Die fliegende Katze

Nach dem Tod ihres Vaters erhielt Laura die Zusage von mir, sich ein Kätzchen auf dem Bauernhof aussuchen zu dürfen. Ihre ältere Schwester besaß bereits seit zwei Jahren einen eigenen Kater nur sie hatte kein eigenes Tier. Mit ihren 8 Jahren war sie von der Reife her durchaus in der Lage, sich um ein Tier kümmern zu können. Also fuhr ich mit Laura auf den nahe gelegenen Bauernhof, um ein niedliches Kätzchen auszusuchen und mit nach Hause zu nehmen. Es würde ihr wohl auch über den plötzlichen Verlust ihres Vaters hinweg helfen. Aus allen möglichen Schlupflöchern lugten kleine niedliche Fellnasen hervor. Schwarz-weiße, bunte, braun getigerte oder rot getigerte. Tollpatschig kletterten sie über wackelige Holzstapel, überschlugen sich dabei oder jagten sich gegenseitig unter und über landwirtschaftliche Maschinen. Der freundliche Landwirt wollte uns dabei behilflich sein, ein kleines Tigerkätzchen einzufangen, das Laura sich ausgesucht hatte. Er wartete einen günstigen Moment ab, von dem er glaubte, das kleine wuschelige Knäuel greifen zu können. Doch, das hatte er halt eben nur geglaubt. Blitzschnell war das kleine Tier auf seinen Samtpfötchen ihm wieder durch die Finger geschlüpft. Laura wollte ihm natürlich helfen, aber auch ihr gelang es nicht, das Kätzchen einzufangen. Geduld war also gefragt, und die hatte das Mädchen nicht. Nach einer halben Stunde Hetze und Treiberei, war es dem freundlichen Landwirt dann doch gelungen, eins der kleinen Streuner einzufangen. Allerdings war es nicht das Kätzchen, das Laura sich ausgeguckt hatte, aber mittlerweile war es ihr auch egal. Die kleine Tigerin hatte dem Mann bereits ordentlich zugesetzt. Blut rann über seine kräftigen Hände, die jedoch den kleinen wilden Körper sacht umschlossen und nicht mehr los ließen. Behutsam setzte er das Tier in den von Laura mitgebrachten Transportkäfig, schloss diesen zu und umwickelte seine blutende Hand mit einem Taschentuch. Er tat uns leid. „Tut es sehr weh?“ Laura war schon ein wenig besorgt. „Nein nein, es geht schon. Pass nur auf, dass sie mit Dir nicht dasselbe macht. Lass sie am besten erstmal einige Tage hinter Gittern, bevor Du sie rausholst. Das wird ihren unglaublichen Willen brechen.“ Laura durfte die Transportkiste, aus der es laut fauchte, selbst zum Auto tragen. Brav bedankte sie sich bei dem Landwirt, der ihr noch Glück wünschte. Das kleine Mädchen befolgte seinen Rat und öffnete die Türe des Käfigs nur, um ein Schälchen mit Futter und Wasser hinein zu stellen. Dabei randalierte und fauchte die kleine Stubentigerin so sehr, dass Laura begann, sich vor ihr zu fürchten und schnell das Törchen wieder verschloss. Langsam wurde sie traurig und glaubte nicht mehr daran, dass „Lady“, wie sie die Katze inzwischen nannte, jemals zahm werden würde. „Du musst nur Geduld haben“, erklärte ich ihr und liess meine Tochter bewusst die Käfigarbeit verrichten, weil es ja ihr Tier sein und Laura für Lady Bezugsperson werden sollte. Am viertenTag, als Laura wieder Futter auffüllen wollte, verhielt sich das Tier total ruhig. Sie streckte vorsichtig Lady ihre kleine Hand entgegen, und siehe da, Lady ließ sich streicheln. Nun war es also so weit. Überglücklich holte Laura Lady aus ihrem Gefängnis, nahm sie sogleich mit in ihr Zimmer und natürlich in ihr Bett. Schon begann die kleine Tigerin, sich an das Mädchen anzuschmiegen, ja sogar zu schnurren. Fortan sah man beide nur noch im Doppelpack. Katze folgte Kind und Kind folgte Katze. In Wirklichkeit kam Lady mir überhaupt nicht wie eine Katze vor. Ich hatte das Gefühl, man konnte sich mit ihr unterhalten. Sie antwortete auf jedes Wort mit einem freundlichen „Miau“, wenn man sie direkt ansprach und sie dabei ansah. Es war schön, Laura wieder einigermaßen glücklich zu sehen. Wenn sie nicht in der Schule war, waren die beiden unzertrennlich, auch nachts. Lady kroch unter Lauras Bettdecke und fühlte sich sichtlich wohl. Nach drei Jahren hatten wir beschlossen, uns eine kleinere Wohnung zu nehmen, weil die große Vier-Raum-Wohnung zu teuer wurde, und ich den Zickenalarm meiner Töchter nicht mehr ertragen konnte. Ich hatte beschlossen, die Ältere meiner Töchter aus dem Nest zu schubsen, und