Es war einmal ein kleiner Weihnachtswichtel namens Nicki. Nicki war sehr stolz darauf, zu den weihnachtlichen Wichteln gehören zu dürfen. Er war noch ein Winzling und konnte noch nicht bei allen Aufgaben helfen, die im Weihnachtshimmel zu erledigen waren, aber dafür durfte er dem Weihnachtsmann persönlich helfen, sich um die Rentiere zu kümmern, den Schlitten in Ordnung zu halten und den grossen roten Weihnachtsmantel stets abzubürsten, damit der bis zum nächsten Jahr keinen Staub ansetzen konnte. Er wich der wichtigsten Person im Weihnachtshimmel, also dem Weihnachtsmann, kaum von der Seite und dieser kümmerte sich rührend um den kleinen Wichtel. Nicki war nämlich ein Waisenwichtel und war ohne seine Eltern aufgewachsen. Seine Grosseltern waren schon sehr alt gewesen und wurden bereits vor einigen Jahren auf dem riesigen Wichtelfriedhof im Himmel beerdigt, als Nicki gerade mal zwei Jahre alt war. Seitdem hatte sich der grosse Weihnachtsmann dem kleinen Knirps höchstpersönlich angenommen und ihm alles beigebracht, was er bisher konnte.
Nicki nahm seine Aufgaben sehr Ernst. Er holte die grosse Putzkiste aus dem Stall, die fast grösser war, als er selbst, stellte die Trittleiter auf den Hof und holte dann ein Rentier nach dem anderen aus seiner Box, um es so lange zu striegeln und zu putzen, bis deren Fell glänzte. Danach füllte er frisches Heu, Möhren und Rübenschnitzel in die Tröge und freute sich, dass es den Tieren schmeckte. Sie freuten sich auch, wenn der kleine Mann in ihren Stall marschiert kam und zwinkerten ihm schmunzelnd entgegen, wenn sie sahen, wie viel Mühe er sich mit ihnen gab. Dankbar stubsten sie ihn am Ende seiner Arbeit mit ihren weichen Fellnasen an, um ihm damit zu sagen: „Das hast Du wieder toll gemacht, danke kleiner Mann“.
Wenn Nicki dann zum Rentierschlitten ging, um die Kufen zu schleifen und einzuwachsen, bekam er jedesmal Sehnsucht. Er träumte davon, einmal mit dem Weihnachtsmann auf die Erde zu fliegen und die Geschenke an die Kinder auf der ganzen Welt zu verteilen. Nicki seufzte laut. Das hatte der Weihnachtsmann gehört, der gerade in die Scheune eintrat um nach dem Rechten zu sehen und fragte mit tiefer warmer Stimme: „Was hast Du, kleiner Nicki? Bist Du müde oder ist Dir die Arbeit zu schwer? Möchtest Du Dich ausruhen?“ „Äääh, nein, das ist es nicht“, stammelte der Knirps. „Was ist es dann? Warum seufzt Du so?“
Nicki überlegte, ob er dem Weihnachtsmann von seinem Wunsch erzählen sollte. Doch der drängelte so lange, bis er erfuhr, warum der kleine Wichtel so laut geseufzt hatte. „Weisst Du, Weihnachtsmann, ich möchte so gerne mal mit Dir auf die Erde niederfliegen und auch die Geschenke an all die braven Kinder verteilen. Ich sehe doch immer, was auf den Wunschzetteln steht und möchte Dir nicht nur helfen, sie aus der Weihnachtswerkstatt auf den Schlitten zu packen, sondern ich möchte Dir auch beim verteilen helfen. Ich würde so gerne mal sehen, wie es auf der Erde aussieht. Ich will wissen, wie die Kinder leben, was sie an Weihnachten machen, ob sie auch Lieder singen, wie wir hier oben, und ob jeder Weihnachtsbaum gleich aussieht und ob dort auch Kekse gebacken werden und wie die Bettchen der Kinder aussehen und…….“ „Halt halt halt, kleiner Mann. Sind das nicht ein wenig viele Fragen auf einmal?“ „Bittööööö, nimm mich doch einmal mit.“
