EDOVA....und so geht es weiter 9. Autorin


9. Autorin

Nur ein flüchtiges Geräusch, ein Kratzen an der Mauer. Etwas strich etwas an der Wand hin-ter der Vitrine entlang. Die Puppen im Regal wackelten, als ob ihnen die leichte Bewegung Leben einhauchen wolle. Aber ihre Augen waren starr, blau und leblos. Und sie hatten alle dasselbe unbeteiligte Lächeln auf den einheitlich geschminkten Gesichtern. Gesine lauschte angespannt. Alles blieb ruhig. Vielleicht hatte ihr überreiztes Gehirn ihr einen Streich gespielt? Aber die Puppen und die davor stehenden Fotografien waren real. War dieser Mario das, was sie dachte…ein Frauenmörder, der hier in diesem dunklen Raum seine Trophäen aufbewahrte? Neben dem Regal war ein Spiegel an der Wand befestigt. Gesine schaute hinein. Ihre Stirn war schweißnass und ihr Gesicht verzerrt vor Angst. „Reiß dich zusammen“, murmelte sie, und wischte sich die Stirn trocken. Sie musste ruhig bleiben, und überlegen was zu tun war.
Zärtlich und leidenschaftlich war er gewesen, zuvorkommend und nett, wie kein Mann zuvor. „Ich liebe dich“, hatte er immer wieder gesagt. „Averre una Fortuna sfaciatta“, was hab ich für ein Glück, dich zu kennen.“
War das Marios Masche? Machte er die Frauen gefügig, um sie anschließend zu töten? War er einer dieser irrsinnigen Massenmörder, mit einem kranken Gehirn, die man sonst nur im Fernsehen sah? Und..woher hatte er ihr Bild? Vielleicht hatte er es aus ihrer Handtasche genommen, als sie auf der Toilette war. Nein, sie hätte sich nicht von ihm dazu überreden lassen sollen, mit ihm in sein Haus zu kommen. Nur weil er sie mit diesen braunen Augen, die von innen heraus zu glühen schienen, angesehenen hatte. Weil er gesagt hatte: „Madonna Mia, du gefällst mir, darf ich dich einladen?“ Wie ein Hündchen war sie ihm gefolgt. Wo war ihre Abgeklärtheit, wo war ihre Vernunft, die sie zu der Frau gemacht hatte, die sie war?

Heidrun Böhm 72458 Albstadt Deutschland 23.9.010 www.heidrun-musser.de

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