduld.
Erlerne sie früh schon der Jugend,
sonst plagt Dich einst die Schuld.

Es klappt viel besser im Leben
mit etwas langer Weile.
Versuch`s mit geruhsamen Streben,
als immer nur mit Eile.

Du wirst dann bewundernd angeschaut,
weil alles viel besser gelingt,
und man DIR vieles MEHR zutraut,
was DENEN durch Eile misslingt.

Christiane Rühmann

Trau Dich

Ja, trau Dich in jeder Situation nur

und komme dem Leben auf die Spur.

Tu alles, was Du bisher versäumt,

wovon Du immer schon geträumt.

Tu nie, was angebliche Freunde empfohlen,

tu alles, um nicht Erlebtes nachzuholen.

Spring Fallschirm oder mach mal Paragliding,

hör nur auf Dich und mache Dein Ding!

Geh´ doch erstmals zum Schlittschuh laufen

und trau´ Dich, einen Bikini zu kaufen.

Spring spontan mal Trampolin

und gib Dich dieser Freude hin.

Entdecke endlich, was in Dir steckt,

lass Deine Freude mal aufgedeckt!

Akzeptiere jede neue Situation

und freu´ Dich auf die nächste schon.

Laß es sprudeln - aus Dir raus

und komm´ aus Deinem Panzer raus!

Lass dem Selbstbewusstsein seinen Lauf,

nimm alle neuen Dinge auf!

Mach´s einfach klar - ruhig, genauer.

Jumpe flink über die Blockademauer.

Du wirst merken, das ist “gut” für Dich,

wichtig ist nur: TRAUE DICH

(c) Christiane Rühmann

Goggomobil

Wer erinnert sich nicht an diese schönen Gefährte, die noch mit Gemisch betankt wurden? Mein Mann und ich haben uns Ende der 80-er Jahre ein solches Auto zugelegt – just for fun. Es war eine graue Goggomobil-Limousine. Liebevoll hatten wir sie gesäubert, poliert und ein wenig umgestaltet. Ganze 100,00 DM hatte uns diese Schachtel auf vier Rädern damals gekostet, aber der Spass, den wir damit hatten, ist mit Geld nicht aufzuwiegen.

Das Reserverad hatten wir hinten auf der Heckhaube angebracht und die Kotflügel wurden von uns schwarz lackiert. Er sah schon niedlich aus, unser kleiner Wagen.

Das fanden offensichtlich auch viele Passanten, an denen wir am Wochenende auf unseren Spritztouren vorbei kamen. Offensichtlich waren wir bereits meilenweit zu sehen, weil diese kleine CO²-Dreckschleuder unglaublich qualmte. Wir zogen ständig eine riesige Abgaswolke hinter uns her. Damals haben wir uns keine Gedanken über die Luftverschmutzung gemacht. Es hat einfach nur Spass gemacht, mit dem winzigen Auto Aufsehen zu erregen.

Auf einer Wochenendtour, wir wollten einen Ausflug ins Bergische machen, begegneten wir in einem kleinen Dorf einem Herrn, der einen Rasenmäher vor sich her schob. Offensichtlich wollte er, weil er seinen Rasenschneider über den Bürgersteig schob, damit zum Nachbargrundstück. Als wir auf seiner Höhe waren, bemerkten wir, dass er uns mit geöffnetem Mund nachschaute und dabei nicht auf seinen Weg achtete. Mit verwundertem Blick schob er seinen Rasenmäher – peng – gegen einen Laternenmast und sorgte für zusätzliches Vergnügen bei uns und anderen Passanten. Wir setzten unsere Fahrt sichtlich vergnügt und froh gelaunt fort.

Auf einer Ablage vor der Heckscheibe befand sich ein kleiner Hebel, den man umlegen musste, um die Kraftstoffreserve zu aktivieren. Nur wussten wir nicht wirklich, wann er auf „Reserve“ stand und wann nicht. So passierte es auf einer Tour, dass wir mitten im Bergischen auf einer langen Serpentinenstrasse plötzlich mit unserem Gefährt stehen blieben, weil kein Sprit mehr im Tank war. Also machten wir uns zufuss auf den Weg, um irgendwo eine Tankstelle zu finden. Den Wagen haben wir mit Leichtigkeit auf den Randstreifen geschoben, jedoch vorsichtshalber die Warnblinkanlage eingeschaltet.

