Quirlige Hochzeitsgesellschaft........

Lena und Günther haben sich nach fast fünfunddreissigjähriger wilder Ehe entschlossen, sich offiziell das "Jawort" zu geben. Beide waren Mitte fünfzig und hatten neben zwei gemeinsamen, bereits erwachsenen Kindern, mittlerweile auch drei Enkelkinder. Ihr Freundeskreis bewegte sich um Ihre Jahresringe etwa um zehn bis fünfzehn Ringe mehr oder weniger.

Die Enkel jedenfalls waren frisch: Jonas war bereits zwölf, seine Schwester Ann-Katrin elf und deren Cousine Lea war ebenfalls bereits elf Jahre alt. Die drei verstanden sich prächtig, gingen sogar auf die gleiche Schule.

Vor dem grossen Tag hatten alle drei kund getan, dass sie auf dieses absolut "peinliche" Fest überhaupt keinen Bock hätten und ausserdem für sie sicher keine Unterhaltung von den "Komposties" zu erwarten sei. Ihre Eltern massregelten sie und sie mussten versprechen, sich an diesem für ihre Grosseltern sehr wichtigen Tag, tadellos zu benehmen, höflich zu allen zu sein und brav Pfötchen zu geben, falls sie dazu animiert wurden.

Es blieb ihnen keine Wahl, das Fest notgedrungen überstehen zu müssen. Sie brachten ihre elektronischen Spiele-Kleinstkonsolen und MP3-Player mit, um nicht der Musik aus den 70-ern und 80-ern ausgeliefert zu sein. Es wurde Boshido zwischen den Playern ausgetauscht usw.

Die Feier fand in einem Nobelrestaurant, deren Koch bereits über 2 Sterne verfügte, statt. Dementsprechend waren auch die Räumlichkeiten ausgestattet. Edelst, nur das Feinste vom Feinen. Zur Begrüssung der Hochzeitsgäste gab es zunächst Cocktails oder Champagner, bevor das übliche Ansprache-Geschwafel stattfand und der erste Gang von dem Menue serviert wurde. Für die Kids war es übelst langweilig. Aber da war ja noch Jerome.

Jerome war für die organisatorischen Dinge der Festlichkeit zuständig, wies die Bedienungen an, was sie wann und wo zu servieren oder abzuräumen hätten. Er war ein gut aussehender junger und dynamischer, zudem noch braun gebrannter, athletischer Typ. Wie die Jugend von heute nun mal ist, quasselten die drei Jerome an und wollten wissen, was sie denn noch alles erwarten würde, an diesem zum gähnen ätzenden Abend. Schliesslich seien hier ja fast nur Gruffties, die ihr Hinterteil wohl kaum in Bewegung bringen würden.

Jerom hatte für die Teenies ein offenes Ohr. Er hinterfragte deren abwertende Meinung gegenüber der Teilnehmer dieser Festlichkeit. "Na ja", meinten die drei, die Heiratenden, also ihre Oma und Opa, seien ja eigentlich noch recht fit für ihr Alter, aber Tante Ottilie, Onkel Erwin, Onkel Ewald, die dicke Tante Berta usw., bekämen doch sicherlich ihren "A....llerwertesten" an diesem Abend nicht hoch.

Das ermunterte Jerome, mit den Kids eine Wette abzuschliessen. Die verstanden zunächst nicht recht. Jerome wettete, das die beinkranken und trägen Personen auch anders könnten und springfähig seien. Jonas, Ann-Katrin und Lea hielten dagegen, weil sie sich das, was Jerome ihnen vorsetzte, nicht vorstellen konnten. Dass der nette Typ ein Scherzkeks war, hatten sie bereits mitbekommen und genau deshalb war er ihnen sehr symphatisch. Sie wollten wissen, wie es denn geschehen könne, dass er Recht behalten sollte. Über beide Wangen grinsend, erzählte J. dass er einmal als Jugendlicher in einer ähnlichen Situation gewesen sei. Nur sei er damals alleine gewesen und hatte keine Verstärkung.

Die Kids wurden neugierig. "Was hast Du gemacht damals?" "Nun ja", entgegnete er: "Ich habe mir ein paar kleine Utensilien besorgt, die keinen Hintern auf dem Stuhl halten. Wetten, die können springen wie die Kängurus?" "Erzähl!" "Also, da gibt es so kleine spitze Teile, womit man etwas an eine Pinwand heftet......." "Geiiiiil!", schrie die Meute.

