Wie im Film.....

Es war ein schöner Sommertag, die Vögel zwitscherten und sammelten Material um ihre Nester zu bauen. Sie belebten die mit Blättern üppig begrünten Bäume. Es war ein schöner Tag, um etwas zu unternehmen, etwas, was Silke Spaß macht. Ganz alleine wollte sie das tun und niemand würde sie stören.

Nach kurzer Überlegung beschloss sie, einen Vergnügungspark aufzusuchen. Sie wollte es sich richtig gut gehen lassen: Eis schlecken, fettige Pommes mit Mayo und Ketchup genießen, Leute beobachten und natürlich die Fahrgeschäfte beleben.

Also machte sie sich auf den Weg.

Auf dem riesigen Parkplatz angekommen, suchte sie eine Parktasche, die sie nicht zu weit bis zum Eingang laufen ließ und hatte natürlich Glück.
Sie bemerkte, dass bereits eine Menge Leute vor ihr, die gleiche Idee hatten, und einen spaßigen Tag in diesem Vergnügungspark verleben wollten. Das machte ihr die lange Warteschlange vor der Kasse bewusst.
Endlich war sie an der Reihe. Aus ihrer Bauchtasche holte sie ihren Rentnerausweis und wurde daraufhin erst einmal von der Kassiererin gemustert. Silke hatte kein Glasauge, keine Krücken, keine abstehenden Ohren! Wo also war also bitteschön ihre Behinderung? Nun, wie auch immer. Es blieb der Kassiererin nichts anderes übrig, als Silke zum ermäßigten Preis eintreten zu lassen.

Nach einem Blick auf den Geländeplan beschloss sie, der Pfeilbeschilderung zu folgen.

Irgendwann erreichte sie die Wildwasserbahn. Ja, hier wollte sie auch mit fahren. Silke reihte sich ein, wartete auf den hohlen Baumstamm und stieg mit drei weiteren Fahrgästen ein.

Scheinbar mühsam krabbelte der Baumstamm auf den Höhepunkt der Bahn. Er bekam allmählich immer mehr Fahrt, bevor es dann steil bergab ging und er fast komplett in das Wasserbecken eintauchte.

Silke quiekte vor Vergnügen, obwohl sie ordentlich durchnässt war. Das hatte ihr mal richtig Spaß gemacht!

Auf ihrem weiteren Weg stellte sie fest, dass die Leute aus der Wildwasserbahn auch dieser Runde folgten. Diesmal nahm der nette Herr, der in der Wildwasserbahn hinter ihr gesessen hatte, neben ihr Platz und reichte ihr sogar zum Einsteigen in das Gefährt die Hand, die sie dankend annahm. Adrett sah er aus – ein richtig knuffeliger Typ, der ihr hätte gefährlich werden können. Seine Art gefiel ihr, aber war er nicht mit einer Dame von den beiden verbandelt, mit denen er unterwegs war? Er sah gut aus und sein überdimensionaler Schnurrbart zierte sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht. Er war gross, seine Statur war einfach nur ein Hingucker.

Jedenfalls schienen die beiden Damen, mit denen er unterwegs war, ihn nicht sonderlich zu interessieren. Ab und zu wechselten sie mal ein paar Sätze, aber das war es dann auch schon. Die beiden Mädels hatten mehr Spaß miteinander, und kicherten über alles und alle.

Während alle darauf warteten, dass die Bahn sich füllte, bemerkte Silke, dass er sie wieder von der Seite anschaute.

Dann fragte er: „Und, haben Sie Angst?

„Hah, ich und Angst!“, antwortete Silke großkotzig. „Na ja, ich weiss nicht so genau“, wurde sie dann schon kleinlauter und rümpfte ein wenig die Nase, sehr zum Vergnügen ihres Mitfahrers.

Er lächelte sie an und meinte: „Ich bin ja bei Ihnen. Es passiert Ihnen schon nichts.“

Wenn sie doch nur durchschauen könnte, in welcher Verbindung er zu den beiden Damen stand! Vom Alter her schien er zu ihr zu passen, und seine Augen…..