Mein Mann gab natürlich mir die Schuld daran, dass der Tank leer war. Käbbelnd und keiffend erreichten wir nach ca. 3 km Fussweg bergauf eine Tankstelle. Durchgeschwitzt und erleichtert besorgten wir uns hier einen Kanister und befüllten ihn mit Kraftstoff. Mittlerweile hatten sich unsere Gemüter beruhigt und wir begaben uns, wieder scherzend, auf den Rückweg zu unserem Wagen. Bergab benötigten wir fast nur die halbe Zeit. Als wir beim Fahrzeug ankamen, stellten wir fest, dass nun die Batterie leer war. Nun ja, er hatte eben nur eine kleine 6 Volt-Batterie. Uff, auch das noch.

Nachdem wir den Tank befüllt hatten, wendeten wir mit Muskelkraft unser kleines Goggomobil in die Gegenrichtung und liessen ihn anrollen, bis er dann wieder ansprang. Tuckernd setzten wir unsere Fahrt fort, aber diesmal in Richtung Heim. Für heute hatten wir genug geleistet.

Ich hatte mir angewöhnt, sogar zu meiner 28 km entfernten Arbeitsstätte mit dem kleinen Wagen zu fahren. Es war preiswert und machte Spass. An einem Morgen, ich hatte mich um etwa 10 Minuten verspätet, gab ich auf der leicht abschüssigen Bundesstrasse also Gas, und fuhr, was die Kiste hergab, um ein paar Minuten aufzuholen. Auf dem Heimweg war ich genau so unter Zeitdruck und hatte das Gaspedal bis auf den Boden durchgedrückt. Auf einmal machte es „ping“ und vor mir trat ein Polizist mit einer Kelle auf die Fahrbahn, um mich anzuhalten. Mist, auch das noch – bitte nicht heute!

Ich musste ordentlich bremsen, und mein kleiner Flitzer kam hierbei leicht ins Schleudern. Ich lenkte rechts an den Fahrbahnrand und sah zu, wie der Polizist Kopf schüttelnd auf mich zu kam. Ich kurbelte das Fenster runter und grüsste höflich den Beamten. Er grüsste grinsend zurück und meinte: „Sie haben es wohl sehr eilig? Ich kann kaum glauben, was unser Radarmessgerät uns da eben gemeldet hat“. Mit ungläubiger trockener Miene fragte ich zurück: „Ist denn was nicht in Ordnung?“ „Also“, meinte er, „ich bin seit über 20 Jahren im Beruf und habe noch nie einen Goggo in der Radarkontrolle gehabt und schon gar nicht mit einem solchen Speed. Wir haben Sie mit 89 km/h gemessen. Mal ganz abgesehen davon, dass hier noch 50 km/ h zu fahren sind. Zeigen Sie mir doch bitte mal Ihre Papiere.“ Während er ungläubig und immer noch Kopf schüttelnd um das Fahrzeug herum schlawänzelte, kramte ich die Fahrzeugpapiere hervor und reichte sie aus dem geöffneten Fenster nach draussen. Auch sein Kollege hatte sich inzwischen dazu gesellt. Auch er grinste über das ganze Gesicht.

Nachdem der Beamte die Ordnung meiner Papiere festgestellt hatte, bemerkte er auf dem Rücksitz einen riesigen Blumenstrauss und einige Geschenke. Er schaute nochmals in die Papiere und meinte dann: „Oh, junge Frau, Sie haben ja heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch. Nun, da ich so etwas noch nie erlebt habe und auf Grund der Tatsache, dass Sie heute ein viertel Jahrhundert alt geworden sind, wollen wir heute mal eine Ausnahme machen. Sie können Ihre Fahrt ohne strafrechtliche Konsequenzen fortsetzen, aber lassen Sie sich ja nicht mehr von uns erwischen!“ Schmunzelnd reichte er mir meine Fahrzeugpapiere zurück, hob grüssend seine Hand zur Mütze und wünschte mir noch eine gute Weiterfahrt. Ich bedanke mich freudestrahlend und setzte meinen Heimweg fort – natürlich mit dem gewohnten Speed……

Wäre ich mit meinem Scirocco in diese Situation gekommen, hätte er mich sicher nicht so davon kommen lassen.

Oldtimer haben eben auch ihre guten Seiten……..