Nachdem sie sich die begehrten "spitzen Teile" besorgt hatten, nutzten sie die Zeit zwischen dem Hauptgang und dem Dessert, um ihren Plan durchzuführen. Der Plan war gut - und ging auf!

Um ihre Mahlzeiten sacken zu lassen, damit noch ein Dessert in die bereits ohnehin überfüllten Mägen hinein passte, standen alle von ihren Plätzen auf und vertraten sich auf eine Zigarettenlänge die Beine.

Das kam gut.....

Die drei verteilten ihre kleinen spitzen Teile, also die Reisszwecken, die sie sich bei der Information besorgt hatten, auf die entsprechenden Stühle ihrer so prüden und ungeliebten "Gruffties" und platzierten sie nicht etwa mittig von den Stühlen, sondern entweder auf der linken oder rechten Seite der Sitzfläche.

Jerome tat so, als hätte er nichts gesehen. Schliesslich hatte er sie ja nicht damit beauftragt, aber dass es lustig werden würde, war auch ihm bewusst.

Es wurde die Nachspeise serviert. Nach der begehrten Zigarette begaben sich dann alle wieder auf ihre Plätze. Miteinander plaudernd, wusste ein Jeder, wo sein Platz war, begab sich zu diesem, knickte die Knie und ....

"Aaaaauuuaaahhhhh!!!!" schrien gleich mehrere Gäste auf und sprangen von ihren Stühlen hoch. Jerome hatte nicht zu viel versprochen, der sich übrigens hinter einem Buffet verschanzt hatte. Die Kids waren total begeistert. Nie im Leben hätten sie gedacht, dass ein paar paarhundert Jahre alte Menschen noch so quirlig sein könnten. "Krass, Du hast gewonnen, Jerome!"

Sie hielten mit ihrem Spass, den sie dabei hatten, nicht hinter dem Berg. Eine Abreibung mussten sie schon kassieren, aber das macht in ein paar Jahren nichts mehr aus...

Lange wurde noch über diesen Spass noch gelacht und gesprochen. Es wurden auch Weiterempfehlungen ausgesprochen.

Seid also alle auf der Hut.......

CR

Kindermund....... LARS AUF DEM LAND.....

Lars wohnte in einer Grossstadt. Mit seinen 5 Jahren wirkte er bereits etwas älter, als seine Altersgenossen. Das lag wohl an seinem unaufhörlichen und nicht zu stillendem Wissensdurst. Wenn er den Mund aufmachte, sprudelten, wie eine Fontaine, die Fragen und altklugen Weisheiten nur so aus ihm heraus.

Lars Mama musste ins Krankenhaus und sein Papa war beruflich für einige Wochen in Südafrika.

Er hatte es gut aufgefasst, als seine Mama ihm erklärte. dass sie operiert werden müsse, und er so lange zu Oma und Opa aufs Land ziehen solle.

Seine Grosseltern wohnten unweit von einem riesigen Gutshof. Dort gab es Kühe, Pferde, Gänse, einen Esel, einen Hund, einen kleinen Teich und natürlich Katzen.

Der kleine Bursche hatte bisher wenig Gelegenheit, seine Grosseltern regelmässig zu sehen oder zu besuchen. Seine Mama war ja ständig zu Hause und deshalb kamen die Grosseltern meistens zu ihnen zum Kaffeetrinken, zu dem Oma immer einen leckeren selbst gebackenen Kuchen mitbrachte.

Diesmal sollte der Zwerg allerdings zu den Grosseltern auf´s Land. Als seine Mama den Wagen vor der Grosseltern Haus abstellte, kamen diese bereits aus der Haustüre. Oma nahm Lars freudestrahlend in den Arm, knuddelte ihn und drückte ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange, den er sofort abwischte und Opa klopfte ihm kumpelhaft auf die Schulter und meinte: "Hallo, mein Grosser."

Das hatte Lars gefallen, damit konnte er klarkommen. "Kommt erstmal rein", sagte Oma. Seine Mama freute sich nach der langen Fahrt auf eine Tasse Kaffe, die ihre Mutter natürlich längst fertig hatte, und natürlich wieder auf ein Stück selbst gebackenen Kuchen. Hmmm, wie das duftete, als sie die gute Stube betraten. Sie plauderten eine ganze Weile und beredeten dabei, was sie alles mit dem Enkel unternehmen wollten, bis Lars Mama wieder nach Hause fuhr. Er und seine Grosseltern verabschiedeten sich, wünschten seiner Mama alles Gute für die OP und winkten ihr noch lange hinterher, bis ihr Auto nicht mehr zu sehen war.

