Daniel war ein recht aufgewecktes Kerlchen. Stets musste er sich gegen seine zwei älteren Brüder durchsetzen. Das kostete nicht nur ihn viel Kraft, sondern regte auch seine Phantasie an. Nichts war ihm zu lästig, um den „Grossen“ ein Schnippchen zu schlagen. Oft sammelte er tagelang Utensilien, um ihnen etwas anzuhängen und ölte sich dann darin, wenn sie von den Eltern getadelt wurden. Zu seinen Utensilien gehörten Nägel, Knöpfe, Reisszwecken, Klebeband, Kordel, Kaulquappen, Blindschleichen und vieles mehr. Ohh, es war niemals langweilig bei ihnen zu Hause.
Am Freitag, nachdem die älteren Jungen aus der Schule wieder daheim waren, hatte sich der Knirps schon auf sie vorbereitet. Nach dem Mittaggessen wollten natürlich alle nach draussen, um ihre selbst gebaute „Räuberhöhle“ im nahegelegenen Wald aufzusuchen. Daniel konnten sie dabei nicht gebrauchen, er musste zu Hause bleiben und mit dem ätzend langweiligen Konstantin aus der Nachbarschaft auf dem Hof spielen. Mama hatte allen allerdings vorgeschrieben, dass sie sich alte Klamotten anziehen sollten und anderes Schuhwerk natürlich auch. Die Schuhe befanden sich in einer kleinen Abstellkammer und standen dort immer so ordentlich nebeneinander, dass man einfach so reinschlüpfen konnte.
Der Pfiffikus hatte sich zuvor aus Papas Werkstatt einen Hammer und einige Nägel geholt und damit versucht, als Mama in der Waschküche war, die Schuhe seiner Brüder am Boden festzunageln. Hierfür besass er dann allerdings doch noch nicht die nötige Kraft und sah sein Vorhaben als gescheitert an. Dann fiel ihm ein, dass Papa bei Oma und Opa letztens einen Teppichboden verlegt hatte und er hatte dabei zugeschaut. Also nochmal in Papas Werkstatt, die Nägel und den Hammer wieder zurück an ihren Platz, damit niemand etwas merkt. Er schaute sich um und öffnete jede Schublade. Wo war es denn gleich noch? Aah, genau das hatte er gesucht. Leise schlich er wieder in die Abstellkammer und riss von der doppelseitigen Klebebandrolle einige Streifen ab, die ebenso lang waren, wie die Schuhsohlen seiner Brüder. So, geschafft. Na, die werden fluchen und hoffentlich purzeln!
Er versteckte sich auf der Treppe, die nach oben führte um jederzeit schnell flüchten zu können, wenn es denn nötig war. Gespannt wartete er, dass die Jungen ihre Schuhe anzogen, und tatsächlich: Jonas war reingeschlüpft und kam nicht von der Stelle. Er verlor dadurch das Gleichgewicht, versuchte sich an Timo festzuhalten, der allerdings bereits selbst mit den Armen ruderte und beide fielen gegen das Regal mit den Reinigungsmitteln, die, wie bei einem Erdbeben, heraus und zu Boden fielen.
Durch das Gepolter und das Geschreie aufmerksam geworden, eilte Mama herbei und begann gleich zu schimpfen: „Ach Kinder, könnt Ihr denn nicht aufpassen? Macht das ja alles wieder ordentlich, bevor Ihr geht!“ Rechtfertigungsversuche fruchteten nicht und überhaupt, Mama hielt doch sowieso immer nur zu dem Kleinen Stinker.
Der zog es nun vor, nachdem er seinen Spass gehabt hatte, sich zurückzuziehen und sich vor seinen Brüdern bis zum Abend lieber nicht mehr blicken zu lassen. Wenn dann Papa auch noch zu Hause war, trauten sie sich nämlich nicht, dem Nesthäkchen irgendein Haar zu krümmen.
Klasse, das war mal wieder gelungen…..
Erst vor einer Woche mussten die Grossen bereits schon einmal aufräumen, als Daniel ein Mäusenest ausgenommen und die kleinen Tierchen in einer grossen Kunststoffdose, die er zuvor mit Erde und ausgerupftem Gras ausgelegt hatte, bei ihnen im Zimmer so deponiert hatte, dass diese bei der kleinsten Erschütterung einfach runterfallen musste. Die Erde verstreute sich im halben Kinderzimmer und die Mäuse natürlich auch…. Das war ein Gaudi. Dafür hatte Daniel dann allerdings auch Ärger bekommen. Wenn auch schmunzelnd, hatte Papa ihm abends eine Standpauke gehalten.
Natürlich waren die Grosseltern auch immer über Daniels Streiche informiert. Oma schüttelte immer nur mit dem Kopf, wenn wieder was passiert war, aber Opa…., Opa streichelte dem kleinen Burschen oft durch sein Haar und meinte nur: „Na, mein kleiner Pfiffikus, wiedermal alles wuschelig gemacht?“
Daniel liebte das. Seine Phantasie war erneut angeregt und er liess sich im nächsten Moment schon wieder etwas Neues einfallen….
Christiane Rühmann
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