(c) Christiane Rühmann

Das Häschen Puck..... (Eine Kindergeschichte)

Puck war ein kleiner aufgeweckter Waldhase. Er lebte mit seinen Eltern und seinen drei Geschwistern in einem schönen Bau, tief inmitten des Waldes. Seine Hasengeschwister und Eltern trauerten noch um einen weiteren Bruder, der während einer Treibjagd abgeschossen wurde.

Auch Puck war zum Zeitpunkt der Jagd im Wald unterwegs gewesen. Als er aber das Geknalle der Büchsen und die Rufe der Treiber hörte, zog er es vor, ganz schnell nach Hause in den sicheren Bau zu laufen.

Gott sei Dank waren seine anderen Geschwister auch schon da. Nur Ricky hatte es nicht mehr geschafft. Fast täglich besuchte Puck die Stelle, an der man Ricky erschossen hatte. Das Laub und das Moos rochen noch nach ihm.

Puck seufzte: „Ach, wenn ich doch nur Geld hätte, um für Ricky einen Gedenkstein kaufen zu können. Den würde ich dann hier aufstellen, damit wir hier immer an ihn denken können. Ich bin zu klein und zu schwach, um selbst einen hier aufzustellen. Was soll ich nur tun?“

Er merkte gar nicht, wie müde er war, und dass ihm ganz langsam die Augen zu fielen. Sein kleiner Körper legte sich in Gedanken versunken hin und so schlief er auf dem weichen Moos ein. Er hatte einen wunderschönen Traum.

Puck und seine Geschwister-Rasselbande waren im gesamten Wald bekannt. Alle Tiere mochten die lustig umher tollenden Häschen. Alle haben vor allem Ricky geschätzt, der auf seinen Streifzügen durch das Unterholz einmal eine Schlingenfalle entdeckt hatte, und seine Freunde davor bewahrt hatte, in diese hinein zu tapsen, indem er sie vorher gewarnt hatte. Bekanntlich sind Fuchs und Hase ja nicht wirklich die allerbesten Freunde, aber hier in diesem Wald war das anders. Selbst die Igel, die Rehe, Hirsche und alle anderen Tiere schmunzelten, wenn sie Ricky und seine Geschwister mit den Fuchs-Geschwistern gemeinsam spielen sahen.

Die Familie Fuchs hatte ebenfalls Nachwuchs, der oftmals weit von ihrem Bau entfernt, ebenso wie die Hasenkinder, herumtollte. Ricky hatte unter den kleinen Füchsen einen Freund. Sein Name war Foxy. Stundenlang konnten sie sich jagen, verstecken, finden und waren ständig in Bewegung. Papa Fuchs hatte einmal gesagt, dass Ricky es nicht wert sei, von seiner Familie gefressen zu werden, denn an ihm sei ja nichts dran. Er hatte dabei gelächelt, nachdem ihn Foxy empört und mit grossen Augen erschrocken angesehen hatte.

Nun, nach Rickys Tod, waren es die anderen Hasengeschwister, die mit Foxy herumtobten, aber das war nicht dasselbe. Puck hatte sich am meisten mit Foxy angefreundet und ihm anvertraut, dass er gerne für seinen toten Bruder einen Gedenkstein an dem Tatort aufstellen würde, und dass er nur noch nicht wisse, wie er das anstellen sollte.

Puck lächelte im Schlaf, als er sich vorstellte, dass sein Traum eines Tages in Erfüllung gehen könnte und zuckte dabei mit seinen Hinterläufen, gerade so, als hätte ihn jemand dort gekitzelt.

Haaach, das war ein schöner Traum……. Er sah, wie in einer großen Blase, all seine Freunde und Geschwister, wie sie einen grossen wunderschönen Stein anschleppten, auf dem jeder einen Pfotenabdruck gepresst hatte. Ja, das würde Ricky gefallen!

Wieder war Puck so, als würde ihn jemand unter den Pfoten kitzeln und gaaanz entfernt hörte er auch Stimmen, die immer näher zu kommen schienen. Was war das? Er wurde wach und sprang sogleich in die Stellung, aus der er am besten flüchten konnte, falls ihm Gefahr drohen sollte.

Erschrocken schaute er sich um und hörte lautes Lachen. Alle seine Freunde und auch alle Eltern standen um ihn herum und machten sich über ihn lustig.