Lars senkte ein wenig traurig seinen Kopf, bis der Opa ihm liebevoll durch seine Locken strubbelte und den kleinen Mann aufmunterte. Er versprach seinem Enkel eine tolle Zeit. Nun freute er sich auch ein wenig auf die vor ihm liegende Zeit bei Oma und Opa. Am Abend schlief er sehr schnell ein, in dem eigens für ihn hergerichteten Zimmer. Liebevoll hatten Oma und Opa noch ein paar kinderfreundliche Poster an die Wände gehängt und die kleine Kammer sehr lustig und bunt für den Jungen hergerichtet.

Am nächsten Morgen, Lars war bereits gewaschen, angezogen und satt vom Frühstück, meinte sein Grossvater: "He Lars, was meinst Du, sollen wir gleich mal mit dem Fahrrad zum Bauernhof fahren und uns die Tiere anschauen?" Burschi war begeistert. Sein kleines Fahrrad hatten sie extra von zu Hause mitgebracht und Tiere....., Tiere kannte er nur aus den Bilderbüchern. Also radelten sie los. Der Bub brauchte nicht einmal mehr Stützräder, er war ja schliesslich schon gross und fand die Teile albern. Auf dem Weg zum Gutshof kamen die beiden "Männer" bereits an einer Koppel mit Pferden vorbei. Sie hielten an, Lars pflückte einige Gräser und lockte damit eine neugierige Stute an den Zaun. Er streckte seinen Arm gaaanz weit aus und hielt das Grasbüschel dem grossen Tier entgegen. Sein Arm war wohl doppelt so lang wie sonst. Die Stute nahm bereitwillig den Leckerbissen entgegen und berührte mit ihren weichen Lippen Lars Hand, die er sofort zurück zog. Er war ein wenig erschrocken und verunsichert, rupfte aber gleich noch mehr Gras aus und reichte es dem Pferd erneut. Nun strahlte er über das ganze Gesicht und traute sich sogar, den Schopf des Tieres zu streicheln, allerdings immer noch mit einem doppelt so langen Arm, wie sonst.....

Dann radelten sie weiter und erreichten den Hof. Der Gutsherr begrüsste den Opa mit: "Moin moin Alfred, moin mien Jung. Wie heisst Du denn?"

Opa grüsste mit einem "moin moin Karl" zurück und Lars antwortete höflich mit einem "Guten Tag, ich bin der Lars." "Der Junge kommt aus der Stadt und möchte mal echte Tiere auf dem Land sehen." "Na denn man tau", sagte Karl und wuschelte mit seiner tellergrossen kräftigen Hand durch Lars Locken.

Sie machten sich auf, um zunächst einmal die Kühe zu besichtigen. Sie waren bereits fertig gemolken und Karl wollte sie gerade auf die Weide treiben. "Du kannst mir helfen", meinte er zu dem Stadtjungen und das lies sich dieser nicht zweimal sagen. Karl öffnete die Gitter und die Kühe verliessen nach und nach den Stall und begaben sich in Richtung Weide.

Lars war erschrocken, wie gross die Tiere in Wirklichkeit waren und suchte Opas starke und beschützende Hand. Dieser schmunzelte und marschierte mit seinem Enkel an der Hand, der Herde hinterher. Als alle auf die Weide getrieben waren, durfte der Junge den Zaun schliessen.

Stolz ging er mit Opa und Karl zurück zum Hof. Karl zeigte ihnen noch den Teich und die Gänse. Eine Gans kam mit ausgebreiteten schlagenden Flügeln schnatternd auf Lars zugerannt. Der lief kreischend davon und versteckte sich hinter einem riesigen Holzfass. Karl und Opa begannen schallend zu lachen. Durch den Lärm im Schlaf gestört kam nun auch noch Arcor, der Hofhund, dunkel bellend und wuffend auf die Gruppe zugelaufen. Für Lars war das alles sehr aufregend. Als er letztlich Arcor, der fast so gross wie er selbst war, gestreichelt hatte, leckte dieser ihm mit seiner grossen Zunge schwanzwedelnd durchs Gesicht. "Bäääähhh", rief Lars und wischte sich, wie bei dem Kuss von Oma, mit seinem Ärmel durch seine kleine Visage.

