Intelligenz



Ich verfüge über eine gewisse Intelligenz.
Nur reicht sie oftmals nicht dazu,
alle Menschen zu verstehen.

© Christiane Rühmann

Video zu meiner zweiten Buchvorstellung 'Seelenblick und Lebenslust'

Hier ist also das neue Video zu meiner zweiten Buchvorstellung Schaut mal rein.

Über ein nettes 'Mag ich' bei youtube würde ich mich sehr freuen.

http://youtu.be/sE54zMZmPP4

Eure Chris

Lebensberatung


„Lebensberatung Christiane Rühmann“

Ich leite eine Agentur für Fragen und Antworten in jeder Lebenssituation.

Ihr glaubt ja gar nicht, was einen da so erwartet.

Die Menschen haben wohl keine andere Aufgabe im Leben, als sich nur durch Ratschläge durchs Leben bringen zu lassen.

Mein Telefon steht nicht still:

„Hallo, ich heisse Elisabeth Kramer, ich habe einen Hund, der nicht mehr vor die Türe will. Das Wort ‚Gassi‘ kann ihn nicht mehr reizen. Was soll ich denn nur tun?“

„Wie alt ist Ihr ‚Kö..‘…ääähh Hund, wie heisst er denn gleich, denn?“

„Struppi ist 17 Jahre alt und recht mollig. Wissen Sie, ich bin auch nicht mehr die Jüngste, bin jetzt 83 und es fällt uns beiden immer schwerer, unsere täglichen Spaziergänge zu machen…. Was raten Sie uns denn?“

Mir stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Was soll ich ihr raten? Ich überlege kurz und frage sie, wie groß denn ihre Wohnung sei. Sie antwortet wie aus der Pistole geschossen:

„Wir besitzen ein Haus mit einem Garten von 700 qm!“

„Wo, liebe Frau …äähh, Kramer, liegt denn Ihr Problem bitteschön? Sie haben doch auch sicher einen Gehilfen, der Ihr Grundstück pflegt, oder?“

„Ja, das habe ich, aber was hat er damit zu tun?“

„Ganz einfach: Ihr Struppi kann doch in den Garten, oder? Die kleinen Geschäfte fallen eh nicht auf und die größeren müssen Sie auf der Straße ja auch wegmachen. Wenn Sie Struppi jetzt in den Garten gehen  und seine Geschäfte machen lassen, bekommt der Gärtner die kleineren Erledigungen sowieso nicht mit und für die geschäftsmäßig grßeren Objekte zahlen Sie ihm einfach 10 € mehr, damit er die ‚Häufigkeiten‘ entsorgt. Was halten Sie davon?“

„Oh, Frau Rühmann, Sie sind genial, das ist eine tolle Idee. So werde ich es machen. Vielen Dank. Bitte teilen Sie mir noch Ihre Kontonummer mit, damit ich Ihnen Ihre Empfehlung bezahlen kann.“

Das hörte ich gerne. Das Telefon klingelt erneut.

„Christiane Rühmann, Lebensberatung zu allen Fragen.“

„Schröder, Marcel Schröder. Ich bin der Lebensgefährte von Ihrer Freundin Marions Schwägerin Nicole. Marion hat gemeint, Sie könnten mir evtl. einen Rat geben. Ich glaube, Nic hat einen Lover und darüber bin ich total unglücklich. Ich kann machen was ich will, alles ist falsch! Sie ist launisch und ärgert sich, wenn ich nicht so spure, wie wir es in der Zeit, also in den letzten 6 Jahren, wo wir zusammen sind, gehandhabt haben. Neuerdings ist alles falsch, was ich tue. Haben Sie einen Rat?“

„Marcel, ich darf Dich doch Marcel nennen? Seit wann geht das denn so?“

„Etwa seit 8 Wochen. Ich habe keine Erklärung dazu. Sie benimmt sich total bescheuert. Das ist nicht meine Nicole. Manchmal verschwindet sie sogar ins Bad…..“