„Ihr seid gemein“, schimpfte der Kleine und wollte beleidigt fortlaufen, als ihn seine Mama festhielt und ihm sagte:

„Nun schau Dich doch erstmal um.“

Die zahlreich erschienen Freunde machten einer nach dem anderen Platz und mehr und mehr kam ein grosser Stein zum Vorschein. Ein grosser Stein, mit allen Pfotenabdrücken von Rickys Freunden.

Ein Wunder war geschehen!

Puck konnte vor lauter Freude darüber seine Tränen nicht unterdrücken und knuddelte einen jeden Einzelnen von Ihnen. Es war ein mächtiges Aufgebot an Waldtieren hier versammelt und so musste der kleine Puck ganz schön lange knuddeln, bis er wirklich niemanden vergessen hatte.

Selbst die Rehe waren zugegen. Die starken Rehböcke hatten mit ihren kräftigen Gehörnen geholfen, den „Ricky-Gedenkstein“ hierher zu rollen und so aufzustellen, wie es sich der kleine Puck vorgestellt hatte.

Er hatte also doch nicht geträumt! Und das schönste war, das alle nun einen Ort hatten, um den sie um den armen Ricky trauern konnten.

Von da an lagen täglich frische Blumen, auch welche, die Puck nicht gepflückt hatte, vor dem Gedenkstein.

Es ist einfach schön, wenn man Freunde hat, die für einen da sind und sich mit einem engagieren und mit denen man so wundervoll feiern konnte. Niemals im Leben wollten sie aus diesem Wald ausziehen und für immer hier glücklich und zufrieden leben.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.....

(c) Christiane Rühmann

Bierzeltgarnitur-Bänke.......

Ist es nicht immer wieder gemütlich, bei Freunden im Garten, oder auf Schützen- Feuerwehr- oder Kindergartenfesten oder ähnlichen Aktivitäten, an einem Bierzelttisch auf den dazu gehörenden Bierzeltbänken zu sitzen, sein Pläuschchen zu halten und über andere Leute zu lästern, oder auch nicht?

Ich finde das immer wieder lustig.

Vor allem, wenn zur fortgeschrittenen Stunde eine so genannte “Gesellschaftsdiät” eintritt, die Reihen sich lichten und so manch einer auf seiner Bank alleine sitzen bleibt - wenn er Glück hat!

Meine Geschichte erzählt von zwei kleinen Bierzeltgarniturenvorkommnissen (ächz), die sich ereignet haben.

Die erste Geschichte berichtet von meinem Polterabend im Juni 1984. Zu diesem Zweck hatten wir die Doppelgarage in meinem elterlichen Wohnsitz ausgeräumt, um es hier richtig krachen zu lassen. Freunde, Arbeitskolleginnen und -Kollegen, Nachbarn und Familie waren alle versammelt. Wir hatten von einem Getränkegroßhandel eine vollständige Theke mit Zapfvorrichtung kommen lassen und mächtig viele Bierzeltgarnituren aufgebaut, da wir an diesem Abend etwa 140 Gäste zu bewirten hatten, die gekommen waren, um mit uns zu “poltern”. Es war ein irre schönes Fest. Mein Auto hatte man mit Toilettenpapier vollständig umwickelt, jemand brachte eine Sirene mit und ließ sie ständig aufheulen, und zum Schluß gab es noch Besuch von der Feuerwehr, mit zwei Löschzügen plus Besatzung, die ebenfalls mit uns feiern wollten.

Wir hatten den Tag zuvor ordentlich geschafft, meine Mutter, meine Schwägerinnen und ich, um Salate, Braten usw. vorzubereiten. Es entstand ein grandioses Buffet, von dem sich alle nach Herzenslust bedienen konnten.

Meine älteste Tante und mein Onkel, die leider zeitlebens kinderlos geblieben waren, mußten natürlich auch mit von der Partie sein. Ständig nörgelte Tantchen an uns herum: “Zieht Euch Unterhemden an, zieht Socken an, seid nicht so ungezogen, benehmt Euch …..” usw., Ihr kennt sicher auch solche Menschen. Ätzend!!!

Onkelchen, immer locker und cool, und Tantchen sitzen gemeinsam auf einer solchen Bank, jedoch einer links und einer rechts. Ihr wißt schon wo, ja genau, da, wo die Streben nach rechts oder links jeweils nur noch ca. 20 cm Platz haben. Zwischen ihnen saß ein wenig jüngeres Volk.