Als er nach einiger Zeit mit Opa wieder nach Hause radeln wollte, drehte er sich noch einmal um und winkte Karl zum Abschied mit hoch erhobenen Händen zu. "Kannst jederzeit wiederkommen", rief Karl zurück.

Als sie endlich wieder zu Hause angekommen waren, roch es bereits draussen vor dem Haus nach Braten, Kartoffeln, Sosse und Salat....und, es roch auch noch nach Kuchen aus dem Backofen. Den sollte es dann später wieder zum Kaffee- und Kakaotrinken geben. Die beiden Männer wollten nun erst ihre Räder in den Schuppen stellen, als Mikesch, der Kater von den Nachbarn, sich um die Ecke schlich. Mikesch war ein kräftiges und riesiges schwarz-weisses Exemplar.

"Guck mal Opa!" rief Lars voller Begeisterung: "das ist aber eine kleine Kuh!"

Die Großeltern schmunzelten. Oma wurde sofort über die vielen Erlebnisse informiert. Sie lächelte warm und gütig, so, wie eine Oma es nur kann, zog ihren Enkel auf den Schoss und freute sich, dass "ihre Männer" so viel Spass gehabt hatten.

Am Abend schlief der "Jungbauer" völlig erschöpft ein und träumte von vielen grossen Kühen und.... einer kleinen Kuh.

(C) Christiane Rühmann

Glückspilz....

Betrachte Dich als Glückspilz!
Positive Gedanken schaffen heitere Erlebnisse und steigern Deine Lebensqualität. So geht es Dir rundum gut.
(c) Christiane Rühmann

Optimist....

Ein Optimist ist ein Mensch, der alles halb so schlimm oder doppelt so gut findet. (Heinz Rühmann)

Lustiger Auffahrunfall und die schönen Dinge des Lebens.......




Meine Freunde betreiben seit über 30 Jahren ein Kosmetik- und Sonnenstudio. Hier werden ausserdem auch noch Bademoden und Dessous verkauft. Für jeden Körper und in jeder Grösse sind hier anspruchsvolle Wäschestücke zu erwerben. Das Schaufenster wechselt zu jeder Jahreszeit passend, seine ansprechende Dekoration. Dies zieht natürlich nicht nur die Blicke der exquisiten Damenwelt, sondern auch die der fachmännischen Männerwelt auf sich.

Dieses Geschäft mit seinem reizenden Schaufenster befindet sich genau an einer T-Kreuzung, die an einer stark befahrenen Bundesstrasse liegt. Die Lichtzeichenanlage wechselt von allen Seiten über Kontaktschleifen ihr Signal. Oft ist es dann so, dass man vor dem Studio Autos kupen hört, weil der Vordermann seinen Start verpennt hat, da seine Blicke an das aufreizende Outfit des Fensters gefesselt waren. Es ist sogar bereits häufiger vorgekommen, dass geschäftsreisende Herren im Vorbeifahren auf die ausgestellte Ware aufmerksam geworden sind, ihren Wagen gewendet haben, um für ihre Liebste ein schönes Dessous-Set zu erwerben.

Als meine Freunde für einige Tage verreist waren, habe ich die Vertretung im Geschäft übernommen. So bediente ich an einem Tag eine Kundin, für die ihr gewünschtes Wäscheteil in passender Grösse nur noch im Schaufenster vorrätig war. Als ich gerade dabei war, das ausgewählte Stück aus der Ausstellung zu nehmen, krachte und schepperte es draussen heftig. Wiedermal hatte jemand die Augen nicht von den Dessous lassen können und dadurch einen Auffahrunfall verursacht.

Man merkte, dass es dem Unfallverursacher schon sichtlich peinlich war, wie es dazu gekommen war, als er nun auch noch der Polizei erklären musste, was ihn abgelenkt habe. Es war zum Glück nur leichter Sachschaden entstanden. Nachdem die Beamten die Angelegenheit aufgenommen hatten und zwischen den Betroffenen ein entsprechender Datenaustausch stattgefunden hatte, setzten alle ihre Fahrt fort.

Etwa fünf Minuten später betrat der Mann das Geschäft, dem zuvor das Missgeschick passiert war. Er meinte, er wolle doch zumindest den "Stein des Anstosses" erwerben, liess sich von mir noch auf eine Tasse Kaffee einladen und fachfraulich beraten. Er entschied sich für zwei äusserst ansprechende Wäschesets, bezahlte und verliess den Laden mit den Worten: "In Zukunft parke ich erst meinen Wagen ordnungsgemäss. Dann kann ich mich viel entspannter den schönen Dingen des Lebens widmen. Ich bedanke mich für Ihre freundliche Bedienung. Dies ist ein sehr schönes Geschäft. Auf Wiedersehen und bis bald."