„Ach Marcel, das ist immer so bei Mädels, die schwanger sind. Die Hormone spielen verrückt, Schweiß bricht aus, Streit häuft sich und die Gänge ins Badezimmer häufen sich…“

„Was willst Du damit sagen Chris? Denkst Du sie ist…., wir sind…, ich meine sie könnte schwanger sein?“

„Ja Marcel, frage sie. Geht zum Arzt. Die Symptome sind eindeutig. Viel Erfolg!“

„Yippieeh!!! ….Äaahh, die Überweisung erfolgt in den nächsten Tagen…! Ciao Chris und danke…!“

Ich grinse. Ist das nicht schöööön? Es klingelt erneut:

„Lebensberatung Christiane Rühmann, was kann ich für Sie tun?“

„Hier ist Leoni. Du kannst Du zu mir sagen. Ich bin 11 Jahre.“

„Hallo Leoni. Was kann ich denn für Dich tun?“

„Ich habe einen kleinen Bruder, Kevin. Er ist krank. Kevin hat keine Haare mehr. Er hat Krebs. Du kennst uns doch aus dem Park. Da gehst Du immer mit „Balto“, Deinem kleinen schwarzen süßen Hund spazieren. Kevin und ich haben ihm auch schon Stöckchen werfen dürfen. Erinnerst Du Dich?“

„…bist Du das kleine Mädchen, das seinen Bruder immer im Rollstuhl schiebt?“

Mein Gedächtnis begann zu arbeiten. Ich erinnerte mich an die Kinder. Ich war ihnen oft begegnet im Park. Normalerweise mag Balto keine Kinder. Hier hatte er aber merkwürdigerweise anders reagiert. Er hatte sich an den Rollstuhl des kleinen Jungen herangeschlichen,mit dem Schwanz gewedelt,  geschnuppert und sich plötzlich auf die Hinterpfoten aufgestellt, um dem Jungen seine Hände zu lecken.

Mir kamen damals Tränen in die Augen. Da Balto aber nur wochenweise bei mir lebt, habe ich das bald vergessen, denn seit meiner eigenen ‚irritierten Gesundheit‘ beschäftigten mich andere Dinge, wobei Balto doch eher als Therapie für mich selbst diente.

Nun wurde ich also wieder an das Geschwisterpaar erinnert und auf die traurigen Umstände aufmerksam gemacht, als die zaghafte Stimme am Telefon meinte:

„Kannst Du uns helfen? Kevin will doch nur einmal noch, bevor er stirbt, ein eigenes Feuerwerk haben. Nur für sich, auch wenn nicht Silvester oder so was ist….“

Ich fingerte nach einem Taschentuch, ließ mir jedoch meine Emotion nicht anmerken.

„Leoni, kann ich vielleicht darüber auch mit Deiner Mutter sprechen?“

„Nein, nein, das möchte ich nicht! Bitte, Mama ist sowieso so traurig, seit Papa uns verlassen hat. Es soll eine Überraschung sein – für Kevin! Deine Telefonnummer habe ich von unserer Nachbarin bekommen, Du weißt schon, Baltos Freundin, die Tina, mit der er immer herumtollt. Ihr Frauchen hat gesagt, dass Du immer Rat weißt. Kannst Du ein Feuerwerk machen, ein richtig schönes? Kevin wird seinen Geburtstag, an dem er 6 würde,  in 3 Monaten nicht mehr erleben….“

Feinspührig, wie Kinder sind, bemerkte Leoni, dass ich weinte. Ich konnte es nicht verbergen.

„He“, meinte sie, „Du sollst nicht auch noch traurig sein. Wirst Du uns helfen?“

Ich raffte meine Kraft zusammen:

„Ja Leoni. Das mache ich. Versprochen!“

Ich habe viele Internetfreunde und/oder –Bekanntschaften. Ich startete einen Aufruf – auch wenn es für viele Net-Benutzer verpönt ist, es gibt auch GUTE unter den Usern.