Als könne er Gedanken lesen, meinte er grinsend: „Meine beiden Schwestern hinter uns, können von dieser Monster-Achterbahn hier nicht genug kriegen“.

‚Aha, seine Schwestern‘, dachte Silke und stellte erstaunt fest, dass ich froh war, dass keine der Beiden seine Frau war.

„Zweimal im Jahr muss ich mit ihnen diesen Törn machen, vorher geben sie keine Ruhe. Und Sie? Sind Sie alleine hier?“

Silke errötete. „Ja“, sagte sie kurz und knapp. Sie fühlte sich nicht sehr wohl in ihrer Haut. Sollt sie ihm von sich erzählen? Dass sie alleine war, geschieden, und noch nicht wieder verbandelt?

Die Bahn setzte sich in Bewegung. Zunächst fand Silke das ja noch sehr lustig, aber als sie ihren Höhepunkt erreicht hatte, um steil ins Tal zu fahren, wurde ihr schon ein wenig mulmig. Sie hatte das Gefühl, als wollten sich ihre Fussnägel aufrollen. Ihr Copilot bemerkte das und legte seine Hand auf Silkes, mit der sie das Sperrgitter eng umschlungen hielt.

‚Was macht der da‘, dachte sie, bevor sie zu schreien begann, weil ihr die Abfahrt fürchterlich in der Magengegend zu schaffen machte. Er jedenfalls, schien seine Freude daran zu haben, die Arme leiden zu sehen. Ihre Hände verkrampften sich mehr und mehr. Angstschweiss stand Silke auf der Stirn und bildete unter der Umklammerung ihrer Hände des Sicherheitsbügels einen kleinen Teich.

Plötzlich, bevor die Bahn auf das nächste Highlight zuraste, legte er seinen Arm um sie, als wolle er sie vor Schlimmerem bewahren. Erstaunt stellte Silke fest, dass es ihr nicht einmal unangenehm war. Seine Schwestern hinter ihnen, grölten lauthals, lachten und schrien um die Wette.

Langsam stoppte die Bahn und alle begannen auszusteigen. Nachdem er als Erster das Cockpit verlassen hatte, reichte er ihr seine Hand erneut, um ihr behilflich zu sein. Zu allem Unglück stolperte Silke auch noch, weil sie sich kaum sicher auf den Beinen halten konnte.

„Hoppla“, meinte er und fing sie auf.

„So schlimm?“ wollte er wissen.

Offensichtlich sah sie kreidebleich aus und statt zu antworten, nickte sie nur mit dem Kopf. Ihm schien dieser Höllenritt nichts ausgemacht zu haben. Er sah fast noch besser aus als vorher. Seine zerzausten Haare, an den Schläfen leicht angegraut, standen ihm richtig gut.

„Wie heisst Du?“ fragte er neugierig. „Ich darf doch Du sagen oder? Ich heisse Georg.“

„Und ich bin die Silke. Ja klar kannst Du Du sagen.“

Silke ertappte sich dabei, dass sie auf eine ähnliche Frage gewartet hatte.

„Wollen wir irgendwo eine Tasse Kaffee trinken, dann jage ich die beiden Gänse alleine auf die Piste. Was hältst Du davon?“

„Oh ja, das ist eine gute Idee.“

Silke war sehr erfreut über sein Angebot.

„Mädels, ich mache Pause, wir gehen eine Tasse Kaffee trinken. Macht Ihr mal alleine weiter, wir können ja telefonieren.“

Die beiden Frauen zogen weiter und Georg und Silke suchten sich eine Ecke in einem Restaurant, in dem Silke sich erholen und sie mit Georg ungestört eine Tasse Kaffee trinken konnte.

Sie kamen näher ins Gespräch und tauschten sich aus. Erneut stellte er ihr die Frage, warum sie denn alleine hier sei, und sie antwortete bereitwillig. Er erzählte Silke, dass er mit seinen beiden Schwestern einige Reisebüros besässe. Seine Frau sei vor 10 Jahren gestorben und er lebe alleine, habe keine Kinder usw. . Diese Ausflüge würden sie zusammen schweissen und ihren Umgang miteinander lockerer machen.