Als dann plötzlich die Sirene begann zu heulen und alle aus der Garage stürmten, bleiben die beiden jedoch sitzen. Was für ein Drama! Tantchen war aber auch neugierig und verließ als Vorletzte die Bank……… ! Lach…. Genau!!! Onkelchen kippte mit der Bank nach rechts, weil die Bank dem Schwerpunkt seines Körpers folgte. Schwapp, das Bier, das er in der Hand hielt, ergoss sich auf seinem Körper und benetzte seinen gesamtes Gesicht. Tantchen, sichtlich sauer geworden, meinte nur: “Adolf, haste wieder zu viel jetrunken? Selbst schuld, geschieht Dir recht. ” Adolf protestierte lauthals und gab seiner Elfriede die Schuld daran, weil sie ja schließlich aufgestanden sei. Frauen sei einfach kein gewisser Sachverstand vorauszusetzen. Sie stritt natürlich alles ab…

Bis dahin habe ich immer gedacht, dass sich nur frisch Vermählte oder Verliebte so käbbeln können, aber dies Ereignis hat mich neu belehrt. Je öller, je döller…..

Das zweite Ereignis hat sich im Kindergarten ereignet, als dieser ein Sommerfest ausrichtete. Mein großes Mädel war erst vier Jahre alt und voll stolz, dass es bei diesem Tag mit helfen durfte. Es wurde geschmückt, gemalt, aufgebaut usw.

Auch hier gab es Bierzeltgarnituren. Die Eltern belagerten die Bänke natürlich, um ihr Grillgut und die selbst gemachten Salate aus ordentlicher Position heraus, bequem geniessen zu können. Die Kleinen flitzten von Attraktion zu Attraktion und gesellten sich nur gelegentlich zu ihren Eltern auf die Bänke.

Einmal war das jedoch anders. Ich habe es beobachtet. Lutz und Claudia, deren kleine Tochter Isa diesen Kindergarten besuchte, hatten sich ihren Platz auf einer dieser Bänke reserviert. Ihre erste Portion Grillgut hatten sie bereits verputzt und strebten nun der zweiten entgegen. Isa hatte sich neben sie gesellt, mit einem riesengroßen Eis. In diesem Moment saßen nur die drei Personen auf der Bank. Lutz und Claudia standen auf einmal gemeinsam auf, um sich Nachschlag zu holen, nachdem sie Isa gesagt hatten, dass sie sitzen bleiben solle, bis beide wieder zurück seien. Isa nickte nur.

Als ihre Eltern aufgestanden waren, schlug auch diese Bank um und Isa plumpste kreischend zu Boden. Was hierbei lustig aussah, war das Hörnchen - das Eishörnchen auf ihrem Kopf.

Seither achte ich immer besonders auf diese Bänke, die andere Leute immer zum Lachen verleiten. Und ich lache lieber, als ausgelacht zu werden………

Christiane Rühmann

Aufwind.....

Wie ein Vogel seine Flügel spreizt,
weil ihn die unendliche Freiheit reizt,
und treibt dahin bei leichtem Wind……
Der Stoff, aus dem die Träume sind !!

Genauer genommen …..waren,
darüber bin ich mir jetzt im Klaren.
Es hat was gezuckt in meinem Leben,
das läßt mich wieder vorwärts streben.

Ich wage einen großen Schritt,
nehme Altlasten erst gar nicht mit.
Ich beziehe nun ein neues Heim
und lasse Vergangenes vergangen sein.

Mit Freunde Hilfe ist es mir geraten,
den Schritt zu gehen zu frischen Taten.
Es wurde allerhöchste Zeit,
Resignation war nicht mehr weit!!!

Nun freu´ ich mich wie ein kleines Kind
und gleite wie ein Vogel im Wind
in einen neuen Lebensabschnitt hinein,
und hoffe, es wird mein letzter sein.

Durch des Vogels Beispiel angetrieben,
lerne ich das Leben neu zu lieben,
schätz seine Fähigkeit zu gleiten
und frei zu sein, zu allen Zeiten.

(c) Christiane Rühmann

Rat ......

Der Anfang von doch vieler Tat,

ist oftmals erst ein guter Rat.

Zunächst will man nicht recht erkennen,

weil´s Menschen schlichtweg “Ratschlag” nennen.

Hier neigt man oft zum widerstreben,

will sich nicht pfuschen lassen in sein Leben.