Bald schon, genau genommen nach 20 Stunden, erhielt ich eine Antwort von einem Pyrotechniker. Er hatte meine Anfrage und deren Grund gelesen. Telefonisch hatten wir uns abgesprochen und seine Firma hatte sich entschlossen, ein kleines Feuerwerk zu sponsorn. Ausübendes Organ war der Mensch, der meinen Hilferuf ernst genommen und sich mit mir in Verbindung gesetzt hatte.

Wir besprachen alle Details und mit Leonis Hilfe das entsprechende Datum, an dem das Himmelsfeuer stattfinden sollte.

Kevins und Leonis Mama konnte es nicht fassen.

„Hab ich doch gesagt,“  jubelte Leoni, „die Christiane vom Balto hilft uns!!“

Kevins müde und trübe Augen leuchteten ein letztes Mal auf. Sein Wunsch war ihm erfüllt worden – das Feuerwerk für Kevin. Seine Buchstaben hatten am Himmel gestanden „ K E V I N .“

Ich konnte nur einen kleinen Beitrag dazu leisten, einen kleinen Jungen, kurz vor seinem Tod, glücklich zu machen.

Könnt Ihr das auch?

Kevin ist leider 1 ½ Jahre nach dem tollen Feuerwerk verstorben. Es gab keine Rettung mehr. Aber es gibt Hoffnung: Menschen, wie Du und ich können helfen, Wünsche zu realisieren…

© Christiane Rühmann (Dank an den Pyrotechniker, der nicht genannt werden will)

Weihnachten


Nehmt die Anfangsbuchstaben der fett gedruckten Worte, bringt sie in die richtige Reihenfolge und Ihr werdet als Lösungswort erhalten, was uns bald allen bevorsteht:


Weihnachten

In mir lebt die Erinnerung
an eine wunderbare Zeit,
als Häuser und auch die Natur,
waren eiskalt eingeschneit.

Aus der Küche drang dann Keksgeruch,
wenn meine Mutter Plätzchen backte.
Davon bekam ich nie genug,
bis ich vor Bauchweh oftmals  klagte.

Ich spüre noch jetzt ihre wohlige Nähe.
Kribbeln macht sich in mir breit.
Es ist, als ob ich sie vor mir sähe.
zu jeder Weihnachtszeit.

Wir schauen durch die Fensterscheibe,
sie hält mich fest in ihrem Arm,
während ich an den Eisblumen reibe,
hält sie mich wohlig warm.

Vermiss die Innigkeit, die ich gewohnt.
An meine Heimat denke ich jetzt.
Blicke versonnen zum Horizont,
fühl mich in die Kindheit versetzt.

In Trauer denke ich an sie zurück,
vernehme engelhaften Chorgesang.
Plötzlich empfinde ich wieder Glück
sage der Vergangenheit Dank.

Die Erlebnisse nähren meinen Geist,
an die Zeit, die ich  besessen,
was für mich „Glücksmomente“ heisst.
Ich werde sie nie vergessen.

© Christiane Rühmann

Worte



Worte sind Gedanken.
Worte sind vielseitig:
Sie sind beleidigend,
…tröstend,
…überheblich,
…schmerzhaft,
…betörend,
…vielversprechend,
…schleimend,
…verletzend,
…vertraulich,
…sinnvoll,
…grausam,
…erzählend,
…ausdrucksvoll,
…vielseitig,
…fordernd,
…bestimmend,
…zweifelnd,
…gebend.


Worte sind unser Lebensinhalt.
Benutzen wir sie also.

© Christiane Rühmann

Der Hund, der nicht mehr bellen wollte



Kira war eine Mischlingshündin, die in Spanien das Licht der Welt erblickte. Es war kein schönes Licht, wie sie feststellen musste. Ihre Eltern waren Strassenhunde verschiedener Rassen. Es hatte kaum Jemand Notiz von ihnen genommen. Sie wurden ge- und verjagt, wo immer sie auftauchten, erhielten Tritte und wurden mit Steinen beworfen, aber sie hatten sich lieb. Sogar, als Kiras Mama ihre Babys erwartete, war ihr Vater da. Er liess sie alle nicht im Stich.