Er hatte die Türklinke noch in der Hand, als es vor dem Geschäft erneut energisch hupte............

(c) Christiane Rühmann

EIN TAG MIT MARLON.........

Marlon war das einzige Kind meiner Freundin Rosi und mit seinen fast sechs Jahren so ziehmlich das anstrengenste, was ich je kennenlernte bzw. kennen lernen sollte.

Rosi und ihr Mann Arne mussten zu der Beerdigung ihres Onkels nach Hamburg. Da sie beabsichtigten, über Nacht zu bleiben und ihr Filius sehr lebhaft war, erklärte ich mich bereit, auf ihren Sprössling für die zwei Tage aufzupassen. Ich überlegte mir sorgsam einige Aktivitäten, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Marlon hatte offenbar dasselbe getan...

Gegen 9.00 Uhr früh brachten sie ihn mei mir vorbei, setzten die mitgebrachte Reisetasche für den Jungen ab, verabschiedeten sich und begaben sich auf die Reise.

Marlon und ich wollten zunächst einmal frühstücken. Während ich noch den Tisch deckte, hatte der kleine Schlumpf bereits das Glas mit der Schokocreme fast ausgelöffelt und sah auch bereits entsprechend aus. Egal, ich hatte ja auch noch Marmelade, Fleischwurst und Salami. Seinen Kakao wollte er selbst zubereiten und schenkte sich die Milch in seine Tasse ein. Er füllte das Kakaopulver mit einem grossen Esslöffel in die Milch....... und stiess dabei seine Tasse um, als er die Dose wieder auf dem Tisch abstellen wollte. Ohjemineee, das Gemisch verteilte sich über den Tisch und plätscherte auf den Teppich. Er murmelte so etwas wie "Tschuldigung" und machte sich dann ungerührt über die Brötchen her, während ich den Tisch ab- und den Boden aufwischte. Dass er das Brötchenmesser in der Hand hielt, fiel mir erst auf, als er laut aufheulte: "Auaaahhh, ich blute!!!" Auch das noch. Ich nahm ein Küchentuch, band es ihm um den blutenden Finger und befahl ihm, still sitzen zu bleiben, bis ich ein Pflaster geholt hatte. Wenigstens das funktionierte reibungslos.

Nachdem ich ihn verarztet hatte und wir endlich fertig gefrühstückt hatten, zog ich ihm noch seine mit Blut beträufelte Hose aus und reichte ihm eine frische.

"Was machen wir jetzt?" wollte er wissen. "Was hältst Du davon, wenn wir Tretboot fahren?" "Au jaaa..", tönte er laut. So räumte ich schnell den Tisch ab und wir machten uns im Anschluss auf den Weg zum See. Hierzu mussten wir 7 km fahren. Er kletterte in mein Auto und schnallte sich brav in dem Kindersitz an, den seine Eltern extra dagelassen hatten. Die Plastiktüte mit dem Brot für die Enten und Schwäne, hielt er fest in seiner Hand.

Angekommen, mietete ich am Kiosk ein Boot an in dem Glauben, Marlon stünde neben mir. Dass dem nicht so war, bemerkte ich erst, als eine ältere Dame empört rief: "Pass auf Junge, gleich sitzt Du drin!" Sie sprach es kaum aus, da war es auch schon geschehen. Der kleine Knylch wollte am Seeufer die Schnattermänner füttern, rutschte ab und fiel ins Wasser. Nein, nicht das auch noch! Zum Glück war es an diesem Tag sehr heiss. Nach Hause wollte er nicht, also zog ich ihn bis auf die Unterhose aus, liess ihn ins Boot steigen, schnallte ihn dort sofort an und legte seine nasse Kleidung über das Boot verteilt zum trocknen. Ich hoffte, dass ich ihn mit dem Tretbootfahren mürbe machen konnte. Weit gefehlt! Er trat emsig in die Pedale und hatte sichtlich Spass daran, dass die Enten und Schwäne uns verfolgten, weil er immer neue Brotbröckchen hinter uns ins Wasser warf. Als die Stunde, für die ich unsere Tretyacht gemietet hatte, vorbei war, war auch seine Kleidung wieder trocken und wir begaben uns langsam auf den Heimweg. Zuvor hatte ich Marlon aber noch einen Eisbecher versprochen und zwar in Altenberg, wo es zu bestimmten Zeiten zusätzlich noch Wasserspiele gab. Wasserfontänen tanzten hier in ständig wechselnden Farben nach Musik. Das gefiel dem kleinen Früchtchen so sehr, dass er beschloss, die Sache näher zu untersuchen. Eh ich mich versah, war er aufgesprungen und hatte mit seinen beiden Händchen die Wasserdüsen zugehalten, so dass das Wasser unkontrolliert in alle Richtungen spritzte. Diesmal wurde nicht nur er, sondern auch die anderen Gäste in diesem Lokal nass gespritzt, die darüber nicht gerade sehr glücklich waren, ja sogar bösartige Bemerkungen losliessen. Er war aber auch ein Quirl!

