Das bisschen Haushalt….

Wie sehr sich Peter auch bemühte, er eckte ständig irgendwo an. Woran lag das nur? War es sein Eigensinn, seine Unfähigkeit, sich anzupassen oder waren es die anderen, die ihn einfach nicht verstehen konnten.

Einmal buchte er eine Reihe von Seminaren, die er auch umgehend bezahlt hatte. Leider hatte er es im ersten Durchlauf immer nicht geschafft, an den feststehenden Terminen daran teilzunehmen.

„Es gibt ja noch einen Ausweichtermin“, antwortete er stets, wenn ich ihn ansprach, warum er sich nicht angemeldet habe.

„Ich komme beruflich nicht hier weg“. Dies war seine Standard-Ausrede.

ER HATTE NICHTS WEITER AUF DEM ZETTEL!!!

Peter dümpelte so vor sich hin. In seiner Firma, an der er selbst 11 % Anteile hielt, und die sein Vater aufgebaut hatte, war er nicht so gerne gesehen, weil er ständig irgendwo anders beschäftigt war, zu spät kam, seine Pausen überzog und sich einfach nicht an normale Regeln halten konnte. Er war dort ebenso angestellt, wie jemand, der vom Arbeitsamt empfohlen wurde.
Daher war er auch bei den Kollegen nicht immer als Firmenmitinhaber angesehen, sondern wurde eher nur verlacht.

„Ich habe ja auch noch meine Mutter, um die ich mich kümmern muss!“, antwortete er, wenn man ihn fragte, warum er denn so sei. Mit ihr lebt er seit Jahrzehnten in einer Wohnung zusammen, gemeinsam in einem Haushalt. Schliesslich wurde er sogar gemobbt und man wollte ihn aus seiner Tätigkeit in der Firma entfernen.

Das liess er sich nicht gefallen. Peter musste mal wieder prozessieren und fühlte sich ungerecht behandelt. Er sah seine Felle allmählich schwimmen und bemühte sich um ein zweites Standbein – als Networker.
Vollkommen überzeugt von „seinen“ Produkt und seinen Fähigkeiten, nahm er den schweren Weg eines Vertrieblers auf. Er erkannte nicht, dass es im 21. Jahrhundert erforderlich ist, über einen Computer zu verfügen und ein Handy zu besitzen, um sich mit seinen Partnern kurzschliessen zu können.

Dies wurde ihm zum Verhängnis. Zwar hatte er sich mittlerweile ein Handy zugelegt, das er sogar bedienen konnte, aber er nutzte seine Geschäftskontakte nicht, das war ihm ewig zu teuer.

ICH diente ihm als Sekretärin, ICH lud ihm gewisse Informationen aus dem Internet herunter, ICH druckte sie ihm aus und brachte sie ihm 20 km entfernt in sein Eigenheim und legte die Informationen unter sein Garagentor, ohne jemals dafür entlohnt worden zu sein.

Dann kam der Hammer. Er liess sich wegen „mobbing“ krank schreiben und bekam eine psychiatrische Hilfe empfohlen, die er sich zu Nutze machte. Er wurde eingewiesen – natürlich nur auf eigenen Wunsch! Stationär war dies nicht, sondern nur ambulant. Hier konnte er seinen Gefühlen und Empfindungen freien Lauf lassen.

Er wurde auf Medikamente eingestellt und bekam etliche Gesprächstherapien. Was die Therapeuten nicht wussten, dass dies bei dem Schwerenöter Peter wenig Sinn hatte.

Peter besass 40 km von seinem Wohnort, von seinem Zimmer bei seiner Mutter, ein wunderschönes Einfamilienhaus. Dies war sein „Traum“. Immer hatte er sich vorgestellt, dort ein unbeschwertes Leben führen zu können. Er war auch mal verheiratet. Aus dieser Ehe hatte er eine erwachsene Tochter von mittlerweile dreißig Jahren. Die Ehe ging ihren, verständlicherweise, rapiden absteigenden Verlauf, als Peter meinte, dass Frauen nur dazu da seien, Männern die Wäsche zu machen, zu kochen, bügeln und sie darüberhinaus auch noch sexuell zu befriedigen. Eigenes Geld stünde ihnen ja auch nicht zu, da sie ja mit Unterkunft, sexueller Befriedigung und Verpflegung genügend entlohnt seien. Ansonsten habe er ja auch noch für Kleidung, Kosmetik, Wasser und Strom zu sorgen. Das sei ja wohl total ausreichend.