Sie hatten kein schönes Leben. Ihr Futter besorgten sie sich aus Mülltonnen, die prall gefüllt mit entsorgten Lebensmitteln waren. Da gab es niemanden, der ihnen eine Streicheleinheit gab. Sie hörten nur die Worte: „Hau ab, Du blöder Köter…“ und verschwanden mit eingezogenen Schwänzen unter den drohenden Gebärden der Menschen.

Zum Glück gab es da doch noch einige Menschen, die sich um solche gebeutelten Kreaturen bemühten und versuchten, ihnen ein schöneres und angenehmeres Leben zu bieten. Als Welpen-Hündin hat man ja auch keine Ahnung, wie grausam oder angenehm das Leben sein kann.

Kira kannte beide Seiten: Die Liebe ihrer Eltern und die Fusstritte der Menschen. Sie hatte doch keine Ahnung vom Leben und war oft sehr traurig, wenn man sie verjagt hatte. Wie oft war sie mit traurigen Augen und eingekniffenem Schwanz irgendwo untergeschlüpft, ganz alleine, um sich vor Regen oder bei Gewitter zu schützen, gleichzeitig auch einen Rückzug vor den unbarmherzigen Menschen zu finden.

Als Kira krank wurde, streckten sich ihr Hände entgegen, die sie aufnehmen wollten. Kraftlos und ängstlich liess sie dies über sich ergehen. Man nahm sie mit in eine ‚Tier-Auffang-Station‘, gab ihr zu essen und zu trinken. Sie wurde von einem Tierarzt untersucht und mit pieksigen Nadeln gestochen, deren Inhalt sie wieder aufpäppeln sollten.

‚Impfung‘ nannten es die Menschen. Sie wurde gewogen, gemessen, genauestens untersucht und erhielt so etwas wie einen Reisepass. Reisepass? Aber wofür denn?

Kira wusste nicht, wie ihr geschah, als man sie in eine vergitterte Box sperrte und auf einen LKW lud, der sie geradewegs zum Flughafen transportierte. Alles erschien ihr so fremd, laut und ungewiss. Jedoch war sie nicht alleine. Viele Hunde wurden in den gleichen Boxen mit ihr gemeinsam in ein riesiges Loch, was sich am Heck des Transportflugzeugs befand, hineingebracht, die Boxen aufeinander gestapelt und mit Futter und Wasser versorgt. Immerhin, das war doch was – fast wie in einem Hotel. Ungewiss, was mit ihnen geschah und wohin die Reise ging, unterhielten sie sich auf ‚hundisch‘.

Nero, dessen Käfig sich unter Kiras befand, erklärte sich zum Chef der kläffenden Bande und meinte: „Wuff, habt keine Angst Mädels und Jungs, schlimmer, als wir es hatten, kann es nicht werden.“
Recht sollte er behalten. Der Transport endete auf einem riesigen Flughafen in Deutschland. Eine Person, die mächtig viele Papiere mit sich führte, kontrollierte genauestens die Unterlagen und ordnete jedem Käfig einen Reisepass zu.

Nun wurden sie alle wieder getrennt, denn viele Menschen warteten auf sie, die jedoch nur jeweils einige der Käfige mit sich mitnahmen. In Transportern ging es denn in alle möglichen Richtungen.
Kira war verängstigt, allerdings auch froh, dass Nero zu der Gruppe gehörte, in der sie sich jetzt befand. Es war noch früh am Tag, als der Sprinter auf einem Hof zum Stehen kam. Die Hecktüren wurden geöffnet, es wurde Käfig für Käfig aus dem Wageninneren entladen und auf den Hof gestellt. Vorsichtig und liebevoll reichte man ihnen erneut Futter und Wasser durch die Käfigklappe. Damit wollte man wohl Vertrauen zu den verängstigten Gestalten gewinnen. Eine ganze Nacht sollten sie hier noch verbringen.

Am anderen Morgen öffneten sich dann die Gitter, um einem Hund nach dem anderen die Gelegenheit zu geben, sich ihre neue Umgebung anzuschauen und sich einzugewöhnen.