‚Eine gute Idee‘, fand Silke.

Sein Handy klingelte nach etwa einer Stunde.

„He Bruderherz, wir befinden uns am Mysteriy Castle. Kommt doch auch dahin, da können wir dann noch ein wenig gemeinsam Spaß haben.“

„O.k., warte mal“, meinte er und fragte bei Silke nach: „Hast Du noch Lust auf Mystery Castle?“

„Ja, da wollte ich auch drauf“, antwortete Silke und freute sich.

Er zu seinen Schwestern: „Ja, wir sind gleich da“.

Sie bezahlten und verliessen den Gastraum. Am Mystery Castle angekommen, begegneten sie den beiden Schwestern, die diesmal auch Silke herzlich begrüssten. Gemeinsam betraten sie den Aufzug und es ging nach oben.
Etwas mulmig wurde es Silke auch diesmal! Georg nahm sie wieder beschützend in den Arm, was den Schwestern zu gefallen schien.
Nun war es so weit, der Fall konnte beginnen. Schreiend fielen alle Insassen nach unten.

Wow, war das ein Erlebnis. Silke und selbst Georg und seine Schwestern waren tief beeindruckt von dem Fall der Fälle….

Man beehrte gemeinsam noch weiter Fahrgeschäfte und Attraktionen, bis Georg meinte, dass man ja noch nicht alles gesehen habe, und ob Silke denn bereits wieder nach Hause wolle.

Silke überlegte eine kurze Weile und meinte dann nur zögerlich:
„Also, ich habe keine Eile. Zu Hause wartet ja niemand auf mich.“

„Na, dann lass uns doch heute Nacht hier in einem der Hotels bleiben“, meinte Georg, „dann können wir ja morgen weiter machen. Sicher können wir heute Abend noch eine Menge Spass haben“.

Georg war recht unkompliziert und orderte sofort per Handy e i n Zimmer, also ein Doppelzimmer in einem der Hotels, die sich im Park befanden.

Alles erschien Silke wie im Taum – ja, eher gesagt, wie im Film!

Es gab noch weitere Abendattraktionen, Shows, es gab Bars, Tanzkaffees usw.
Silke hatte zunächst ein schlechtes Gewissen, doch verlor nach jedem weiteren Glas Rotwein und faszinierenden Tänzen in der Tanzbar ihre Hämmungen…..

Früh am Morgen begaben sich Georg und Silke auf ihr gemeinsam angemietetes Zimmer. Sie waren sich erheblich näher gekommen. Warum nicht? Die Nacht war wunderschön….

Als sie endlich zur Ruhe kamen, liess Silke nochmals den Tag Revue passieren. Alles drehte sich um sie. Erst die Wildwasser-, dann die Achterbahn und so weiter. Dann noch die Ereignisse mit dem unglaublich symphatischen Georg… Zum Schluss dachte sie an die unglaubliche Abfahrt in dem Mystery-Castle!!!

Silke verkrampfte sich. Es gab auf einmal einen lauten Knall, etwas zerdepperte – und Silke befand sich auf dem Boden - ihres eigenen Schlafzimmers……

Die Lampe war zu Bruch gegangen, den Kerzenhalter hatte sie auch mit herunter gerissen.

Sie war aufgewacht und bemerkte , .….. dass alles nur ein Traum war……..!!! Wie im Film….

© Christiane Rühmann

Nonverbale Kommunikation

Unendlich viel Getümmel in der Stadt. Scheinbar hat niemand mehr etwas Anzuziehen im Kleiderschrank. Einschließlich mir selbst…

Ich bemühe mich, nicht aufdringlich zu wirken und taste mich langsam an einen mit Kleiderbügeln eng behängten Ständer heran. Es lässt sich nichts verschieben. Das regt mich ein wenig auf. Zu eng hängen die angebotenen Artikel. Ich hole tief Luft und zwinge mich, ruhig zu bleiben und dennoch etwas mich Ansprechendes aus dem Textilgehänge heraus zu fischen.