Sein Leben ist sein Haus, in dem er nie gewohnt hat und nie wohnen wird. Viel zu verklagt ist er mit Anwälten, Architekten, Pflanzen und Insekten. .....

Die Frauen verächtliche Äusserung machte er auch einmal, als wir mit einem weiteren Freund zu einem Event unterwegs waren. Aber die hat er nur einmal gemacht: Mein Freund blaffte Peter an und fragte ihn nach seinen Problemen.

„Eine Frau ist ein Schmuckstück – eine Brosche - eine Knospe - , die jeden Tag neu erblüht. Sie hat Respekt, Anerkennung und Liebe in jeder Minute verdient. Man trägt eine Frau auf Händen, streichelt und küsst sie. Man hat sie lieb und zeigt es ihr zu jeder Zeit! Sie erträgt ihren Mann, die Kinder, die Sorgen, sie klagt nicht, weiss immer Rat und Ausweg und zeigt mit ihrer Liebe und Zuneigung, dass man ein Team auf Lebenszeit ist. Sprichst Du noch einmal so respektlos von einer Frau, halte ich an, und Du kannst auf der Stelle aussteigen – hier, mitten auf der Autobahn!“

Das war deutlich!

Peter war jedoch nicht einsichtig.

„Wieso?“ wollte er wissen.

„Ich zahle doch alles, während sie nur den Haushalt macht. Sie hat doch ein tolles Leben bei mir….. Sie erhält Unterkunft, das, was sie braucht, um den Haushalt zu führen, sie kann sich kleiden und bekommt noch wöchentlich 20 € Taschengelt. Davon kann sie sich doch Kosmetikl und ähnliches kaufen. Das reicht doch wohl!“

„Peter, jetzt reichts wirklich!“

Fritz setzte den Blinker auf der Autobahn, fuhr rechts ran, stieg aus, ging um das Fahrzeug und öffnete Peter die hintere Türe und forderte ihn auf, seinen Wagen zu verklassen.

Als Peter nun so verloren am Strassenrand stand, holte Fritz noch dessen Aktentasche vom Rücksitz und warf sie diesem vor die Füsse.

Fritz begab sich wutentbrannt wieder auf seinen Fahrersitz, warf den Gang ein und machte sich flink vom Acker. Wutschnaubend unterhielt er sich mit mir über diese prikäre Situation und meinte nur: „Lass ihn mal dieses bisschen Haushalt alleine machen. Der hat ja nicht alle Tassen im Schrank.“

Peter wurde einige Stunden später von einem LKW mitgenommen. Das Event konnte er eh vergessen, aber seine Meinung hat sich bisher nicht geändert…….

Das Sonnenstudio, wo er von Zeit zu Zeit mal einkehrte, darf er auch nicht mehr betreten, weil er vor Schliessung 20 Minuten vorher eintraf, um 16 Minuten zu sonnen. Er benötigte allerdings vor der Besonnung 10 Minuten zum eincremen und 5 Minuten zusätzlich, um sich vorher seiner Stürzstrümpfe zu entledigen und nach der Besonnung wiederum 10 Minuten, um sich mit einem Aftersun-Präparat zu belegen und dann nochmal wiederum 5 Minuten, um seine Stützstrümpfe wieder anzuziehen.

Wer mit gerechnet hat, erkennt, dass dies ein untragbarer Zusatand ist, und dass seine „sonnigen Minuten“ eigentlich der mehr als doppelten Zeit entsprechen würden.
Peter ist ständig auf der Suche nach neuen Sonnenstudios und Abnehmern seiner Produkte.
Da ihm niemand so schön geschmeidig und streichfähig seine Fehler aufs Brot schmieren darf wie ich, erhalte ich auch ständig nächtliche SMS und Anrufe – von ihm.

Peter tut mir leid und bedarf (meiner) Hilfe, ansonsten geht er vor die Hunde .....

BIOGRAFIE:
6 Prozesse (von denen er nicht weiss,wie er die Anwälte bezahlten soll)

5 Rechtsschutzverischerungen, aus denen er wegen seiner Prozessfreudigkeit
rausgeflogen ist.

Keine weitere berufliche Perspektive, wegen UNEINSICHTIGKEIT

Das bisschen Haushalt macht sich doch von allein…….

Christiane Rühmann