„Nero, wo sind wir hier?“

„Wuff, ich weiss es nicht. Aber hier ist es doch sehr angenehm, oder…?“

„Ja, finde ich auch. Was wird mit uns?“

„Ich weiss es nicht.“

„Die sprechen ja auch so komisch. Kannst Du sie verstehen Nero?“

„Nein, wuff, ich kann sie nicht verstehen, ich kann aber ihre Gesten verstehen. Sie sind nicht böse, ich glaube, wir können ihnen vertrauen, wuffwuff…“

Zaghaft verliess Hund um Hund seinen Käfig. Sie begannen, sich zu beschnuppern und zu belecken, als hätten sie sich ewig nicht gesehen.

Eine freundliche Frau ging in die Hocke und meinte zu Kira: „Komm her, kleines Mädchen, ich tue Dir nichts….“

„Neroooooo, was meinst Du, kann ich ihr vertrauen?“

„Ich denke schon, versuche es doch.“

Kira stappste zögernd Schritt für Schritt auf die Frau zu. Sie merkte, wie ihr ganzer Körper zitterte. Sollte sie der Frau vertrauen? Würde sie keinen Fusstritt erhalten? Kira nahm ihren ganzen Mut zusammen und liess sich von der Frau berühren, streicheln, und wagte es sogar, eine Köstlichkeit aus ihrer Hand entgegen zu nehmen. Mmmmhhh, wie lecker das schmeckte. In Gedanken sagte sie: ‚Hast Du noch so was?‘
Kira beobachtete, wie auch ihre Freunde von der Frau und ihrem Mann in gleicher Weise wie sie, behandelt wurden. Es war fast, wie im Traum.

Die Käfige wurden urplötzlich eingesammelt und in einer Scheune aufgestapelt. Es war kaum zu fassen, aber alle Hunde konnten sich hier frei bewegen und umhertollen, ohne, dass ihnen ein Leid geschah. Sie befanden sich auf einem Grundstück von etwa 1.500 qm, das zwar eingezäunt war, aber es machte Spass, hier herumzutollen. Oh, was war das denn? Es gab ja hier kleine Häuser – extra für Hunde! Was für ein Luxus!
Kira, Nero und ihre Freunde bemerkten bald, dass es ihnen hier gut gehen sollte. Jeder Hund fand seine Hütte und machte es sich bequem. Alle fühlten sich wohl und verlebten die erste Nacht in ihrer neuen Heimat.

Am anderen Morgen kam der Mann und befüllte die Näpfe mit Hundefutter, die vor jedem ‚Hundewohnhaus‘ standen. Dann wurde Wasser aufgefüllt. So ging es nun tagein und tagaus. Mittlerweile hatten sich alle an die lieben Menschen gewöhnt. Vor ein paar Tagen bekam sogar jedes Hundehäuschen sogar ein Namensschild. Da Hunde ja bekanntlich nicht lesen können, war es wohl nur ein Hilfsmittel für die Menschen, die Tiere namentlich auseinander zu halten und um sie bei Bedarf mit ihrem Namen rufen zu können.

„Toll, Nero, ich kann sie langsam verstehen!“

„Wuff, ja ich auch!“

Dann kam ein Tag, an dem sich ganz viele Menschen auf dem Gelände tummelten. Familien mit Kindern. Sie schauten sich alle Hunde zunächst aus der Ferne an, und nachdem sie scheinbar entschlossen waren, holte man einen nach dem anderen aus dem Gehege, legte ihnen Halsbänder oder Geschirre an, um eine Weile mit ihnen spazieren zu gehen. Nach einer guten Stunde kamen dann alle wieder zum Hof zurück. Die Menschen plauderten miteinander und nach und nach verschwand ein Hund nach dem anderen vom neu gewonnen Heim, um wiederum ein neues zu Hause zu finden.