ihr eine eigene Wohnung anzumieten. Aus gesundheitlichen Gründen war ich nicht mehr in der Lage, den häufigen Eskallationen der Mädchenkriege gewachsen zu sein. Ich brauchte meine Kräfte für die laufenden Chemotherapien, Rehas und die weiteren Operationen. So zogen wir also alle um. Linda bezog ihr neues Nest nur 800 m von Laura und mir entfernt unter dem Dach. Die Jüngere und ich zogen ebenfalls unters Dach in eine zweieinhalb Zimmer-Wohnung. Auch die Katzen mussten sich an ihr jeweiliges neues zu Hause gewöhnen. Lauras großes Zimmer hat zwei riesige Gaubenfenster. Es war Sommer und so standen in unserer Dachwohnung sämtliche Fenster Tag und Nacht offen. Lady genoss das sehr. Sie erfreute sich an dem Anblick der an ihr in Augenhöhe vorbei fliegenden Vögel. Wachsam verfolgte sie mit ihren großen kugelrunden Augen den streunenden Kater in der benachbarten parkähnlichen Anlage, der sich auf Beutezug befand. Ich sah jedesmal, wenn ich während meiner Hausarbeit einen Blick in Lauras Zimmer warf, auf Ladys Rücken. Sie konnte stundenlang auf der Fensterbank sitzen. Nie hatte sie jemals versucht, sich übers Dach zu schleichen. Plötzlich kam Wind auf. Gewitter war angesagt und ich begann, zunächst im Bad das Fenster zu schließen. Ich begab mich weiter in Lauras Zimmer und musste hilflos mit ansehen, wie sich die Fensterflügel schnell zu schließen begannen - zu schnell! Der Durchzug - au Backe! Das durfte jetzt doch nicht wahr sein: Laaaiiidyyyy….. !! Und weg war sie !! Mir wurde heiß und kalt. Ich lief zum Fenster und schaute übers Dach, konnte das Kätzchen aber nirgends entdecken. Ich rief ihren Namen, in der Hoffnung, sie würde antworten um zu sagen: Ich bin hier, mir geht es gut, es ist nichts passiert. Schockiert lief ich die Treppe bis ins Erdgeschoss, rannte ums Haus und rief: “Lady, Lady….“ Nichts!!! Was würde Laura wohl sagen, wenn sie aus der Schule kam, und ich ihr beichten musste? Ich fühlte mich recht unwohl bei dem Gedanken daran. Später, als die Kleine aus der Schule gekommen war, und ich ihr die missliche Geschichte erzählte, brach sie in Tränen aus. Sie machte mir den Vorwurf, nicht genügend aufgepasst zu haben und Schuld daran zu sein, wenn Lady jetzt tot sei. Bis es fast dunkel war, hielt sie Ausschau im Garten und Umgebung, aber es gab kein Lebenszeichen. Laura hasste mich! Zumindest von jetzt an. Sie mied mich und sprach nicht mehr mit mir. Sie war sehr traurig und verstand das Leben nicht mehr. Mir brach das Herz, das alles zu beobachten und ihre Ignoranz zu spüren. Dann plötzlich nach drei Tagen, es war immer noch sehr heißes Wetter, hörte Laura in ihrem Zimmer ein zartes Miauen und rief voller Freude: „Mama, ich habe Lady gehört! Sie lebt!“ Aber wo kam das Miauen her? Wir stellten uns beide an Lauras Zimmerfenster und riefen, und immer bekamen wir Antwort, konnten allerdings nicht feststellen, von wo die Hilferufe stammten. Eine Nachbarin aus dem Nebenhaus, ebenfalls unter dem Dach lebend, hatte unsere Unternehmungen wahr genommen. Seitdem hielt sie ebenfalls Ausschau. Plötzlich bewegte sich etwas in der hohen Fichte, die nahe der Hauswand stand. „Da ist sie!“, rief Laura. „Lady sitzt in dem Baum!“ Tatsächlich! Hilflos und ängstlich saß ihr kleiner Körper auf einem Zweig, scheinbar unfähig, sich zu bewegen. Die hilfsbereite Nachbarin fuchtelte mit einem langen Besen in Richtung Baum, in der Hoffnung, die Katze würde den Weg über den Stiel zu ihr finden, aber das gefiel Lady scheinbar absolut nicht. Laura lief nach unten, zurückrufend: „Ich klettere auf den Baum und hole sie!“ Nach etwa einer halben Stunde hatte meine Tochter es geschafft, ihren kleinen Liebling aus dem Gezweig zu locken. Stolz und überglücklich kam sie mit ihrer kleinen Fellfreundin auf dem Arm wieder nach oben. Sofort umsorgte sie das Samtpfötchen mit Futter und Katzenmilch. Am Abend schlief Laura überglücklich mit Lady im Arm ein. Seither haben wir die Fenster mit Sofakissen vor dem ungewollten Zuschlagen geschützt. Als Laura unserem Vermieter diese unglaubliche Geschichte erzählte, meinte dieser nur: „Also bin ich doch nicht verrückt!! ich habe tatsächlich eine Katze fliegen sehen! Nur, mir glaubt ja keiner!“ © Christiane Rühmann