Der Weihnachtsmann schmunzelte über den Ehrgeiz des Kleinen und hatte bemerkt, wie seine Wangen vor Eifer glühten. „Weisst Du Nicki, Du bist doch noch recht klein. Warte noch zwei, drei Jahre, dann will ich es mir nochmal überlegen .“
Nicki senkte enttäuscht den Kopf und eine kleine Träne rann ihm über sein erhitztes Gesicht. „Immer bin ich für alles zu klein. Zugegeben, ich bin noch nicht sehr gross, aber ich bin doch kräftig und ausserdem wird Dein Bauch immer dicker und irgendwann wirst Du sicher im Schornstein stecken bleiben und niemand kann Dir dann helfen, und dann würden die Kinder Dich sicher am anderen Morgen mit den Beinen strampelnd auf dem Dach ihrer Häuser sehen und Du wärest entlarvt. Ich passe in jeden Kamin. Und dann werden es ja auch immer mehr Kinder und die Arbeit könnte Dir zu viel werden. Was, wenn der Schlitten eine Panne hat? Ich kenne mich bestens mit ihm aus und kann auch unterwegs für die Rentiere sorgen. Bitte, bitte überlege es Dir doch nochmal.“
Der Weihnachtsmann war entzückt über die Vielfalt der Einfälle, die Nicki hatte, damit er ihn am Weihnachtsabend auf seine Reise zur Erde mitnehmen sollte. Er begann, ernsthaft darüber nachzudenken, ob der Kleine ihm nicht wirklich behilflich sein konnte.
„Komm Nicki, Zeit, ins Bett zu gehen. Morgen hast Du noch eine Menge Dinge zu erledigen.“ Der kleine Wichtel folgte brav und begab sich zu seinem Wichtelbettchen, dass gleich neben dem grossen Bett des Weihnachtsmannes stand. Erst nachdem er sich die Zähne geputzt und seine schmutzigen Händchen und sein Gesicht gewaschen hatte, begab er sich unter seine mollige Decke. Er hatte tatsächlich noch eine Menge Dinge zu erledigen, bevor in zwei Tagen der Weihnachtsmann auf seine alljährliche Reise zur Erde ging. Er schlief über seinen Gedanken ein……
Am anderen Morgen, gleich nach dem Frühstück, begab er sich wieder eifrig an seine Aufgaben, die er erneut ohne wenn und aber erledigte.
Endlich war es Weihnachtsabend und er hatte den Rentierschlitten mit all den Geschenken für die irdischen Kinder beladen, Die Rentiere gefüttert und getränkt, die Kufen überprüft und das Geschirr nachgezurrt, als der Weihnachtsmann aus dem Weihnachtshaus trat.
Gleich sollte es los gehen. Aber was hatte er da in der Hand? „Komm her Nicki, ich habe hier etwas für Dich.“ Nicki ging auf ihn zu und nahm das Päckchen entgegen, öffnete es und stiess einen riesigen Jubelschrei aus. Was er da gereicht bekam, war ein kleiner Weihnachtsmann-Mantel, mit einer passenden Mütze und weissen Handschuhen. „Nun, worauf wartest Du noch, grosser Nick. Wir wollen gleich los. Zieh Dich schnell an und dann nimm Platz, gleich vorne neben mir im Schlitten.“
Der kleine, grosse Nick konnte es kaum fassen, zog sich flink an und sprang frohen Mutes auf das Gespann. Er durfte sogar die Zügel halten und los ging die Reise. Die Helfer des Weihnachtshimmels winkten ihnen lachend nach und schickten ihnen noch Segensgrüsse mit.
Ho ho ho….. Endlich ging sein grösster Weihnachtswunsch in Erfüllung. Nun war er „Nick“ und der persönliche Gehilfe des von den Kindern bereits lang erwarteten Weihnachtsmannes. Sie flogen durch den kalten Winterhimmel hinunter zur Erde und verteilten die Geschenke an die braven Menschenkinder. Ab sofort durfte er Jahr für Jahr mitreisen und bekam somit Jahr für Jahr seinen grössten Weihnachtswunsch erfüllt……
(c)Christiane Rühmann
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