Auch Nero konnte vermittelt werden und wurde einfach mitgenommen. Er drehte sich nochmal um und wimmerte: ‚Kira, Kiiiiraaaa….“

Kira begann zu weinen und rief ihm traurig wimmernd hinterher: „Alles Gute Nero! Ich habe Dich sooo lieb. Du bist mein bester Freund!“

Nero verschwand aus ihrer Sicht und Kira fühlte sich nun sehr alleine. Wollte sie denn niemand haben? War sie nicht hübsch genug? Lag es an ihrem ein klein wenig verkrüppelten Beinchen? Sie war in der Tat der einzige Hund, der nicht vermittelt wurde. Sie entschloss, nicht mehr zu bellen und überhaupt keinen Laut mehr von sich zu geben. Am liebsten wäre sie mit Nero gegangen, aber der war ja jetzt weg – einfach weg - aus ihrem Leben verschwunden. Auch wollte sie nicht mehr fressen. Die freundlichen Menschen, bei denen sie leben durfte, versuchten alles, um sie zu trösten und ihr das Dasein so angenehm wie möglich, zu gestalten. Ihnen war auch nicht entgangen, dass Kira eine gewisse Zuneigung zu Nero gehabt hatte.
Machtlos mussten sie mit ansehen, wie Kira Tag für Tag an Substanz verlor. Sie begann zu schwächeln, bekam Husten, war einfach nur hinfällig und traurig.

Als Kira nach etwa 4 Wochen bedrohlich erkrankte, hatten ihre Gastgeber wohl die rettende Idee gehabt, und die neuen ‚Besitzer‘ von Nero kontaktiert, die Situation geschildert und gebeten, Kira doch mit Nero besuchen zu kommen. Man verabredete sich für das folgende Wochenende. Nero wurde toll herausgeputzt und sollte Kira wiedersehen, was er jedoch nicht ahnte. Man lud ihn in seine Box in dem grossen Kombi und machte sich mit ihm auf den Weg zur Hunde-Auffang-Station. Bereits Kilometer vorher begann Nero zu wimmern und aufgeregt in seinem Käfig hin und her zu tänzeln.

Kira lag unterdessen verkümmert und traurig in ihrem Häuschen, als sie mit einem Mal ihren Kopf erhob, als hätte ihr ein GPS mitgeteilt, dass es heute ein schöner Tag für sie werden würde.

Der Kombi rollte auf den Hof. Nero tobte fast in seinem Käfig. Die Kinder öffneten die Heckklappe, die Käfigtür und liessen Nero laufen. Der spritzte gleich los und übersprang –fast unmöglich- den Zaun, um zu seiner geliebten kleinen Kira zu gelangen, die ihn natürlich auch gleich gewittert hatte.

„Neeeroooo…!!!!“

„Kiiiiraaaaaa!!!“

Die beiden Hunde begrüssten sich übermässig glücklich, tollten herum und Kira bellte, als hätte sie gerade einen Sechser in der Hundelotterie gewonnen. Liebevoller konnte keine Begegnung sein.

Die Hofbesitzer und Neros neue Familie beobachteten dieses Zusammentreffen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie sollte es gehen, wenn Nero erneut nach Hause fuhr? Wie würde Kira erneut leiden?

Da Kinder bei der Tierhaltung bekanntlich auch ein Wörtchen mitzureden haben, hatte sich das Problem bald gelöst.

„Mama, Papa, wie wäre es denn, wenn wir Kira auch zu uns nähmen? Bitte! Sie ist doch so alleine! Stellt Euch vor, Jana und ich würden getrennt, das könnten wir auch nicht verkraften, Ihr auch nicht !!!“

Die Eltern schauten sich an und bemerkten selbst, dass sie beiden Tieren ein gutes Zu Hause bieten  – damit bleide glücklich machen könnten. Man besprach sich mit den Hofeltern und wurde sich einig.

Kira hatte nun gemeinsam mit Nero ein prachtvolles zu Hause gefunden und lebte von da an glücklich und zufrieden. Übrigens haben es beide geschafft, der Deutschen Sprache Herr zu werden und gehorchen aus lauter Dankbarkeit aufs Wort….

© Christiane Rühmann