Beim Verlassen des Lokals meinte er noch kurz einem Dackel, der unter einem Stuhl lag, auf den Schwanz treten zu müssen, der sich kurzerhand damit rächte, dass er Marlon kurz in die Wade zwickte, woraufhin dieser natürlich wieder lauthals zu brüllen anfing. Puuuhhh, war das anstrengend. Nun also auch noch zum Arzt. Er tat so, als hätte der kleine Hund ihm das Bein abgebissen, dabei war er wirklich "nur gezwickt" worden. Er war noch nicht einmal blutig, man sah nur die Zahnabdrücke. Um auch selbst beruhigt zu sein, liess ich einen Doktor draufschen. Dass der Junge Tetanus geimpft war, wusste ich aus Rosis Erzählungen, denn vor kurzer Zeit war er von einem Eichhörnchen im Park gebissen worden, das er beim füttern schnappen wollte. Als er es am Schwanz zu fassen bekam, hatte das kleine flinke Tier blitzschnell zugebissen. Der Doktor beruhigte mich, es sei nicht schlimm. Daher bekam er vom Onkel Doc auch nur ein riesiges mit Salbe bestrichenes Pflaster auf die Wade geklebt. Schmunzelnd meinte der Arzt zu Marlon, dass er sich nun ein wenig schonen solle, was dieser ihm auch versprach. Schwer hinkend verliess er mit mir an der Hand und einem kleinen Plastikauto in der anderen Hand, welches er noch für seine Tapferkeit erhalten hatte, die Praxis.

Es war mittlerweile 18.00 Uhr, als wir zu Hause ankamen und Zeit fürs Abendbrot. Er half mir beim Aufdecken, vergass aber nicht, stark auffallend zu humpeln. Anschliessend liess ich ihn duschen und sein Nachtzeug anziehen, um vor dem Zubettgehen noch eine Runde "Mensch ärgere Dich nicht" zu spielen. Als er sich dann ins Bett legen sollte, begann er bitterlich zu weinen und wollte zu seiner Mama. Um ihn zu beruhigen, legte ich mich also neben ihn und begann, ihm Geschichten aus meiner Kindheit und vom Nachtvogel zu erzählen. Er kuschelte sich an mich und nach einer Weile ......... waren wir beide eingeschlafen.

Am anderen Morgen hatte ich ihm versprochen, ins Schwimmbad zu gehen, bis nachmittags seine Eltern wieder zurück waren.

Diesmal ging fast alles glatt, bis auf, dass ich ihn im Gewirr der gesamten Umkleidekabinen suchen musste und er, weil er so doll gerannt war, am Beckenrand ausgerutscht und sich eine dicke Beule am Kopf zugezogen hatte, ich ihn vom 3-m-Brett herunterholen musste, von wo er springen wollte, ohne schwimmen zu können, und er mit dem eiskalten Wasserschlauch alle Leute abspritzte, die ahnungslos aus dem Dampfbad kamen ............

Im 14.00 Uhr waren seine Eltern wieder da, um Marlon abzuholen.

"Na, wie war´s?", fragten sie mich fast schelmisch. "Alles klaro", antwortete ich und zwinkerte dem kleinen Strolch mit einem Auge zu. "Wir hatten viel Spass, oder Marlon?"

Zum Abschied gab der kleine Charmeur mir noch einen dicken Schmatz auf die Wange mit dem Versprechen: "Ich besuche Dich bald wieder......."

Booaahh, hoffentlich nicht so bald, Du kleiner Rocker....

(c) Christiane Rühmann