Es hindert hier ein Kopf aus Holz -

man hat ja schließlich seinen Stolz!!!

Doch sollte man es einmal probieren,

einfach so, um zu studieren.

Oft wendet sich dann mal das Blatt

und man ist dankbar für ´nen Rat.

Christiane Rühmann

Ständiger Besucher…..

„Hallo Eva, Du bist ja ständig unterwegs. Wo fährst Du immer hin?“

„Ich denke mal, dass SIE das nichts angeht und SIE sich nicht in der Position befinden, dass ich IHNEN darüber Rechenschaft ablegen muss“.

Boaah, warum kann sich nicht jeder um seinen eigenen Kehricht scheren? Was will der Typ eigentlich von mir und wieso duzt der mich überhaupt? So ging das nun bereits seit etwa einem halben Jahr, seit Evas Mann sie verlassen hatte und mit einer Jüngeren abgehauen war. Als wenn sie nun nicht genug um die Ohren hätte, mit den Kindern und so. Philip war 8 und Lena 11 Jahre alt.

Eva hatte sich eine Arbeit suchen müssen, um sich und ihre kleine Familie durchzubringen. Ihr feiger „Noch-Ehegatte“ hatte bisher noch keinen Cent gezahlt. Er war der Meinung, da er Eva und den Kindern ja die Wohnung überlassen habe, müsse er nicht für Eva zahlen. Selbst für die Kinder zahlte er nur insgesamt 300 €, da sie ja schliesslich auch das Kindergeld erhalten würden. Eva hatte alle nötigen amtlichen Schritte in die Wege geleitet und wartete täglich auf eine entsprechende Nachricht. Es half alles nichts, sie musste arbeiten und hatte sich bei mehr als 50 Arbeitsstellen beworben. Die allerdings bedauerten sehr, dass sie wegen der momentanen Wirtschaftssituation kein Personal einstellten oder bauten eher auf erfahreneres Personal. Das war natürlich schwierig für Eva. Seit fast 12 Jahren war sie aus ihrem Beruf als Bürokauffrau raus. Es wurden mittlerweile EDV-Kenntnisse vorausgesetzt, die sie nicht besass, weil seinerzeit die digitale Dimension noch nicht vorhanden war.

So zog Eva also dann, wenn die Kinder in der Schule waren, los, um sich bei weiteren Arbeitsstellen zu bewerben. Sie würde fast alles tun, um selbst Geld zu verdienen. Putzen gehen, Pflegedienst oder Kinderbetreuung und mehr. Leider war auch in diesen Bereichen nur qualifiziertes Personal gefragt oder man bevorzugte Arbeitskräfte auf Geringverdiener-Basis. Es stellte sich als sehr schwierig heraus, überhaupt einen Job zu bekommen, ohne die Aufsichtspflicht für die Kinder nicht zu verletzen. Auch rechnete man dann damit, dass man ausfallen würde, wenn eines der Kinder erkranken sollte. Mensch, in welcher Zeit leben wir nur…..?

So blieb Eva zunächst nur der Job in einer Gaststätte im Nachbarort, wo kaum jemand aus ihrer hiesigen Umgebung hin kam. Es sollte auch nicht jeder wissen, in welcher Not sie sich befand. Und so ging sie kellnern und lies ihre Kinder oft bis in den späten Abend hinein alleine zu Hause. Ihre Eltern wohnten in Bayern und ihre reichen Schwiegereltern befanden sich stets auf irgendwelchen Geschäfts- und Urlaubsreisen. So hatten also alle keine Zeit oder Gelegenheit, auf ihre Enkel aufzupassen, um die kleine Familie zu unterstützen. Wie sollte es nur weitergehen und wie lange würde das überhaupt noch gut gehen. Sie spürte, dass auch ihre Kinder sehr unter der finanziellen Belastung zu kämpfen hatten. Ab und zu bekamen sie von Robert an seinen Besuchswochenenden jeder 10 € in die Hand gedrückt, die sie dann brav ihrer Mutter übergaben, damit diese für ihren Lebensunterhalt aufkommen konnte. Die Situation nagte sehr an Evas Seele und dann auch noch die buckligen Nachbarn! Was ging die das überhaupt alles an? Eva war oft wütend. Besonders am vorletzten Donnerstag:

