Als ich noch klein war, so etwa 5 oder 6 Jahre, lebte meine Großmutter noch. Sie war die Mutter meiner Mutti und wohnte etwa 6 km von uns entfernt auf dem Gehöft meines Onkels in einer kleinen Wohnung unter dem Dach. Die Mutter meines Vaters nannten wir Oma. Zu ihr fuhren wir jeden Mittwoch hin, um sauber zu machen, Einkäufe zu tätigen usw.
Jeden Donnerstag Nachmittag gingen Mutti und ich zu Fuß zu Großmutter, weil meine Mutti auch bei ihr noch sauber machte.
Mmmhh, dann gab es immer Tee oder Kakao und Schwarzbrot mit Tomate und Schnittlauch drauf. Großmutter wusste genau, dass ich das gerne aß. Immer war es sehr gemütlich bei ihr. Es gab dort keine Zentralheizung, sondern wenn es kalt war, wurde ein Kohle- und Holzherd angefacht, auf dem sie auch ihre kargen Mahlzeiten zubereitete. Es war immer schnuckelig warm bei ihr. Damit meine ich nicht nur die räumliche, sondern auch die menschliche Temperatur. Sie nahm mich auf den Schoß und erzählte mir Geschichten. Booaah, war das schön! Sie trug nur schwarze Kleidung mit Schürzen, die meist weiße Punkte hatten, und an den Schultern mit Rüschen bestückt waren.
Ich mochte, wie sie roch, ich mochte ihre zermürbten, knochigen und von Gicht gezeichneten Hände, die mir zärtlich über mein lockiges, zu Zöpfen geflochtenes Haar, streichelten. Ich kuschelte mich an sie an und lauschte ihren Worten. Oft frisierte sie mein Haar und gestaltete mir einen so genannten “Dutt” oder sie flocht mir einen Bauernzopf. Wenn sie dann einmal ihren “Großmutterstuhl” verließ, stand ich staunend vor ihr und konnte nicht begreifen, warum sie “Großmutter” genannt wurde, wo sie ja gerade mal 2 - 5 cm größer war als ich.
Ich habe mich jedoch niemals getraut, danach zu fragen, ich liebte sie zu sehr!
Dann kam die Zeit, in der es meiner Großmutter gesundheitlich nicht sehr gut ging. Ihre chronische Bronchitis machte ihr doch mehr zu schaffen, als wir alle gedacht hatten. Dann war es auch die Kraft, die sie verließ. Immerhin war sie bereits 87 Jahre alt und noch immer geistig voll beschlagen.
Es war sehr schwer für mich, als sie uns für immer verlassen hatte.
Mutti hat mir erklärt, dass Großmutter jetzt im Himmel sei, und dass sie von dort aus auf uns nieder sehen würde.
Dann wurde Großmutter aufgebahrt, in einem Sarg, in ihrem Wohnzimmer, wo alle noch mal Abschied von ihr nehmen konnten. Wir waren eine sehr große Familie. Ich sehe sie da noch liegen, mit schwarzer Kleidung, zusammen gefalteten Händen, in die eine Rose eingelegt war.
Ich weiß nicht mehr, ob ich damals geweint habe, aber heute mache ich das manchmal. Viel zu kostbar war die Zeit mir ihr! Ich werde diese liebevolle Person niemals in meinem Leben vergessen. Ihre liebevolle, großmütige und warmherzige Art hatte sie auf ihre Kinder, also meine Tanten und Onkel übertragen. Sie hatte elf Kinder zur Welt gebracht: Sieben Mädel und vier Buben. Ein Mädchen starb im Kindsbett an Lungenentzündung und drei ihrer Söhne blieben im Krieg. Trotzdem war sie immer ehrfürchtig und gläubig zu Gott und hat ihre Liebe an alle weiter gegeben.
Heute weiß ich nur, dass ich es niemals verstehen konnte, warum man sie “GROSSMUTTER” genannt hat, weil sie zu Lebzeiten, als ich sie noch kannte, nicht sehr viel größer als eine Parkuhr war…....
(c) Christiane Rühmann
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