Die Predigerin - die Frau, die Leben lehren wollte

Sie war bekannt, wurde umlagert, gefeiert und allgemein sehr geschätzt. Ich hielt nichts von ihrer einfältigen Moralität. Ich wünschte, sie sei nicht dort gewesen, nicht so gegenwärtig. Sie inspirierte mich, aber sie irritierte mich – vorrübergehend nur! Ich fand wieder zu mir selbst. Merkte ich doch, dass sie in relevanten Dingen recht unsicher war. Ihre Augen schauten stets in verschiedene Richtungen. Merkwürdig, ich habe Resistenz und Kompetenz anders kennen gelernt! Was war mit ihr? Diese Frau machte mich neugierig. Auch schien sie verbalen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Sie wirkte unsicher. Ich stellte Fragen, die sie verunsicherten. Antworten wurden umschrieben. Das ist etwas, was ich absolut nicht akzeptieren kann! Ich brauche klare Konfrontation! Ich suchte also ihren persönlichen Kontakt. Nach ihrer Veranstaltung gab ich vor, mich für ihr Dasein, ihr Leben und ihre Vision zu interessieren. Ich stand ihr jetzt gegenüber und schaute ihr tief in die Augen – nur vorübergehend, denn sie wich meinen Blicken aus. Als ich sie gezielt auf ihre Verhaltensweise ansprach, errötete sie deutlich und versuchte, meinen persönlichen Fragen auszuweichen. „Frau K…., warum weichen Sie mir aus“, wollte ich wissen. Sie drehte sich um, schien recht irritiert und verließ das Foyer, in dem sie ihr Buch signieren und sich den Fragen und Antworten der Interessierten stellen wollte und sollte. Das schaffte sie nicht mehr. Sie flüchtete. Warum? Unsicherheit? Unehrlichkeit? Unflexibilität? Betrug? Scharlanatanität? Konfrontation mit einer/einem Gleichgesinnten? Was war das denn für eine erbärmliche Vorstellung, bitte? Große Worte und nichts dahinter? Was hatte sie so verstört, verunsichert oder vertrieben? War ich es etwa, der sie durch meine Fragen und Konfrontationen so verunsichert hatte? Bin ich es gewesen, dem sie nicht mehr begegnen wollte, weil meine fragenden Kompromissionen für sie zu viel waren? Sie war offensichtlich sehr verstört und befand sich in einer stressartigen Situation, der sie nicht gewachsen war. Meine verbale Stärke hatte gesiegt! Aber wie sah es mit der Moral aus? Wie stand es um ihre Seele? Kareen K. war verschwunden! Sie verschwand aus meinem Leben, meiner virtuellen und visuellen Welt. Sie hat mich im wahrsten Sinne des Wortes ‚blockiert‘. Schade, ich hätte ihr gerne etwas übermittelt! Nämlich: „Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Jeder hat sein Schicksal in der Hand. Jeder hat unter seiner Unfähigkeit zu leiden. Jeder ist jedoch fähig…! © Christiane Rühmann

DANKSAGUNG

Burscheid im März 2014 Liebe Familie, Freunde, Bekannte, die Ihr mir die Feier zu meinem 60. Geburtstag durch Eure Anwesenheit bereichert habt, ich möchte mich recht herzlich bei Euch bedanken. Ohne Euch wäre dieses Event nicht das gewesen, was es für mich ist – nämlich „unvergeßlich“. Lieben Dank auch für die Zuwendungen, dank derer ich mir den einen oder anderen Wunsch erfüllen kann. Besonders möchte ich die Mitwirkenden des hervorragenden Programms, das wir erleben durften, hervorheben. Eure Beiträge in musikalischer und verbaler Form waren der Hit. Dank an die Fotografen für die zahlreichen Impressionen, die Ihr im Bild eingefangen habt. Eure Bilder werden ein -für mich- ganz besonderes Album füllen. Ebenfalls bedanke ich mich bei allen, die dabei geholfen haben, für das leibliche Wohl meiner Gäste zu sorgen. Kurz und knapp : D A N K E ! Eure Chris