Sie verliess gegen 17.00 Uhr wie gewohnt ihre Wohnung, um zur Arbeit zu fahren, als sie von dem überheblichen Nachbarn Braun angesprochen wurde: „Du weisst schon, dass Du mit einer Anzeige beim Jugendamt rechnen musst, wenn Du Deine Kinder abends immer alleine in der Wohnung llässt. Was kann da nicht alles passieren. Kinder sind doch unberechenbar. Du kommst doch immer erst gegen 23.00 Uhr oder noch später nach Hause.“

Eva stockte der Atem. Jugendamt, Verletzung der Aufsichtspflicht, Anzeige? Das war zu viel. Bislang war sie immer sehr höflich und zuvorkommend gegenüber ihrer Nachbarschaft gewesen, hatte sich stets bemüht, nur angenehm aufzufallen, ab und zu einen Smalltalk vor der Haustüre gehalten oder auch geholfen, beim Einkauf behilflich zu sein, wenn es dem..dem…dem Blödmann seiner Frau mal nicht gut ging. Zwar hatte sie auch beobachtet, dass immer ein gewisser, ganz schnieke aussehender Mann, Frau Braun besuchte, wenn der Querulant zur Arbeit war, jedoch nicht weiter darüber nachgedacht, weil es sie ja nichts anging. Und nun machte dieser Stinkstiefel sie so übelst an und duzte sie auch noch! Aber nun wollte sie auch mal den Bösewicht raushängen lassen, holte tief Luft und antwortete, zwar mit zittriger Stimme, dafür aber sehr laut, so dass es die anderen Nachbarn hinter ihren Fenstergardinen auch unwillkürlich hören mussten: „Also, das eine will ich Ihnen sagen. Ich arbeite abends, um Geld für meine Familie zu verdienen. Aber während Sie, Herr Braun, Ihr Geld verdienen, vergnügt sich Ihre Frau hinter Ihrem Rücken mit diesem Schönling! Sie setzt Ihnen die Hörner auf! Sie bemerken ja noch nicht einmal, was in Ihrer eigenen Wohnung vorgeht! Kümmern Sie sich doch um Ihren eigenen Mist und lassen Sie uns in Ruhe. Ich will keinen Ton mehr hören! Und wenn Sie meinen, mich beim Jugendamt anzeigen zu müssen, dann tun Sie das bitte. Menschlichkeit ist Ihnen wohl fremd, oder billigen Sie etwa das Tun Ihrer Frau? PUNKT AUS UND SCHLUSS! Auf wiedersehen…. Herr… Braun!“

Eva drehte sich um und ging zu ihrem Fahrzeug. Aus einigen Fenstern hörte man sagen: „Dem hat sie es aber gegeben“ oder „endlich mal jemand, der dem Blödmann die Meinung gesagt hat“.

Herr Braun wurde abwechselnd rot und blass im Gesicht, wurde steif, wie ein Stock und eilte zu seiner Wohnung, aus der man kurze Zeit später nur noch Brüllen und Türe knallen hörte. Geschirr flog wohl offensichtlich auch, denn ein Teller hatte es geschafft, durch das geschlossene Fenster erst auf dem Hof zu zerschellen.

Seitdem wurde die kleine Familie mit viel mehr Respekt betrachtet und niemand hat mehr dumme Fragen gestellt oder sich darüber aufgeregt, dass Eva kellnern ging. Im Gegenteil, sie bekam sogar von der alten Frau Schmitz das Angebot, mehrfach abends nach dem Rechten bei den Kindern zu schauen oder sie sogar zum Essen zu sich zu laden.

Eva war nun stolz auf sich und sehr erleichtert. Allerdings war sie auch erstaunt über sich selbst. Das hätte sie sich selbst nicht zugetraut, jemandem mal so die Stirn zu bieten. Sowieso schien auf einmal alles viel einfacher zu laufen. In der Gaststätte kann sie neuerdings bereits vormittags um 11.00 Uhr anfangen, als feste Angestellte. So ist sie abends um 19.00 Uhr wieder zu Hause und verdient gutes Geld. Ihr „Noch-Ehemann“ muss mächtig Unterhalt für die Kinder bezahlen und der bucklige Herr Braun ist aus seiner Wohnung ausgezogen und hat seine Frau verlassen……..

Was will man mehr. Manchmal erfordern aussergewöhnliche Situationen eben aussergewöhnliche Handlungen…..

Christiane Rühmann