Ja, das Oberteil könnte mir gefallen. Hmmhh, eine passende Hose dazu wäre auch nicht schlecht. Auf zum nächsten Ständer. Das gleiche Spiel. Endlich habe ich etwas gefunden. Obwohl…. Die andere Hose sieht auch nicht schlecht aus. Also entschließe ich mich, beide mit zur Kabine zu nehmen und noch eine, und noch ein passendes Oberteil vom anderen Ständer……, nee, doch besser noch ein drittes…..

In der langen Warteschlange reihe ich mich ein. Geduldig verharre ich hier, Schrittchen für Schrittchen mühsam auf den Vorhang zu stippelnd.

Puuh, heiss ist es hier. Ich merke, wie sich langsam Schweißperlen auf meiner Stirn bilden. Hoffentlich merkt mir niemand an, dass es mir nicht gut geht….

Einige Ehemänner, Lebenspartner oder Freunde und Kinder sitzen auf bereit stehenden Sitzmöbeln vor den Umkleidekabinen und warten darauf, dass die Holde endlich etwas Passendes finden würde.

Endlich, jetzt bin ich dran. Ich ziehe den Vorhang hinter mir zu, kleide mich um und verlasse für einen Blick in den Ganzkörperspiegel kurzfristig die Kabine, um mich zu überzeugen, dass mich das Ausgewählte auch kleidet.

Skeptisch betrachte ich mich und bemerke dabei, dass mich jemand beobachtet. Ich treffe auf den Blick eines Mittfünfzigers, der mich lächelnd anschaut. Lacht er mich jetzt an oder aus? Was will der?

Auf einmal schüttelt er seinen Kopf. Ich blicke ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und murmele so etwas wie: „Äh äh….?“

Er schüttelt wieder den Kopf. Also ich zurück in meine Kabine und ein neues Outfit angezogen. Mann, ist das anstrengend! Ich begebe mich wieder zum großen Spiegel nach draußen. Der fremde Mann sitzt immer noch dort. Erneut schaut er mich grinsend an, nur diesmal wiegt er seinen Kopf hin und her, als wolle er sagen: `Schon besser, aber immer noch nicht so das Wahre`.

Ich hole tief Luft, gehe wiederum zurück, pelle mich aus der Robe und versuche eine neue Kombination. Als ich erneut die Kabine verließ, um mich im großen Spiegel anzusehen, bemerke ich, wie mein Blick diesmal den seinen sucht, um seine Meinung zu erfragen.

Diesmal öffnete er seinen Mund und stammelte, für mich geräuschlos, ein `wow`, was ich anerkennend zur Kenntnis nahm. Er erhob seinen Daumen nach oben und nickte kräftig mit dem Kopf. Es schien ihm zu gefallen.

Ich lächelte ihn an, legte meine beiden Hände ineinander, was ihn erkennen lassen sollte, dass ich mich bei ihm für seine Meinung bedankte und verschwand zurück in meine Umkleide, um meine alten Sachen wieder anzuziehen
.
Endlich war ich fertig und hing die nicht ausgewählten Kleidungsstücke an einen Ständer im Kabinenvorraum, wo eine Mitarbeiterin ständig damit beschäftigt war, diese wieder an ihre ursprünglichen Plätze im Verkaufsraum unterzubringen.
Ich begab mich mit den neuen Kleidungsstücken zur Kasse und stellte fest, dass der freundliche Herr mit seiner ‚Madame‘ vor mir stand.

Sie keifte ihm ständig etwas entgegen und er antwortete: „Ja Schatz, ist ja gut, machen wir…, Du hast ja recht…, ist in Ordnung., meinetwegen“, usw.

Er bemerkte, dass ich hinter ihm stand, schaute mich kurz an, lächelte freundlich und zwinkerte mir mit einem Auge zu.

Ich lächelte ebenfalls, jedoch sehr belustigt, zwinkerte ebenfalls dankbar zurück und verließ, nachdem ich die Kasse passiert hatte, immer noch lächelnd das Kaufhaus.
Das war mal ein lustiger Einkauf. Hatte echt Spaß gemacht.

Danke an den Fremden. Ich fühlte mich bestens beraten, auch ohne Gekeife und große Worte….

© Christiane Rühmann